15. Fast wie Urlaub

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Rae

In diesem Bett und mit dieser Aussicht aufzuwachen, war noch viel schöner als angenommen. Trotzdem kam ich der Versuchung noch etwas im Bett liegen zu bleiben nicht nach und stand entschlossen auf. Ich schlüpfte in Laufhosen und eine Windjacke. Ein kleiner Morgenspaziergang würde mir sicherlich guttun. Ich wollte so schnell wie möglich wieder voll einsatzbereit sein und da half nur regelmässige Bewegung.
Meine Haare zu einem strengen Pferdeschwanz nach hinten gebunden und mit einer neuen Bandage an meiner Seite verließ ich mein Zimmer keine zehn Minuten später. Anstatt aber durch die Haustür zu gehen, lockte mich der frische Geruch von Kaffee erst mal  in die Küche. Überraschenderweise stand Mrs. Swan darin und schien für den betörenden Geruch verantwortlich zu sein.
Fröhlich vor sich hinsummend, schenkte sie sich gerade eine Tasse ein und schaute gedankenverloren aus dem Fenster.
"Guten Morgen.", meldete ich mich räuspernd zu Wort und wurde sogleich von einem warmen Lächeln empfangen. Automatisch stellte ich mir die Frage, wie diese lebensfrohe Frau je einen Mann wie Starck Senior heiraten konnte. Der Unterschied war wie Tag und Nacht.

"Guten Morgen, Payne. Kaffee?"
Als ich nickend bestätigte, schenkte sie mir eine Tasse der braun glänzenden Flüssigkeit ein und hielt sie mir entgegen. Und so gut er aussah, so schmeckte er auch.
An so etwas könnte man sich glatt gewöhnen.

"Gehen Sie Laufen?", die ältere Dame deutete auf mein Outfit und nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse.
"Ich dachte mir, ich erkundige etwas die Gegend. Der Arzt meinte, ich sollte es langsam angehen."
Swan nickte verständnisvoll und schien plötzlich ernst, "Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, dass Sie meinem Sohn das Leben gerettet haben."

Ich straffte fast automatisch die Schultern und erwiderte,"Das ist nicht nötig. Ich habe schliesslich nur meinen Job gemacht."

"Den Sie laut Daren hervorragend machen."
Zu perplex von dieser Offenbarung wusste ich nicht, was ich darauf erwidern soll und schwieg stattdessen. Hatte Starck das tatsächlich gesagt?

Swan hatte sich wieder abgewandt und bot mir ein Süssgebäck an, wobei sie unablässig vor sich hin plauderte.
Ich war froh, dass sie dabei nicht wirklich auf eine Antwort meinerseits zu warten schien. Dafür war es mir eindeutig noch zu früh. Trotzdem stellte ich überrascht fest, dass ihre beschwingte Stimmung auf mich abfärbte.

Nachdem ich die Tasse Kaffee geleert und eins dieser süssen Dinger verschlungen hatte, verliess ich die Küche wieder. Begleitet von Mrs. Swan Empfehlung den östlichen Waldweg zu nehmen, der zu einem kleinen Wasserfall führen sollte.

Ich überquerteden großen Vorplatz des Hauses und blinzelte ein paar Mal gen den Himmel.
Die Sonne war für diese Uhrzeit bereits überraschend stark und ich zweifelte schon an meiner Kleiderwahl, die aus einem Thermo-Shirt bestand, welches ich unter der winddichten Jacke trug.
Doch sobald ich in den Schatten der Bäume trat, verwarf ich den Gedanken wieder.

Eine ganz eigene Ruhe, die man nur in Natur zu finden vermochte, umgab mich fast augenblicklich und meine Haltung entspannte sich automatisch, während ich die kühle Luft gierig einatmete. Ich liebte New York, die Stadt die niemals schläft. Aber trotzdem freute ich mich jedes Mal, wenn mich die Arbeit an Orte wie diesen hier verschlug.
In einem anderen Leben sah ich mich als Besitzerin einer kleinen abgeschiedenen Holzhütte irgendwo im Nirgendwo, umgeben von Natur und dieser friedvollen Stille.

Ich bewegte mich sicherlich schon zwanzig Minuten im gemütlichen Tempo durch die schmalen Trampelwege als ich eine Bewegung hinter mir wahr nahm.
In höchster Alarmbereitschaft schnellte ich herum, begleitet von einem protestierenden Stechen an meiner Seite, sah aber niemanden. Meine Sinne jedoch sagten mir, dass ich nicht alleine war.
Wie zur Bestätigung ertönte ein Rascheln auf neun Uhr.
Was zur-....anstelle einer Person oder einer Waffe, der ich mich im Geiste schon gegenüberstehen sah, kam eine hechelnde Schnauze aus dem Dickicht und kurz darauf das majestätischste Tier, dass mir je untergekommen war. Ein Hund! Es war nur ein Hund.

Female BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt