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Januar 1992

Die Ferien sind schon wieder vorbei und der normale Schulalltag hat, zu meinem Missvergnügen, wieder angefangen. Das heißt, ich darf für jedes Fach richtig viele Hausaufgaben machen und in Snapes Unterricht unter einem, noch schlechteren als sonst, gelauntem Snape arbeiten. Wir haben zurzeit mit den Slytherins Zaubertrankunterricht, was ich eigentlich ziemlich nervig finde, aber zum Glück durften wir an unserem ersten Tag in Hogwarts, die Plätze selber aussuchen, sodass ich neben Ruby sitze. Das ist auch heute mein einziger Trost, als ich schnell meine Bücher zusammensuche und durch die Kerker haste, um ja vor Snape anzukommen. „Ach Mist!" entfährt es mir, als ich vor dem Klassenzimmer abbremse und sehe, dass die Türe geschlossen ist. Das bedeutet dann wohl, dass ich zu spät bin. Jetzt kommt gleich dieser schlimme Moment, wo ich die Türe aufmachen, alle mich anstarren und ich vor der ganzen Klasse, von Snape gedemütigt werde. Am Liebsten würde ich umdrehen und zurücklaufen, aber ich beiße mir auf die Lippe, drücke meine Bücher fester an mich und öffne dann die Türe. Wider Erwarten werde ich von keinem groß beachtet. Also schaue ich mich suchend nach Ruby um. Aber gerade als ich auf sie zu steuern will, steht Snape auf einmal direkt vor mir. Ich schlucke. „Guten Tag Professor Snape." sage ich, den Blick auf den Boden gerichtet. „Sie sind zu spät Lion. Das gibt Nachsitzen." sagt er mit seiner gruseligen, ruhigen Stimme. Ich nicke und will an ihm vorbeilaufen, als er mich am Arm festhält. „Sie arbeiten heute mit Mr. McLaggen zusammen." Sagt er und ich blicke ihn verständnislos an. „Aber Professor Snape, meine Partnerin ist Ruby Taylor!" „Ich weiß, aber Mr. McLaggen braucht ein bisschen Unterstützung. Gehen sie jetzt also sofort zu ihm und starten sie mit dem Trank, oder sie können das restliche Jahr die dreckigen Kessel schrubben!" bei dieser Vorstellung gehe ich dann doch lieber zu James. Ist ja nur für einmal. Also drehe ich mich um und laufe zu seinem Platz, wo der Slytherin Schüler schon sitzt und mich süffisant angrinst. „Was gibt's da zu grinsen McLaggen? Ich muss dir nur zeigen, wie du deinen Trank braust, da du wohl so schlau bist wie ein Troll." Sage ich und lasse meine Bücher mit einem Knall auf den Schreibtisch fallen. Ha, jetzt ist dem Vollidioten das Grinsen aus dem Gesicht gefallen. Immerhin hat der kapiert, dass ich ihn gerade beleidigt habe. Die ganze Stunde lang hält er seine Klappe, was mich ein kleines Bisschen beunruhigt. Ich passe aber trotzdem auf, dass er unseren Trank nicht komplett ruiniert. Am Ende der Stunde schnappe ich meine Sachen und schaue, dass ich schnellstmöglich aus diesem Klassenzimmer rauskomme. Aber gerade als ich aus der Türe schlüpfen will, hält mich Snape an und sagt: „Miss Lion, kommen sie übermorgen Nachmittag zum Nachsitzen." Verwundert schaue ich ihn an. „Ich dachte das heute war mein Nachsitzen?" Keine gute Idee das zu sagen. Snapes Gesicht verfinstert sich noch mehr als sonst und er erwidert auf meine Frage nur kühl; „Für diese unnötige Frage, kommen sie am Donnerstag auch noch." Dann dreht er sich einfach um und geht. Missmutig laufe ich aus dem Klassenzimmer. Ich glaube ich habe noch nie so einen schlechten Tag gehabt. Zum Glück habe ich gleich Quidditchtraining. Das ist wohl im Moment das einzige, was mich irgendwie aufmuntert, sodass ich schnell meine Sachen für Quidditch hole und dann direkt zu den Umkleiden laufe. Als ich, nachdem ich mich umgezogen habe, auf dem Trainingsgelände ankomme, starten wir auch schon mit unserem Training und ich fokussiere mich ganz auf das Spiel. „Weiter so Lion!" ruft Davis, als ich den nächsten Quaffel direkt ins Tor befördere. „Wir sind in top Form. Ich bin mir sicher, wir werden die Slytherins morgen schlagen!" sagt er zuverlässig. Das hatte ich ja schon wieder ganz verdrängt. Morgen müssen wir gegen die Slytherins Quidditch spielen und eigentlich haben wir auch gute Chancen, aber ich mache mir ein bisschen Sorgen um James, der ja auch in der Slytherin Quidditchmannschaft spielt und Treiber ist. Der James, den ich heute noch beim Unterricht als Troll bezeichnet habe und der James, der einer der Rachesüchtigsten Menschen ist, die ich kenne. Als ich von dem Training, frisch geduscht, in die Große Halle komme, setze ich mich zu Ruby und erzähle ihr was vorgefallen ist. Als ich ihr das mit McLaggen und dem Troll erzähle, schaut sie mich sorgenvoll an. „Ella, du weißt, dass James dieses Jahr einer Hufflepuff Erstklässlerin ein blaues Auge verpasst hat, nur weil sie ihn ein bisschen angerempelt hat und eine Muggelgeborene ist?" ich knirsche mit den Zähnen. „Ja Ruby, ich erinnere mich und vielen Dank für deine aufmunternden Worte, jetzt fühle ich mich gleich viel besser!" „Ja tut mir leid, aber ich mache mir Sorgen, ich meine was passiert wohl wenn jemand McLaggen beleidigt?" fragt sie. „Ruby!" rufe ich und halte krampfhaft meine Gabel in der Hand. Aber Ruby mustert mich weiterhin nur besorgt und ich weiß, dass sie Recht hat, ob ich will oder nicht. Ich hoffe nur James mag mich wenigstens ein kleines bisschen, so dass es vielleicht nicht ganz so tragisch wird, wenn überhaupt was passiert. „Ich meine, es ist zwar eher unwahrscheinlich, aber vielleicht macht McLaggen auch gar nix, wenn man ihn beleidigt hat?" frage ich unsicher, als mir die Zwillinge, die diesen Teil vom Gespräch gehört haben und zu uns kommen, antworten. „Hör auf zu Träumen Lion." Sagt George. „Wer auch immer McLaggen beleidigt hat, es wird sein Todesurteil sein." Erwidert Fred und ich schlucke. „Was ist denn Los Ella, wieso bist du auf einmal so bleich?" fragt mich Fred mit einem besorgten Seitenblick, während er sich einen Apfel schnappt. „Ella ist diese Person, die McLaggen beleidigt hat ihr Holzköpfe!" ruft Ruby. Die Zwillinge schauen mich erschrocken an und Fred lässt seinen Apfel fallen. „Ähm, vielleicht hast du ja doch Recht und er tut dir nichts?" sagen die zwei unsicher. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Na das konnte ja was werden.

The dreamer and the joker (Fred Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt