Bei Scotland Yard wurden wir von einem äußert gestressten Inspector Lestrade empfangen.
„Donovan, richten Sie mal bitte den Saal für die Pressekonferenz her, die Journalisten kommen gleich...ja, ich weiß, das ist nicht Ihre Arbeit, aber tun Sie es trotzdem!“, schnauzte er in sein Handy. Sherlock verschränkte die Hände hinter dem Rücken und räusperte sich. Der Inspector riss den Kopf herum.
„Sherlock, endlich sind Sie da!“, rief er.
„Haben Sie schon eine Spur, Lestrade?“
„Nein, aber gleich kommt die Presse und mir sitzt zusätzlich halb London im Nacken. Dauernd kommen hier Anrufe rein, ob die Stadt evakuiert wird und dergleichen. Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte!“
Der Detektiv wartete ruhig ab, bis Lestrade seine Hasstirade beendet hatte.
„Wo ist das Fax?“, fragte er dann.
„Dort, auf meinem Schreibtisch. Ich muss jetzt zur Pressekonferenz, aber Anderson wird Ihnen sicherlich weiterhelfen. Bis später.“, er wischte sich den Schweiß von der Stirn und hastete aus seinem Büro.
Sherlock ging zum Schreibtisch und besah sich stirnrunzelnd das kleine Stück Papier, das in der Mitte lag. Dann hob er es mit seinen behandschuhten Händen an und betrachtete es konzentriert von allen Seiten. Ich wartete geduldig, bis er mit seiner ersten Inspektion fertig war.
„Normales DIN – A4 Blatt, kann man in jeder Drogerie kaufen. Keine Fingerabdrücke, keine Knicke, keine Fettflecken oder Ähnliches. Die Nachricht wurde mit dem PC verfasst, Schriftgröße 20, Arial Black. Farbe: Schwarz. Dieses Blatt verrät uns nur wenig über seinen Absender.“
„Und was machen wir jetzt?“
Sherlock hob den Kopf, holte tief Luft – wie immer, wenn er etwas wusste, was dem Rest der Menschheit entging – und sah mich selbstzufrieden an.
„Überleg doch mal, John. Bei dem Fax kommen wir nicht weiter. Aber es gibt etwas anderes, das uns helfen kann.“
Ich begriff. „Das Faxgerät!“
„Ganz genau. Wir müssen fragen, bei welchem Faxgerät die Drohung eingetroffen ist!“
Er lief aus Lestrades Büro. „Anderson, wo traf das Fax ein? Bei welchem Faxgerät?“
Anderson seufzte genervt. Während die beiden wieder einen Streit anfingen, zog ich meine Handschuhe über und nahm das Stück Papier in die Hand.
An Inspector Lestrade!
Innerhalb der nächsten 24 Stunden wird es ein kleines Feuerwerk in London geben. Wenn Sie viele unschuldige Menschenleben retten wollen, finden Sie die Bombe. Ich verlange weder Geld noch andere Gefälligkeiten; dies ist lediglich ein Test für Sie. Aber den werden Sie und ihre Leute sicherlich bestehen, oder?
Ein Hinweis: Sie ist bei denen, die weder tot noch lebendig sind.
Ich schluckte. Viele Menschen auf einmal? Klar, London war eine Großstadt, aber er brauchte trotzdem eine ziemlich große Bombe. Aber der Hinweis.....ich überlegte. Dann fiel es mir ein und ich grinste; eigentlich war die Lösung nämlich äußerst einfach.
„Sherlock?“, rief ich. „Ich hab eine Idee, wo die Bombe sein könnte!“
Keine Antwort.
„Sherlock?“ Seufzend lief ich aus dem Büro. Draußen war niemand außer ein paar Beamten, die an ihren Schreibtischen saßen. Vom Detektiv keine Spur.
Ich tippte einem Polizisten auf die Schulter. „Entschuldigung, wissen Sie, wo Sergeant Anderson und Mr. Holmes hingegangen sind?“
„Den Gang runter. Sergeant Anderson sollte dem Detektiv etwas zeigen.“, er stutzte. „Sind Sie nicht der Freund von ihm? Dieser Doktor?“
„Ja, und vielen Dank!“, antwortete ich schnell und lief in die Richtung, in die er gezeigt hatte. Rechts von mir waren viele Bürotüren. Ich überlegte schon, einfach jede einzelne auszuprobieren, als ich gedämpfte Stimmen hörte. „Sie können doch nicht einfach....Inspector Lestrade wird das nicht dulden!“, rief der aufgebrachte Anderson.
„Beruhigen Sie sich. Ich mache es ja nicht kaputt.“
„Nicht kaputt?! Und wie bitte soll man das da nennen?“
„Wenn Sie bitte gehen würden, Sie stören mich bei meiner Arbeit.“
Anderson schnaubte laut und ich konnte gerade noch zurücktreten, da stieß er die Tür auf und lief wutentbrannt weg. „Dieser Detektiv bringt mich noch zur Weißglut!“
Ich grinste, lief in den Raum und schloss die Tür hinter mir. Und musste schmunzeln.
Sherlock kniete auf dem Boden, direkt vor dem Faxgerät. Er hatte es zwar nicht in seine Einzelteile zerlegt, aber es sah so aus, als wäre er bereits in den Tiefen der Maschine verschwunden, sowohl mental als auch physisch.
„Da bist du ja endlich, John. Diese Idioten von Scotland Yard treiben mich noch in den Wahnsinn.“
Ich grinste nur. „Schon was gefunden?“
„Allerdings.“
„Ich hätte eine Idee, wo die Bombe sein könnte“, sagte ich nicht ohne Stolz.
„Ach tatsächlich?“, Sherlock hörte nur mit halbem Ohr zu. Ich verdrehte die Augen.
„Kannst du mir mal kurz zuhören?“
„Ich höre dir zu, John.“, er sah mich an. „Aber ich weiß bereits, wo die Bombe ist. Ich beschäftige mich gerade, wie du siehst, mit dem liebenswerten Absender.“
Ich atmete tief durch. „Und wenn du doch längst weißt, wo die Bombe ist, warum teilst du es dann nicht Lestrade mit?“
„Wieso sollte ich? Wir haben noch über 20 Stunden Zeit. Wir könnten problemlos noch 5 weitere Bomben entschärfen.“
„Vielleicht, weil ganz London in Panik ist? Weil Inspector Lestrade sich fieberhaft den Kopf darüber zerbricht, wo die Bombe sein könnte?“
„Ich bitte dich, John. Der Hinweis ist so lächerlich einfach, dass sogar du ihn verstanden hast. Wenn Lestrade ihn nicht nach spätestens fünf Minuten geknackt hat, kann er Scotland Yard gleich verlassen.“
Ich schnaubte. „Vielen Dank auch! Ich werde Lestrade jedenfalls jetzt davon in Kenntnis setzen.“
Ich machte Anstalten, aus dem Raum zu stapfen, als Sherlock aufstand und mich zurückhielt. „Davon würde ich abraten, John.“
„Ach, und wieso? Nein, lass mich raten: Du willst unbedingt beweisen, dass du es vor mir herausgefunden hast. Nicht wahr?“
„Nein, das ist nicht der Grund. Überleg doch mal: Der Absender hat uns einen viel zu leichten Hinweis für diese 24 Stunden gegeben. Wer sagt, dass er die Bombe nicht hochgehen lässt, wenn die Polizei den Standort herausgefunden hat? Wenn du jetzt in die Pressekonferenz platzt, wird ganz London – inklusive Absender – darüber informiert. Wir müssen die Bombe alleine finden und entschärfen.“ Ich seufzte. „Ist das nicht ein wenig übertrieben?“
„Mein lieber John“, Sherlocks Augen blitzten vor Vergnügen, „Du und ich gegen den Rest der Welt? Als ob du da nein sagen könntest!“
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The world belongs to the courageous (Johnlock)
FanfictionSherlock und John stehen irgendwo zwischen Freundschaft und Liebe, zumindest glaubt John das. Als dann noch eine Bombendrohung bei der Polizei eintrifft, findet sich John in einem absoluten Chaos wieder, denn er hat keine Ahnung, wie er dem Detektiv...