27| Ein netter Fremder ✔

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Pov. Melina

Blätter raschelten direkt vor mir. In meiner Nase lag ein Geruch, den ich nicht kannte. Er roch so anders und trotzdem lag ein wenig Geruch eines Wolfes darin.

Für die Person, die vermutlich genau vor mir stand, sah ich aus, als würde ich schlafen. Jedenfalls hoffte ich es. Langsam öffnete ich meine Augen. Weit genug, um ganz knapp erkennen zu können, wer da vor mir stand.

Es war ein gut aussehender junger Mann. Er hatte kurze braune Haare und ein markantes Gesicht. Und er sah mit seinen strahlend blauen Augen genau in meine. "Ich weiß das du wach bist", flüsterte er.

Sollte ich mich bewegen und seine Vermutung bestätigen oder lieber liegen bleiben. Ach was soll's?  Wird schon nichts passieren.

Ich fing langsam an mich zu bewegen. Ich richtete mich langsam auf und stand auch kurze Zeit später wieder auf meinen Pfoten. Der Mann vor mir lächelte mich freundlich an. Er machte generell einen netten Eindruck.

"Du kannst dich ruhig zurück verwandeln. Ich werde dir nichts tun", sagte er mit sanfter tiefer Stimme. Wenige Sekunden später stand ich auch schon in menschlicher Gestalt vor ihm. Seine Augen wurden riesig.

"Wow", staunte er. "So eine hübsche Wölfin habe ich noch nie gesehen." Ich wurde leicht rot und sah zu Boden, damit er die Farbveränderung in meinem Gesicht nicht bemerkte.

"Möchtest du mitkommen? Du hast bestimmt Hunger, jetzt, wo du die ganze Nacht hier draußen geschlafen hast", sagte er und hielt mir seine Hand hin. Kurz zögerte ich. Was ist, wenn das ein Mörder oder sowas in der Art ist? Obwohl, nein. Dazu sah er zu süß aus, zur Not könnte ich mich ja wehren.

Also ergriff ich seine Hand und er führte mich durch den Wald.

Nach einigen Minuten nur laufen, kamen wir endlich vor einer kleinen Hütte an. Sie stand ganz einsam hier im Wald. Ein mulmiges Gefühl ergriff mich, das wurde aber durch das warme Lächeln des Jungen wieder wett gemacht.

"Wie heißt du eigentlich?", fragte ich auf einmal. Wir hatten uns vorher noch gar nicht vorgestellt, das ging gar nicht. "Ich heiße Ray und du?", fragte er und sah mir tief in meine Augen. "Melina", gab ich schüchtern von mir.

"Schöner Name, auf was hast du Hunger? Eher Frühstück oder eher Mittagessen?" - "Mittagessen, ich sterbe vor Hunger" - "Ok, setz dich ins Wohnzimmer, ich bin gleich bei dir", mit diesen Worten verschwand er in einem der Räume.

Ich ging durch eine Glastür im Flur und trat in ein warm eingerichtetes Wohnzimmer. An der Wand war ein Kamin angebracht und eine große Lederne Couch stand an der anderen Wand. Auf diese ließ ich mich wie Selbstverständlich sinken. Keine Ahnung woher diese Sicherheit kam.

Nach einer Zeit kam Ray wieder rein. Er hatte ein Tablett in der Hand und ich roch das Fleisch darauf schon aus drei Metern Entfernung. Er stellte das Tablet vor mir auf den Nachttisch und ich fing an zu schlemmen. Ray beobachtete mich währenddessen belustigt.

"Waff?", fragte ich mit vollem Mund, als er los lachte. "Es ist nur so lustig dir dabei zu zusehen", lachte er weiter. Auch ich musste schmunzeln. Eigentlich würde ich ihn gerne meinen Freunden vorstellen, aber er hatte wahrscheinlich genug zu tun.

Apropos meine Freunde, wahrscheinlich machen sie sich gerade große Sorgen. Nachdem ich aufgegessen hatte, stellte ich den Teller zurück auf das Tablet und ließ mich nach hinten in die Couch fallen. Ray tat es mir gleich.

"Es war  sehr lecker und so, aber ich muss wieder zurück zu meinen Freunden. Sie suchen bestimmt schon nach mir", sagte ich und war schon fast auf dem Weg zur Tür, jedoch hielt Ray mich auf.

