Female Bodyguard

2. Daren Starck

R a e

"Eingebildetes, grosskotziges, selbstverliebtes, egozentrisches, sexistisches Arschloch!!", auf jedes Adjektiv was mir gerade passend erschien, folgte ein Schlag in die Hand-pads, die von Cass abwechselnd in meine Richtung schnellten.
Schweiss lief mir über das Gesicht, liess meine Haut brennen und in meinen Ohren rauschte es.
Ich war so geladen, ich könnte es gerade mit jedem aufnehmen.
Was bildete sich dieser eingebildete Schnösel eigentlich ein?!
Abgesehen davon, dass er meinen Hintern vor versammelter Mannschaft als süss bezeichnet hatte -was diese Vollidioten mich sicher nicht so schnell wieder vergessen lassen werden- hatte er auch noch allen Ernstes die Frechheit besessen, mich und meine Fähigkeiten in Frage zu stellen!
Er hatte gelacht, gelacht!
Ich war es mir gewöhnt, dass unsere Kunden mir gegenüber misstrauisch waren, einer Frau.
Doch so etwas unverfrorenes war mir dann doch noch nie untergekommen.
Was Bitteschön war für die Männerwelt da draussen so schwer zu akzeptieren, dass eine Frau ihr Leben schützte? Und das ausgezeichnet, wohl bemerkt. 

Denn ich war verdammt nochmal gut in meinem Job! Mehr als gut verfluchte Scheisse nochmal.

"Laut Hannah eher, verdammt scharf, grenzenlos charmant, zum Anbeissen, unglaublich sexy und überhaupt bis zu den Zehen hin anbetungswürdig.", Cass grinste, während er unsere Sekretärin zitierte.
Ich verdrehte die Augen und konnte nicht verhindern, dass mir ein abfälliges Schnauben entwischte. Ich hatte nichts gegen Hannah, wirklich nicht. Zumal die Blondine erst seit zwei Monaten hier arbeitete und man bis jetzt nichts an ihr bemängeln konnte.
Ihr Männergeschmack dagegen liess offensichtlich zu wünschen übrig.
Aber solange sie hier alles richtig machte, konnte mir ihr schlechtes Radarsystem was das männliche Geschlecht anging eigentlich egal sein.
Leider aber konnte ich das über Daren Stark nicht behaupten. Unvorstellbar, dass ich die nächsten Wochen an dessen vermögen schweren Hintern kleben sollte. 

Aber das war nun mal mein Job.  Den ich, nebenbei bemerkt, über alles liebte. Also würde ich auch das schaffen, egal wie unausstehlich mein Schützling auch sein mochte. Auftrag war Auftrag. Einer meiner eisernen Regeln. 

Trotzdem aber war ich nicht begeistert. Zumal ich wirklich nicht verstand, wieso wir gerade jetzt einen neuen Kunden annehmen, wenn wir doch ohnehin schon völlig ausgelastet waren. 

Ich selbst war gerade vor nicht mal einer Stunde von meinem letzten Auftrag zurückgekommen, der mich dieses Mal bis nach Europa verschleppt hat, und hatte mich schon auf ein paar freie Tage gefreut, doch daraus wurde jetzt wohl nichts.

"Wieso hat Phil überhaupt zugestimmt? Gerade jetzt? Und dann noch bei einem Auftrag der solch immense Ressourcen verlangt?", schnaufte ich und sprang ein paarmal federnd in die Luft, um meine ziehenden Muskeln etwas zu lockern.
Cass machte es mir nach. Seine hellen, blonden Locken, die fast schon ins Weisse übergingen, hingen ihm im verschwitzt im Gesicht. 

Er hatte dringend wieder einmal einen Haarschnitt nötig. Er sah aus wie ein verwahrloster Strassenköter. 

"Keine Ahnung, ich glaube, er kennt den Sicherheitschef von Starck." Ich runzelte über diese Information die Stirn. Das war interessant.
"Dieser Typ scheint wirklich tief in der Scheisse zu stecken.", teilte Cass mir mit und setzte zu einem Schlag an, dem ich aber ohne weitere Mühe auswich.
Ich biss mir auf die Lippen und schwang das rechte Bein in die Höhe der Pads.
Verwundern tat mich das nicht wirklich. Meine Kunden waren hauptsächlich immer stinkreiche Leute, die einfach das Gefühl haben, sie könnten sich alles erlauben, ohne sich an das Gesetz halten zu müssen. Ärger war somit vorprogrammiert.
Es würde mich also nicht überraschen, wenn es bei Mr. Starck auch so war.
Allein sein grossspuriges Grinsen verriet doch, wie viel er von sich selbst hielt.