15 - atemberaubend

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Die letzten Tage waren Luana vermehrt merkwürdige Dinge widerfahren, die sie selbst aber nur am Rande oder gar nicht bemerkte.

Heute im Morgengrauen war sie durch den Wald gejoggt und hatte die Seele baumeln lassen. Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach und es war beinahe windstill.

Als sie an einer Lichtung vorbei kam, hielt sie inne, um die Schönheit der Natur zu genießen. Sie hockte sich hin und es war, als würde eine kleine Blume direkt vor ihr die Blüte öffnen — ohne, dass es ihr auffiel. Sie beugte sich herunter, genoß den sanften Duft und entschloss sich dann, weiter zu joggen.

Es waren die Kleinigkeiten, die oftmals sehr entscheidend sein konnten.

Zur gleichen Zeit waren die Jungs im Haus und starrten zusammen mit Ashton auf Bildschirme. Das Gelände war übersät von Kameras und noch immer schien etwas im Wald vorzugehen, dass sie beunruhigte.

Brad hatte den anderen von dem Vorfall erzählt, als er etwas mitten in der Nacht im Wald gesehen hatte und auch bei den anderen klingelten direkt die Alarmglocken. Luana hatte von dem ganzen Tumult noch nichts mitbekommen — aber die Jungs hatten sich auch Mühe gegeben, dass sie nichts erfuhr.

Sie wollten sie nicht beunruhigen, aber fühlten sich gleichzeitig schlecht, weil sie Luana so vielleicht in Gefahr brachten. Gerade zum Beispiel wurde Luana auch beobachtet, sowohl von den Jungs, als auch anderweitig. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung.

Während die anderen auf alles zwielichtige achteten, hatte Brad nur eins im Kopf: er wollte Luana im Auge behalten. Er kannte die Gegend wie seine Westentasche; Im Notfall könnte er augenblicklich eingreifen, wenn irgendetwas mit Luana geschah. Doch gerade sah er sie nicht und er hatte Mühe seine Panik im Griff zu halten. Er wollte auch nicht, dass die anderen das mitbekamen...

Die wunderbare Luft, die aufgehende Sonne, Sport — all das gab Luana gerade ein beschwingtes Gefühl und nie im Leben hätte sie auch nur ansatzweise vermutet, dass etwas schlechtes in der Luft lag. Die Vögel zwitscherten und sie bog auf die Auffahrt des Anwesens ein.

Brad erblickte Luana auf einem der Bildschirme, als sie gerade aus der Puste die lange Auffahrt entlang schlenderte. Ihm fiel ein riesiger Stein vom Herzen und er atmete erleichtert aus, bevor er schnellen Schrittes aus dem Büro eilte.

Dass Ashton nach ihm rief, nahm er gar nicht mehr war. Ihm war in diesem Augenblick alles egal, weil er seine Luana einfach nur in den Arm nehmen wollte.

Er hasste es, dass er Luana nichts sagen durfte und vor ihr so tun musste, als wäre alles gut. Er konnte ihr nicht sagen, wie erleichtert er war sie zu sehen, oder, dass er sie am liebsten immer in seinem Blickfeld hätte. Stattdessen lehnte er gespielt gelassen im Rahmen der Eingangstür und lächelte ihr zu, obwohl sein Herz unglaublich schmerzte.

„Was ist das denn hier für ein Empfangskomitee?" fragte Luana mit hochgezogener Augenbraue und blickte zwischen Brad und Ashton hin und her. Erst jetzt drehte Brad sich um und erblickte Ashton selbst. Er hatte keine Ahnung, dass er ihm gefolgt war.

Brad musste sich das Augenrollen verkneifen und drehte sich nun ganz zu Ashton um, so als müsste er Luana von Ashton abschirmen und beschützen — er wusste nicht, warum er das tat. Es war Normalität für ihn geworden, fast wie ein Instinkt.

„Wir haben auf dich gewartet," entschuldigte sich Ashton und blickte Brad fragend an, „Wir wollten noch etwas mit allen besprechen." Nun zog Brad eine Augenbraue hoch und Luana blieb hinter ihm stehen.

„Würdest du uns noch eine Minute geben, Ash?" fragte Brad, denn er wollte wenigstens kurz mit ihr allein sein können. „Klar, kommt einfach gleich ins Büro!" Ashton sah Brad ein letztes Mal an, ehe er die Treppen hochjoggte.

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