"Bleib noch etwas hier. Es ist doch gerade erst gemütlich geworden. Komm schon. Ich hab auch noch Brettspiele", schlug er vor. Ich habe schon ewig keine Brettspiele mehr gespielt, außerdem können die anderen sicher noch ein wenig ohne mich auskommen.

Also setzte ich mich zu ihm auf die Couch er verschwand kurz im Nebenhaus und kam mit einem Stapel Brettspiele zurück. Das würde bestimmt ein lustiger Tag werden. Einfach mal abschalten und Brettspiele spielen. Wer wünscht sich das nicht?

Pov. ???

"Also haben alle den Plan verstanden?", fragte Juanpa nochmal in die Runde. Alle nickten und teilten sich noch in ihre Gruppen auf.

Warum das ganze? Melina ist gestern nach einem Streit mit Juanpa nicht nach Hause gekommen und Juanpa schiebt natürlich Panik. Die Zelte würden wir hier stehen lassen, falls Melina zurück kommen sollte. Naja. Jedenfalls hat er dreierteams gebildet, die jetzt die Umgebung absuchen sollen.

Ich bin mit dem Traumpaar schlechthin zusammen in einem Team. Hannah und Twan, soll jetzt nicht falsch verstanden werden, aber so langsam nervt das dauerhafte rumgeknutsche von ihnen.

Zum Glück habe ich für die Lösung des Problems eine gute Idee. Ich schicke einfach beide gleichzeitig weg. Jup, da wird sich der Wolf der Dunkelheit sehr freuen. Aber ich werde Hannah vorher einen Zettel in die Hosentasche stecken indem ich mich entschuldige, bei allen. Sie wird schon sehr geschockt sein, würde ich sagen.

Jetzt habe ich jedoch keine Zeit mehr meinen Plan weiter zu erläutern, sondern muss los.

So ging ich zu Hannah und Twan und die Suche konnte beginnen.

"Melina!", fing Hannah nach einer Zeit an zu rufen. Wir waren bereits seit 2 Stunden unterwegs und von Melina fehlte jede Spur. Nichts desto trotz musste ich meinen Plan durchführen.

"Stopp mal", sagte ich ruhig. Beide Augenpaare fuhren zu mir. Ok, jetzt gab es kein zurück mehr. Ich ging auf Twan zu, umarmte ihn und flüsterte ein leises "sorry" in sein Ohr. Kurz danach der Zauberspruch und dann war er weg.

"Was zum?", fragte Hannah neben mir. Ihre Augen waren weit geöffnet und sie starrte mich einfach nur fassungslos an. "Hannah, es-es tut mir wirklich leid." Ich ging einen Schritt auf meine beste Freundin zu und zog nun sie auch in eine Umarmung.

Bevor ich den Spruch sprach, steckte ich den kleinen Zettel in ihre rechte Hosentasche und flüsterte :" Es wird sich alles aufklären. Richte den anderen schöne Grüße aus."

Sie ließ es komplett friedlich über sich ergehen, ich sprach den Zauberspruch und sie begann sich aufzulösen. Kurz bevor sie ganz weg war rief ich ihr noch zu 'sieh in deiner rechten Hosentasche nach'. Nun war sie weg und ich musste alleine wieder zum Zeltplatz zurück laufen.

Später am Abend kamen auch die anderen wieder zurück. Keiner von ihnen hatte Melina so wirklich gefunden. Als ich ihnen vom Verlust von Hannah sowie Twan erzählte, waren sie traurig. Es brach ihnen fast das Herz. Ok, eigentlich gab es sogar jemanden der froh war, weil es dann nicht mehr so viel rumgeknutsche gab.

Jedenfalls waren wir gerade dabei uns von einander zu verabschieden, weil wir eigentlich schlafen wollten. Auf einmal sah ich im Wald in der Ferne eine Wölfin auf uns zu laufen. Kurz bevor sie bei uns ankam sprang sie mir in die Arme. Melina war wieder bei mir, endlich.

Danach setzte sie sich neben mich und dachte gar nicht daran Juanpa einen Blick zu zuwerfen. Tja, irgendwas muss der Typ richtig verkackt haben.

Nach dieser erfreulichen Nachricht gingen wir schlafen. Melina schlief in dem Zelt, indem  Ivanita noch vor kurzem geschlafen hatte. Es war ein anstrengender Tag für uns alle.

Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt