32| Überraschung ✔

39 3 0
                                    

Ich konnte nicht glauben, wer dort vor uns auf einem Tron saß. Das ist nicht möglich. Was machte er hier?

"Ray?", fragten Juanpa und ich zeitgleich. Woher kannte er ihn? Am besten spreche ich ihn später nochmal darauf an.

"Hallo Melina, Juanpa, ich habe viele Namen, aber das sind die, die ich euch genannt habe. Mein richtiger Name lautet Dylan", erklärte er mit finsterer Miene und tiefer Stimme. So finster kam er mir aber letztens gar nicht rüber. Er schien eher Warmherzig und nett. Juanpa sah verwirrt zu mir, er konnte sich nicht erklären woher wir uns kannten.

"Ray, ich meine Dylan, was zur Hölle machst du hier?", eigentlich war es klar, warum er dort vor uns auf dem Thron saß, es wollte nur nicht in meinen Kopf hinein. Er kann nicht der Wolf der Dunkelheit sein, dafür ist er zu nett, dachte ich zumindest.

"Ist das nicht offensichtlich?", er verwandelte sich tatsächlich in einen schwarzen Wolf. Seine Augen leuchteten förmlich in einem gelb-braunen Ton. Sein Blick musterte uns nach einander. Bei Lele blieb er stehen. Er verwandelte sich wieder zurück, nahm den Blick aber nicht wirklich von ihr. Irgendwas stimmte nicht.

"Lele, warum starrt er dich so an?", fragte ich unsicher. Lele grinste mich nur böse an, ging rüber zu Dylan und stellte sich mit bösem Blick direkt neben ihn. Nein oder? Sie ist nicht allen ernstes die Verräterin. Das kann nicht sein.... Aber warum?

Zur Krönung zog sie nun die Abdeckung von einem Gegenstand neben dem Thron, den ich vorher noch gar nicht bemerkt hatte.
Unter dem Abdecktuch kam ein Käfig zum Vorschein. In ihm standen Luna und neben ihr eine Frau, die mir keinesfalls bekannt vor kam.

"Lauft!", schrie Luna als sie uns sah. Wir drehten uns um und wollten gerade die Halle und das Gebäude verlassen, da kam wieder diese böse lache. "Dafür ist es zu spät. Willkommen in eurer persönlichen Hölle", lachte Dylan, er klang noch verrückter als vorher, wenn das überhaupt noch ging.

Im nächsten Moment löste sich Juanpa auf. Bei mir fing es auch an zu Kribbeln und im nächsten Moment stand ich an einem komplett anderen Platz. In einer Zelle, um genauer zu sein. Neben mir standen meine Eltern und in den Zellen gegenüber standen alle anderen.

"Mom, Dad", ich fiel Ihnen glücklich um den Hals. Endlich waren wir alle wieder vereint, zwar waren die Umstände schlecht aber der Wille zählte. Wenn wir die Hölle durchleben müssen, dann tun wir es auch gemeinsam.

-

Wir sind jetzt seit Stunden hier. Mein Zeitgefühl ist weg, genau so, wie meine Hoffnung, dass wir hier irgendwann nochmal rauskommen würden. Da fällt mir ein, ich wollte ja noch mit Juanpa reden, weil er Dylan offensichtlich auch vorher kannte.

"Pablo Schatz, können wir kurz reden?", fragte ich so Zuckersüß, wie ich war. Er stimmte zu und wir setzten uns etwas Abseits von meinen Eltern einfach auf den Boden. "Also, was ist los?", fragte er, ich glaube zwar, dass er wusste was ich ansprechen wollte.

"Also, ich habe Dylan, den ich vorher nur als Ray kannte, kennengelernt, als wir uns gestritten haben, aber woher kennst du ihn?", jetzt war es raus, bitte reiß mir nicht den Kopf ab. "Wir waren Freunde, früher vor dem Krieg, dann wurden wir getrennt und irgendwann glaubte ich daran, dass er im Krieg starb. Naja, er ist nicht gestorben", er lachte verschmitzt und kratzte sich am Nacken.

"Dann nehme ich mal an, dass er damals schon wusste, wer du werden würdest", sagte ich und unser Gespräch war damit beendet, denn wir hörten das laute knallen einer Tür ganz in der Nähe. Unsere beiden Blicke schnellten in die Mitte des Ganges. Dort stand Lele. "Es gibt Essen", sagte sie emotionslos und verteilte Aluschüsseln mit Suppe und natürlich Löffel.

"Wie kannst du uns sowas nur antun? Ich dachte wir sind Freunde", schrie Hannah auf einmal los. In ihren Augen waren jede Menge Tränen und sie musste von Twan zurück gehalten werden, damit sie Lele nicht anspringt. "Wie wäre es wenn du in deine Hosentasche guckst?", sagte Lele jetzt eher genervt.

Nachdem sie das Essen verteilt hatte, verließ sie uns wieder und ließ uns verwirrt zurück. Was war in Hannah's Hosentasche,  dass es so besonders war. "Und jetzt?", fragte Hannah auf einmal. "Im Ernst jetzt? Schau in deine Scheiß Hosentasche!", schrie ich schon fast. Manchmal ist dieses Mädchen einfach nur schlau (Man bemerke die Ironie).

Sie schlug sich selbst auf die Stirn und griff in ihre Hosentasche. In der einen befand sich gar nichts. Nun griff sie in die andere und holte tatsächlich einen zusammen gefalteten Zettel heraus. Schon durch das Papier sah man die vielen Wörter in Lele's wirklich kleiner Schrift. Sie entfaltete ihn und las ihn konzentriert durch.

"Les endlich vor", stöhnte Pablo neben mir genervt auf. Die Blicke von allen Beteiligten lagen jetzt auf Hannah. "Ist ja gut", lachte sie.

"Hey Hannah und alle anderen, die das jetzt hören.
Sorry, wegen allem. Ich habe mir vorgenommen euch in diesem Brief alles zu erklären, aber ich weiß nicht wirklich wie ich anfangen soll.
Als ich aus dem Internat raus kam, war ich erst erstaunt, dass meine Mutter mich nicht abgeholt hat. Zuhause wusste ich auch wieso. Alles war komplett durcheinander und da saß dieser Typ auf dem Sessel im Wohnzimmer.
Es war Dylan. Er teilte mir mit, dass ich auch ein Wolf sei, ja, das hab ich im ersten Moment auch nicht geglaubt, aber dazu später mehr.
Er sagte mir aber auch, dass er meine Mutter entführt hatte. Unsere Abmachung war, dass ich ihm half, damit ich meine Mutter wieder bekam.
Es war zwar dumm, aber ich liebe meine Mutter über alles."

Hannah machte eine kurze Pause. Der ganze Kerker Bereich war leise, alle lauschten nur ihr. "Krass", platzte es auf einmal aus Rudy raus. "Wie schafft sie es dann so kalt zu uns zu sein?", kam es jetzt auch interessiert von Lucas.

"Wartet doch, da steht noch was:
Passt auf euch auf, Dylan kann Wolfsblüter manipulieren. Also wenn ich irgendwie unfreundlich oder sch*iße  zu euch war, wisst ihr warum. Oder es war einfach nur, zur "Tarnung".
Irgendwann komme ich und hole euch daraus, dann machen wir Dylan fertig.
Es tut mir so leid
Eure Lele"

Hannah faltete den Brief wieder zusammen und ließ sich verzweifelt auf ihr Bett fallen.

"Wir müssen vorbereitet sein. Lele kann jeder Zeit her kommen und uns raus lassen." Jetzt hieß es wohl warten...

Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt