Am nächsten Morgen war die Stimmung am Frühstückstisch eher gedämpft. Ich war in meine Zeitung vertieft und würdigte Sherlock keines Blickes; aber ich spürte, wie er mich anstarrte. Schließlich gab ich auf.
„Sherlock, hör endlich auf, mich mit deinen Blicken zu durchbohren! Ich kann so nicht konzentriert lesen.“
„Bist du immer noch sauer?“, fragte er.
„Ja. Ja, ich bin immer noch sauer, und zwar aus gutem Grund!“
„Wenn ich gewusst hätte, dass du wieder so überreagierst...“, seufzte er.
„Überreagieren?! Ich reagiere überhaupt nicht über!“, rief ich erbost. Er sah mich nur mit seinem 'Sag ich doch' – Blick an. Und – wie immer – lenkte ich ein.
„Na schön. Wenn du mich nicht weiter anstarrst, als hätte ich dich verprügelt, dann bin ich nicht mehr sauer.“
Er wandte den Blick ab. Ich blätterte die Zeitung um und just in diesem Moment fiel es mir ins Auge: „Bombendrohung – Scherz oder Ernst?“
London. Gestern traf gegen 17 Uhr bei der Londoner Polizei ein Fax ein, dessen Inhalt eine Bombendrohung war. Laut des Faxes wird in den nächsten drei Tagen eine Bombe in London hochgehen. Die Polizei ermittelt, ob es sich um einen geschmacklosen Scherz oder eine ernsthafte Gefahr handelt. Heute Nachmittag wird es dazu eine Pressekonferenz mit Detective Inspector Lestrade geben. Weitere Infos finden sie auf unserer Website, dort werden wir noch heute Abend das Ergebnis der Pressekonferenz veröffentlichen.
Ich blickte auf. „Sherlock, sieh dir das an“, sagte ich und hielt ihm die Zeitung hin. Mit gerunzelter Stirn nahm er sie entgegen; seine Augen huschten beim Lesen schnell hin und her; schließlich schaute er mich mit seinem „Es ist Weihnachten“ - Gesicht an und grinste breit. Er rieb sich die Hände.
„Endlich! Endlich ein neuer Fall...Oh John, es ist -“
„Weihnachten, ich weiß. Aber das hier ist kein Spiel, das ist purer Ernst“, mahnte ich halbherzig, obwohl ich wusste, dass er es ignorieren würde. Insgeheim freute ich mich für ihn, und für diesen Teil schämte ich mich auch ein wenig. Aber der kindliche, aufgeregte Sherlock mit den leuchtenden Augen und verwuschelten Haaren, der einem spannende Fall nachging, war mir lieber als der launische, gelangweilte Sherlock mit dem stumpfen Ausdruck in den Augen, der die meiste Zeit auf dem Sofa lag, weil die fade, eintönige Welt da draußen ein so brillantes Genie wie ihn anödete.
„Wir fahren sofort zu Lestrade“, entschied der Detektiv, sprang auf, schnappte sich seinen Mantel und war schon halb auf dem Weg die Treppe herunter, als ich ihn belustigt zurückhielt:
„Sherlock Holmes, ich glaube nicht, dass du von halb Scotland Yard – inklusive Anderson und Donovan – in deiner gestreiften Schlafanzughose auftauchen willst!“
Ich hörte, wie die Schritte abrupt aufhörten, dann stapfte er wieder nach oben.
„Wenn ich dich nicht hätte, John“, gluckste er, lief in sein Schlafzimmer und zog sich schnell seinen Anzug über.
'Sowas hört man auch nicht alle Tage von ihm', dachte ich verwundert. Dann stand ich ebenfalls auf und machte mich fertig, denn ich wusste, sobald Sherlock angezogen war, wollte er los. Und es war ihm egal, ob ich in Pyjamahose oder Jeans aufkreuzen würde.
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The world belongs to the courageous (Johnlock)
FanfictionSherlock und John stehen irgendwo zwischen Freundschaft und Liebe, zumindest glaubt John das. Als dann noch eine Bombendrohung bei der Polizei eintrifft, findet sich John in einem absoluten Chaos wieder, denn er hat keine Ahnung, wie er dem Detektiv...