5. Drama, Baby!

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R a e

Mit zugekniffenen Augen  trat ich zurück und betrachtete mein Werk und verdammt, es wollte einfach nicht so wie ich es gern hätte und langsam aber sicher drohten mir meine Arme abzufallen. Innerlich verfluchte ich mich selbst für diese Schnapsidee.
Aber den ganzen Nachmittag nichts zu tun, war keine Option gewesen, genauso wenig wie Sport. 

Meine Muskeln protestierten immer noch von meinem gestrigen Training und es war besser, meinem Körper eine Verschnaufpause zu gönnen.
Also entschied ich stattdessen endlich mal meine Wohnung etwas zu verschönern. Das wollte ich ohnehin schon länger in Angriff nehmen. Leider aber machten mir diese beschissenen Backsteinwände einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.

Als ich gerade mit einer frischen Ladung Farbe ansetzte, klingelte es.
Genervt hielt ich inne, pfefferte den Pinsel achtlos auf die Farbpalette, womit meine Kleidung noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wurde als ohnehin schon, und lief in Richtung Tür.
Wer auch immer da störte, würde es gleich bereuen. Im Augenblick war ich keine gute Gesellschaft.

"Will ich es überhaupt wissen?", begrüsste mich Cass, als ich die Tür öffnete und er mich zu Gesicht bekam.

Na, was für eine Überraschung!
Hätte er nicht eine Tüte vom Chinesen hier um die Ecke in der Hand, hätte ich ihm wahrscheinlich gleich wieder die Tür vor der Nase zugeknallt. Wäre nicht das erste Mal.

Aber ich hatte einen Mordshunger und das wusste Cass leider nur zu gut.

Also trat ich stumm zur Seite und liess ihn rein. Kurz darauf hörte man einen anerkennenden Pfiff aus meinem Wohnzimmer, "Na, das nenn ich mal ein Kunstwerk."

Augenverdrehend schloss ich die Tür und ging gedanklich nochmal meinen Kühlschrank durch.
Leider fiel das Resultat nicht gerade lukrativ aus, so dass ich wohl oder übel auf diese verdammten Nudeln angewiesen war und so folglich auch dessen Lieferer aushalten musste.

Als ich ebenfalls wieder ins Wohnzimmer trat, musste aber selbst ich zugeben, dass es weit entfernt von dem war, was ich mir eigentlich vorgestellt hatte. Ehrlich gesagt, kam es eher dem Resultat eines Erstklässlers nah.

Hätte ich gewusst, wie anstrengend das wird, hätte ich es definitiv noch etwas länger hinaus gezögert. Der Baumarkt-Typ hatte recht. Die Wand zuerst Gipsen zu lassen, wäre effektiver gewesen. Aber ich war nicht bereit gewesen, die typische Backsteinstruktur der Wand  herzugeben.  Aber jetzt war es ohnehin schon zu spät. Ich werde gleich morgen wohl oder übel einen weiteren Kübel Farbe besorgen und eine zweite Schicht darüber legen. Hoffentlich war dann das Schlimmste überstanden.

Cass liess sich auf meine Couch fallen, schreckte aber sogleich wieder hoch als Dexter beleidigt fauchend das Weite suchte.

"Blödes Mistvieh!", grummele er darauf leise und schaute dem dunklen Fellknäuel finster hinterher. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. Die beiden konnten sich noch nie leiden.
Obwohl Dexter konnte eigentlich niemanden leiden, ausser mir natürlich. Dieser Kater war launischer als das New Yorker Wetter.
Besagte männliche Diva schlich mir nun um die Beine und maunzte kläglich.
Mit mitleidiger Stimme stimmte ich dem Kater zu und liess ein paar Beleidigungen auf Cass' Kappe ab, was mir von diesem einen grimmigen Blick einbrachte.
Etwas erheitert lief ich in Richtung Küche und öffnete Dexter eine Packung Nassfutter, damit er wieder etwas Ruhe gab und beobachtete kopfschüttelnd wie sich der Kater sofort darauf stürzte, kaum hatte ich den Napf vor ihm abgestellt. Seufzend erhob ich mich wieder. 

Man könnte meinen der Arme sei am Verhungern, dabei hatte dieser Vielfrass heute schon die dritte Ladung vorgesetzt bekommen.

"Ian musste heute schon früher seine Schicht antreten, habe ich gehört.", Cass gesellte sich mit dem Essen zu mir und packte die Behälter aus, während ich uns eine Flasche Wein öffnete.

Female BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt