Ich seufzte. „William Sherlock Scott Holmes. Du sagst mir jetzt, wen du meinst, oder du kannst was erleben!“
Sherlock schmunzelte lediglich. „Ach ja? Und was? Wir sind beide gefesselt, wenn ich dich daran erinnern darf!“
„Aber wenn wir hier rauskommen...Wenn wir hier rauskommen, dann denke ich mir etwas aus. Und das wird dir nicht gefallen“, knurrte ich.
„Oh...da bin ich aber mal gespannt“, grinste er.
Wir schwiegen wieder. Ich spürte den ruhigen Atem des Detektivs, seinen warmen, an mich gepressten Körper und starrte in die Dunkelheit. Nach endlosen Minuten der Stille vernahm ich plötzlich ein Geräusch und mir wurde mulmig zumute.
„Sherlock...hörst du das auch?“, fragte ich mit zitternder Stimme.
Er atmete tief durch. „Ja. Bleib ruhig, John.“
„Ich soll ruhig bleiben? Du weißt, was das bedeutet. Wir haben vielleicht noch ein paar Minuten, dann explodieren wir in winzig kleine Stückchen. Aber nein, kein Grund zur Sorge, einfach ruhig bleiben!“ Ich redete mich immer mehr in Rage und ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„John -“
„Nein! Ich will keine Halbwahrheiten oder Lügen mehr hören!“
„Aber -“
„Ich sagte Ruhe! Ich will das nicht mehr, kapierst du? Die letzten Minuten meines Lebens...“
„John!“, der scharfe Ton des Detektivs ließ mich verstummen.
„Ich habe eine Lösung. Aber sie ist ziemlich riskant und hat geringe Chancen auf Erfolg.“
Ich seufzte. „Haben wir eine Wahl?“
„Nein.“
Sherlock begann, mir seinen Plan zu erläutern. Es war der waghalsigste Plan, den ich je gehört hatte. Es war noch nicht einmal ein richtiger Plan. Aber wie es so schön heißt: In der Not frisst der Teufel Fliegen.
Als der Detektiv mich an stupste, begann ich wie von Sinnen zu schreien. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, und es hallte in dem kleinen, leeren Raum unheimlich stark wider. Ich schrie, dass Sherlock zusammenzuckte und sich verkrampfte. Und endlich öffnete sich die Tür und der breitschultrige Hüne platzte entnervt herein:
„Was ist hier los, verdammt noch mal?!“, rief er.
„Mein Freund hier hat einen Anfall...wissen Sie, er ist labil und etwas gestört...“, antwortete Sherlock.„Was? Rede gefälligst lauter!“
Sherlock tat nichts dergleichen, sondern wiederholte seine Worte einfach; die beiden trieben das Spiel immer weiter, und der Hüne beugte sich irgendwann wutentbrannt zu Sherlock hinunter und brüllte ihn ebenfalls an. „Entweder du sprichst lauter, oder ich prügle dir die Seele aus dem Leib! Kapiert?!“
Statt einer Antwort trat Sherlock ihm mit voller Wucht in seine Weichteile. Der Mann sackte in sich zusammen und wimmerte wie ein kleines Kind; der Detektiv setzte mit einem Tritt gegen die Brust nach und der Verbrecher fiel ohnmächtig zu Boden. Ich hörte mit meinem Geschrei auf und holte tief Luft. „Ich....hätte nie gedacht, dass das...funktionieren würde...“, keuchte ich.
„Zum Glück bin ich einfach etwas länger gebaut...deine Beine wären zu kurz gewesen.“
Bevor ich zu einer empörten Antwort ausholen konnte, hatte sich der Detektiv mit der Schuhspitze das Messer des Mannes geangelt und zog es langsam zu sich heran. Dann nahm er es mit der Hand und versuchte, unsere Fesseln aufzuschneiden. Es war etwas mühselig, da seine Hände ziemlich stark eingeschnürt waren; aber schließlich schaffte er es und die Fesseln fielen zu Boden. Sherlock sah auf die Uhr.
„Wir müssen uns beeilen...die Bombe kann jeden Moment hochgehen“, er versuchte aufzustehen, fiel aber sofort wieder um. Kein Wunder, er hatte viel zu lange in dieser Position gesessen. Ungeduldig reichte ich ihm meine Hand und schwankend kam er zum Stehen.
Ich schmunzelte und der Detektiv klopfte sich mit erröteten Wangen imaginären Staub von der Hose. „Gehen wir.“
Er schnappte sich die Schlüssel vom Hosenbund des Hünen und schloss die Tür auf.
Sherlock streckte vorsichtig den Kopf aus dem Zimmer und schaute den Flur entlang.
„Scheint alles sicher zu sein“, flüsterte er und schlich vorsichtig zum Lüftungsschacht. Ich folgte ihm; schloss allerdings vorher noch die Tür ab, während er das Gitter entfernte.
Wir krochen in den engen Schacht und robbten in der Dunkelheit über den kalten Boden.
„Der Bombenleger ist doch garantiert nicht mehr hier“, wisperte ich. „Wenn er eine Bombe gelegt hat, wird er so schnell wie möglich verschwinden“.„Das stimmt schon, aber er hat bestimmt ein oder zwei Männer hiergelassen, die das nicht wissen und lediglich unsere Flucht verhindern sollen“. Ich konnte ihm nichts entgegensetzen.
So bewegten wir uns wie kriechende Raubtiere durch den Schacht, bis wir endlich an dem alten Gitter ankamen, das nach draußen führte. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und atmete erleichtert aus. „Wir haben es so gut wie geschafft!“
„Noch nicht ganz!“, dämpfte Sherlock meine Euphorie warnend. Er entfernte das Gitter und quetschte sich nach draußen. So schnell wie es ging folgte ich ihm; ich wollte auf keinen Fall länger als unbedingt nötig in dem engen Gang hocken.
Mein Partner stand sofort auf, packte meine Hand und schleifte mich mit sich. „Komm schnell...der Bombenleger ist hier sicher noch irgendwo.“
Stolpernd kam ich auf die Füße und befreite mich aus seinem Griff. „Nein, stopp! Wir müssen da lang...das ist sicherer“. Ich deutete auf die anderen Häuser, in deren Schutz ich mich bis zur Straße durchschlagen wollte. Widerwillig kam Sherlock hinterher. Gerade als ich hinter der ersten Hauswand stand, passierte es.
Neben Sherlock wurde mit einem Mal das gesamte Areal gleißend hell. Feuer und Qualm donnerten mit einem lauten Knall hernieder, und der Detektiv hatte noch die kurze Gelegenheit, mir einen bedauernden Blick zuzuwerfen, bevor ich vollends hinter den mich schützenden Stein geschleudert und er von den Flammen verschluckt wurde.
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The world belongs to the courageous (Johnlock)
FanfictionSherlock und John stehen irgendwo zwischen Freundschaft und Liebe, zumindest glaubt John das. Als dann noch eine Bombendrohung bei der Polizei eintrifft, findet sich John in einem absoluten Chaos wieder, denn er hat keine Ahnung, wie er dem Detektiv...