7. Verschwörungen

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D a r e n

Meine Augen brannten und meine Sicht auf den Laptop vor mir verschwamm nun so sehr, dass ich es nicht mehr ignorieren konnte.
Seufzend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und fuhr mir übers Gesicht. Home-Office war noch nie mein Ding gewesen. Aber in meinem momentanen Zustand konnte ich nicht unter Leute gehen, geschweige denn seriös eine Firma führen. Im Augenblick sah ich eher aus wie ein Teenager, der seine erste Schlägerei auskurierte.
Laut Payne jedenfalls, hatte ich mich genau so verhalten und wahrscheinlich hatte sie damit sogar recht. Wie ein Jüngling habe ich kopflos Chaos vom Zaun gerissen. Unbestritten verantwortungslos.
Aber es tat nur so verdammt weh. Alles was ich wollte war, dass es aufhörte.
Im Nachhinein habe ich damit wohl alles schlimmer gemacht. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so hart treffen würde. Aber plötzlich war dieser Hass und diese Wut verschwunden gewesen und alles was zurückgeblieben war, waren Schuldgefühle und Selbstvorwürfe.

Auch wenn ich es mir nicht gerne eingestand, die stechenden Kopfschmerzen sind Erinnerung genug. Ich bin damit einfach nicht klar gekommen, selbst jetzt kaum. Aber nur ein Blick auf den Scotch auf der Vitrine im Wohnzimmer liess mich das Gesicht verziehen. Dem Alkohol hatte ich für unbestimmte Zeit abgeschworen. Selbst jetzt, drei Tage später, glaubte ich noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen. Stattdessen warf ich mich kopfüber in Arbeit, was eindeutig eine schlauere Investierung meiner Energie war.
Ich hatte, glaube ich, in meinem Leben noch nie so viel Papierkram erledigt wie in den letzten paar Tagen. Johnson wird erfreut sein.
Dass ich diese lästigen Papierarbeiten grösstenteils immer andere hab machen lassen, hatte er immerzu missbilligend geschehen lassen. Ausserdem wäre es nicht schlecht, wenigstens etwas in seinem Sinne getan zu haben, während er für die Firma ausser Landes war.
Mein Ausriss jedenfalls kam bei ihm überhaupt nicht gut an. Dabei hatte ich mir fast dasselbe wie bei Payne' Standpauke anhören müssen. Nicht dass ich mich beklagte.
Das Einzige was aus dieser Aktion resultierte, waren höllische Kopfschmerzen, unzählige Blaue Flecken, verletzter Stolz und ein paar Handvoll schlecht gestimmte Mitmenschen meinerseits, die es nun wieder zu besänftigen hiess.
Ian hatte ich gestern schon in Form von VIP-Karten für das nächste Football-Spiel plus Begleitung meine Entschuldigung ausgedrückt. Es hat mich ein kleines Vermögen gekostet, die noch so kurzfristig aufzutreiben aber mein Arsch und Gewissen war es mir eindeutig wert.
Bei Payne dagegen wusste ich, würde sowas nicht ziehen.
Meine Mundwinkel zuckten bei dem Gedanken. Das Einzige was ihr wahrscheinlich gefallen würde, wäre mich als Box Sack benutzen zu dürfen.
Ihre Worte schwirrten mir noch immer im Kopf und so ungern ich es auch zugab, sie hatte recht.
So konnte es nicht weiter gehen. Ich musste es in den Griff kriegen. Ich wurde allmählich verrückt. Aber ich konnte nicht loslassen. Nicht wenn Dylan' Andenken beschmutzt war. Das war ich ihm schuldig.

Als mein Telefon klingelte, war ich nah dran, das Teil in die nächst beste Mülltonne zu befördern. Dieses verfluchte Ding klingelte bereits den ganzen Tag schon im Stundentakt. Entweder war es Johnson, der sichergehen wollte, dass ich auch wirklich brav in meinen vier Wänden verweilte, meine Mum die meint, mich ablenken und vollplappernd zu müssen oder mein herzallerliebster Bastard von Vater bei welchem ich mir nicht mal die Mühe machte, ranzugehen. Ich verspürte im Augenblick wenig Lust wieder vorgesetzt zu bekommen, was für ein lausiger Unternehmer und Sohn ich doch war. Nicht heute.

Als ich nun aber den Namen Kowalski auf meinem Bildschirm erkannte, nahm ich ohne zu zögern ab.

"Guten Tag, Mr. Starck. Entschuldigen Sie, dass ich sie bei ihrer Genesung störe."

Ich verdrehte die Augen. Mr. Kowalski' näselnde Stimme war wie immer höflich distanziert.
Der Mann war ein Meister in seinem Job. Ich würde sogar so weit gehen, ihn als den besten Anwalt von ganz New York zu bezeichnen, immerhin kostete er auch genug.
Jedoch aber war sein Verhalten und die Art wie er sich ausdrückte, nun ja, etwas befremdlich und auf lange Zeit mehr als anstrengend.

Female BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt