Wir starrten auf die Bombe, die – wenn man sich ihrer Funktion nicht bewusst war – so harmlos wirkte wie kleine Styroporflocken, die man oft in solchen Kartons findet. Ich schluckte; dann beugte ich mich herunter und begutachtete sie vorsichtig. Ich entdeckte, dass etwas Entscheidendes fehlte. „Sherlock...“, sagte ich mit einem deutlich warnenden Unterton. „Hier fehlt der Ausschalter für die Bombe.“
Ich hob den Kopf und sah ihn an. Sein Blick war unergründlich.
„Was machen wir jetzt?“
„Ich...Ich....Lass mal sehen.“ Ich trat zur Seite und ließ ihn die Bombe untersuchen. Vorsichtig berührte er sie mit seinen behandschuhten Fingern, ließ seinen prüfenden Blick über das Gehäuse gleiten.
„Wir könnten ein Bombenräumkommando anfordern. Genug Zeit haben wir schließlich.“, schlug ich halbherzig vor. Sherlock verdrehte nur die Augen.
„Was meinst du, wieso wir uns hier rein geschlichen haben, immer darauf bedacht, nicht gesehen zu werden? Der Bombenleger wird natürlich irgendwo in der Nähe sein und darauf aufpassen, dass die Polizei dieses Gebäude nicht stürmt. Wenn Scotland Yard hier anrückt, wird er sie sofort hochgehen lassen.“, sagte er in seinem arroganten Tonfall.„Großartig, und was machen wir jetzt? Einfach abwarten?“
„Ich schlage vor, wir rufen Lestrade an und fragen ihn einfach, wie man eine Bombe entschärft. Genug Werkzeug liegt hier definitiv rum.“
„Warte mal...du schlägst vor, dass wir einfach – ohne wirkliche Kenntnisse und technische Ausrüstung – eine Bombe entschärfen?“, ich blinzelte ungläubig. Vielleicht sollte ich mir das mal abgewöhnen. Der Detektiv schaute mich mit einem Blick an, als wäre es das Normalste der Welt.
„Ja, das habe ich soeben vorgeschlagen.“
Ich seufzte. „Einverstanden. Hast du ruhige Hände?“
„Wieso?“
„Weil eine Arbeit wie Bomben entschärfen ruhige Hände erfordert.“
„Ja, eigentlich schon.“
„Und uneigentlich?“
„Ich...würde es angesichts der Lage eventuell vorziehen, Ihnen den Vortritt zu lassen, Herr Doktor“, schmunzelte er. Ich grinste.
„In Ordnung.“
Sherlock holte sein Handy hervor und rief Lestrade an. Er verlangte den am wenigsten nervenden Mitarbeiter des Bombenräumkommandos zu sprechen. „Stell auf Lautsprecher“, flüsterte ich.
Er tat, was ich sagte, und bekam bald Anweisungen, wie ich die Bombe entschärfen konnte. „Zuerst müssen Sie den Zünder herausdrehen. Dafür brauchen Sie ein Wasser – Granulat – Schneidegerät. Haben Sie so etwas?“
„Ähm...nein.“, gestand ich, wurde aber von Sherlock unterbrochen, der wild gestikulierte und mir einen Bolzenschneider gab.
„Sherlock, das kann unmöglich funktionieren!“, zischte ich.
„Na und? Es gibt im Moment keine andere Möglichkeit, also versuch es!“
„Nein! Ich habe nicht vor, dafür mein Leben aufs Spiel zu setzen! Es gibt andere Möglichkeiten!“
„Und die da wären?“, fragte er spöttisch.
„Na....im Moment fällt mir keine ein. Aber es gibt immer andere Mittel und Wege als puren Selbstmord!“
Sherlock verdrehte die Augen, kniete sich neben mich und nahm den Bolzenschneider in die Hand. Bevor ich protestieren konnte, stieß er mich zur Seite und nahm die Bombe erneut in Augenschein.
„Sie erinnert stark an eine alte Fliegerbombe“, murmelte er. Und dann – zu meinem großen Entsetzen – setzte er den Schneider an.
„Sherlock, nein!“, rief ich und wollte ihn wegzerren, aber er schubste mich erneut weg, diesmal viel härter. Ich schlug auf dem Boden auf und fluchte. Wenn er wollte, war Sherlock Holmes verdammt hartnäckig. Aber das hier war kein Spiel, das war purer Ernst.
„Was machen Sie denn da?!“, meldete sich der Mann vom Bombenräumkommando von der anderen Leitung.
„Wir entschärfen eine Bombe“, antwortete Sherlock und setzte das Werkzeug am Zünder an. Langsam und mit größter Vorsicht begann er den Schlagbolzen herauszudrehen. Ich verkrampfte mich; kniff die Augen zu und hielt den Atem an. Jeden Moment, jeden Moment würden wir explodieren, und die Überreste unserer zerfetzten Körper würden auf London herunter regnen, zusammen mit Körperteilen aus Wachs und hunderten von Schuttteilen...
Plötzlich hörte ich ein erleichtertes Aufatmen und öffnete vorsichtig ein Auge. Sherlock hatte den Schlagbolzen entfernt. Er gab sich nach wie vor entspannt, aber auf seiner Stirn stand der Schweiß und ich merkte, dass es ihn anstrengte, mehr psychisch als körperlich. Er wandte den Kopf zu mir.
„Hast du denn gar kein Vertrauen in mich, John?“, keuchte er, lächelte aber. Nach kurzem Zögern erwiderte ich das Lächeln, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich ihm doch eine reinhauen wollte.
„Doch. Ich vertraue dir immer noch blind, auch wenn ich mich manchmal frage, wieso. Allerdings nicht in diesem Moment.“ Ich setzte mich neben ihn. „So, und was ist jetzt der nächste Schritt?“
„Wir müssen ein paar Kabel durchschneiden. Der eine muss beobachten, den Überblick behalten und Anweisungen geben, der andere führt den Schneider. Was willst du machen?“
Entschlossen nahm ich das kalte, schwere Werkzeug aus Metall in meine Hände. „Ich handle, du behältst den Überblick. Wie sonst auch.“ Sherlocks Blick war unergründlich und ein wenig überrascht, aber er sagte nichts. „Dann lass uns anfangen.“
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Okay, um ehrlich zu sein habe ich (noch) keine Ahnung, wie man eine Bombe entschärft. Mein Wissen bisher beschränkt sich auf folgende Internetseite: http://www.br.de/themen/wissen/bombe-fliegerbombe-entschaerfen100.html
Ich werde aber versuchen, Literatur dazu zu finden, und dieses Kapitel dann ggf. etwas zu überarbeiten. Deshalb beschränkt sich der Bombenentschärfungsteil größtenteils auf mein Fantasie, künstlerische Freiheit und diverse (Science - Fiction) Filme. "Sherlocks" Bombe ist also aktuell eine Mischung aus einer Fantasie - Stark Trek - Detektiv Conan - Fliegerbombe.
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The world belongs to the courageous (Johnlock)
FanfictionSherlock und John stehen irgendwo zwischen Freundschaft und Liebe, zumindest glaubt John das. Als dann noch eine Bombendrohung bei der Polizei eintrifft, findet sich John in einem absoluten Chaos wieder, denn er hat keine Ahnung, wie er dem Detektiv...