Kapitel 47

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Das wars.

Ich stand auf, schnappte mir meine Tasche und lief raus. An Troy vorbei. Weinend. Raus aus diesem Gebäude. Ich konnte Troy hinter mir hören. Ich war dieses mal nicht schnell genug, denn paar Sekunden später lagen seine Arme fest um mich. Er zog mich sanft zurück zum Auto, in dem ich dann auch Platz nahm. Die ganze Fahrt über war es ruhig. Ich versuchte die ganze Zeit die Tränen zu unterdrücken, was natürlich nicht klappte. Bei mir zuhause angekommen, kam Troy noch mit rein. Ich war froh, dass mein Dad nicht zuhause war, da ich nicht wollte, dass er mich so sah. Ich setzte mich auf mein Bett und Troy sich auf mein Schreibtischstuhl, den er sich gegenüber von mir hin gestellt hat. Ich hatte mich zwar bisschen beruhigt und weinte nicht mehr, doch ich war fertig mit den Nerven. Klar. Ich hatte noch nichts geplant und gar nicht drüber nach gedacht.. Ich war mir nie wirklich sicher ob ich Kinder wollte. Doch jetzt musste ich das alles aus einer ganz anderen Sicht sehen. Was wäre, wenn ich Kinder will? Was wird Ryan sagen? Wird er mich verlassen? Oder wird er zu mir stehen? Verkraftet er das? Will er überhaupt Kinder?  Ich hatte Angst. Angst Ryan das zu erzählen, seine Reaktion, sein Verhalten.. und Angst vor dem, was jetzt noch passieren wird. Was wir oder ich machen sollten..

"Jess? Was ist los?"

Ich wendete mich von meinen Gedanken ab und sah Troy in seine verzweifelten Augen. Und er in meine traurigen und ebenfalls verzweifelten Augen.

"Ich... Ich.. Ich weiß nicht wie ich das sagen soll oder was ich machen soll..."

In dem Moment fing ich wieder an zu weinen. Troy stand vom Stuhl auf und setzte sich zu mir aufs Bett. Dabei nahm er mich in seinen Arm und strich mir über den Rücken.

"Jess.. sei mir nicht böse.. Aber ich kann dir erst Helfen, wenn du mir sagst, was los ist."

Ich löste mich aus seinen Armen und trocknete die Tränen.

"Verspricht du, dass du es niemandem erzählst?"

"Ja klar! Ich verprechs!"

"Ich..."

Ich atmete noch einmal tief ein und aus und versuchte, nicht wieder los zu weinen.

"Ich kann keine Kinder bekommen Troy.. "

Er war erst sprachlos. Fuhr sich durch die Haare. Schüttelte den Kopf. Und wusste nicht, wo er hin gucken sollte. Doch dann sah er mich an.

"Du musst das unbedingt Ryan erzählen.."

"Noch nicht jetzt. Ich muss das erst selber verarbeiten.."

"Ok.. Jess?"

"Hm?"

"Hattest du dein Leben in dem Sinne schon geplant?"

"Nein.."

"Ich mein.. Es gibt ja auch andere Optionen.. Adoption zum Beispiel."

"Es ist ok. Ich wusste noch nicht mal, ob ich wirklich welche wollte.. Das ist wohl die Antwort des Schicksals.."

"Nein. Nein Jess. Denk nicht so."

"Was ist, wenn Ryan mich verlassen wird?"

"Das wird er nicht! Und wenn doch, dann ist er ein echter Idiot, dass er dich allein lässt!"

"Diese ganzen Fragen und diese Ungewissheit.."

"Jess.. Ich kann dir nur eins sagen.. Und zwar, dass du diese Ungewissheit nur abschaffen kannst, wenn du mit Ryan redest."

Er zog mich zu sich ran und umarmte mich.

"Er wird das Verstehen, Jess."

Ich rückte näher zu ihm und erwiderte seine Umarmung. Ich brauchte das jetzt einfach. Die Stille war auch nicht unangenehm. Nein. Ganz im Gegenteil. Sie beruhigte mich. Ich musste meine Gedanken ordnen. Deshalb ging Troy, nachdem wir die lange Umarmung gelöst haben. Er schenkte mir noch ein Lächeln und verschwand dann. Ich legte mich auf mein Bett und atmete tief ein. Ob mich die Paparazzi so gesehen hatten? Hoffentlich nicht. Ich wurde auch in letzter Zeit in Ruhe gelassen. Damit hatte bestimmt Tante May etwas zu tun. Tante May. Ich musste mit Tante May reden. Doch erst Sonntag. Denn da hatte sie frei. Ich schickte ihr eine Nachricht.
An: May
Hallo Tante May. Hast du Sonntag Zeit für mich? Ich muss mit dir reden.

Paar Minuten später kam auch schon die Antwort.
Von: May
Natürlich! Um zwei bei mir!

Ich legte das Handy weg und machte mich Bett fertig. Es war zwar erst sechs, aber ich war einfach kaputt.

Den Samstag verbrachte ich die ganze Zeit in meinem Zimmer. Ryan hatte mir fünf Nachrichten geschickt und drei mal angerufen. Ich schrieb nicht zurück und nahm auch nicht ab. Ich hatte Angst. Am Sonntag fuhr ich dann zu May. Zu Dad sagte ich, dass ich sie einfach mal besuchen wollte. Ihm wollte ich auch noch nichts erzählen.

Ich klingelte an ihrer Wohnungstür und paar Sekunden später machte sie auch auf.

"Hallo Jess."

Sie nahm mich in den Arm und paar Minuten später saßen wir auf ihrem Sofa.

"Also Jess. Was ist los?"

"Ich muss dir was erzählen.."

"Und was?"

"Kannst du mir erst versprechen, es nicht Dad zu erzählen. Das möchte ich selber machen."

"okay.. versprochen."

"Ich hatte letztens einen Termin beim Frauenarzt.."

"Oh Gott.. Bist du schwanger?!"

"Nein! Nein.. schön wärs.. Es ist was anderes.. Ich kann keine Kinder bekommen.."

Sie sah mich sprachlos und erschrocken an.

"Oh nein Jess.. Nicht du auch.."

Sie stemmte ihre Ellenbogen auf die Knie und die Hände ins Gesicht.

"Warum 'auch'?"

"Weil du nicht die Einzige bist. Ich kann auch keine bekommen.."

Ich war geschockt.

"Was?!"

HeartbeatsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt