Gefangen

1.1K 132 0
                                    

Erschrocken zuckte ich zusammen. Verdammt! Wer musste mich denn ausgerechnet jetzt anrufen? Und wieso hatte ich hier überhaupt Empfang? Wie auch immer; ich zog schnell das Handy aus der Tasche. Es war Lestrade – natürlich. Ich hatte ihm ja nur gesagt, wo ungefähr Sherlock war, und war Hals über Kopf losgefahren. Hastig drückte ich ihn weg. Ich konnte hier nicht telefonieren; denn die Gefahr, entdeckt zu werden, war viel zu groß. Schnell begann ich, das Schloss zu knacken; ich arbeitete so konzentriert, dass ich den Schatten nicht bemerkte, der sich über mich beugte. Als ich es dann realisierte, war es zu spät. Ich versuchte noch, mich im letzten Moment zur Seite zu werfen, aber plötzlich spürte ich einen dumpfen Schlag am Hinterkopf und fiel bewusstlos zu Boden.

Sherlocks P.o.V.

Ich erschrak furchtbar, als ich auf einmal Johns Gesicht auf der anderen Seite der Tür entdeckte, aber als sich unsere Blicke trafen, beruhigte ich mich. John hatte es geschafft, John würde mich retten. Ich wollte gerade lächeln, um ihm zu zeigen, dass es mir den Umständen entsprechend gutging, als ein Handyklingeln durch die Flure schallte. John riss die Augen auf und suchte eilig in der Tasche nach seinem Handy. Warum hatte er nicht daran gedacht, es auszuschalten? Ich widerstand dem Drang, meine Augen zu verdrehen. 

Aber es tauchte niemand auf und ich hörte, wie John begann, das Schloss zu knacken. 'Noch einmal Glück gehabt', schoss es mir durch den Kopf, auch wenn ich an so etwas wie Glück nicht glaubte. Bis ich den großen, breitschultrigen Mann erblickte, der sich mit einem wutverzerrten Gesicht – und einem Schlagstock in der Hand – über John beugte und ihn bewusstlos schlug.
Danach öffnete er die Tür und schleifte meinen Partner herein.
„Warum sperren Sie uns hier ein?“, fragte ich direkt. Endlich mal jemand, mit dem ich reden konnte – mehr oder weniger. Meine Stimme war zuerst brüchig, da ich sie jetzt über Stunden nicht benutzt hatte.
„Das geht dich einen Dreck an, elender Schnüffler“, schnauzte er, fesselte John grob die Hände auf den Rücken und zerrte ihn zu mir. „Umdrehen.“
Ich gehorchte und wandte ihm den Rücken zu, andernfalls hätte er mich dazu gezwungen. Ich spürte, wie er Johns Handfesseln mit meinen verband. Ich seufzte.
„Ist das so dringend nötig?“
„Schnauze halten.“
„Aber -“
„Ich hab gesagt, du sollst die Fresse halten, Idiot!“
„Du hast keine Ahnung, was das soll stimmt's?“
Er stapfte mit seinen schweren Stiefeln um John und mich herum, bis er direkt vor mir, oder besser schräg über mir stand. Drohend funkelte er auf mich herab.
„Jetzt hör mir mal zu, du Detektiv – du scheinst ja was im Kopf zu haben. Ich bin zwar nicht so intelligent wie du, aber wenn du noch einen Ton von dir gibst, schlag ich dich mit dem Stock zu Brei. Der Boss hat es erlaubt. Kapiert?“
Ich nickte gehorsam, aber insgeheim grinste ich triumphierend. Das war die Information, die ich brauchte. Er stampfte hinaus und schloss die schwere Eisentür ab. Ich war allein mit John.
Er war immer noch bewusstlos, denn er lehnte an meinem Rücken. Vorsichtig warf ich einen Blick über die Schulter. Er hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig.
„John?“, fragte ich. „John? Wach auf.“
Keine Reaktion. Ich seufzte. 

Ich hatte keine Ahnung wie ich es anstellen sollte, aber ich musste ihn irgendwie aufwecken. Ich stupste ihn mit den Fingern in den Rücken; er murmelte ihm Schlaf.
„John?“, rief ich lauter. Er wendete den Kopf und legte ihn vorsichtig auf meine rechte Schulter. Ich musste mir ein Lächeln verkneifen. „John“, flüsterte ich in sein Ohr. „Du musst aufwachen.“
Endlich schlug er die Augen auf. „Sherlock...was..Oh Gott!“
Erschrocken sah er sich um. „Verdammt, ich wollte dich doch retten!“
„Das macht nichts. Ist schon in Ordnung.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Er seufzte nur. „Ich bin so ein Idiot...warum habe ich mein Handy nicht stumm geschaltet?“
„Mach dir keine Vorwürfe. Das hilft uns auch nicht weiter.“
„Wo sind wir hier überhaupt?“
„Das müsstest du besser wissen als ich.“
Er verdrehte die Augen. „Nein, ich meine: Wo genau? Was soll das alles hier? Was wollen die von uns? Ich weiß, dass hier alte Versuchslabore sind...“, als fiele ihm etwas ein, musterte er mich suchend von oben bis unten, so weit er konnte. „Haben sie mit dir experimentiert?“
„Nein nein, ich habe hier äußerst langweilig herumgelegen.“
„Und wie kommen wir hier weg?“
„Ehrlich gesagt: Keine Ahnung. Ich hatte gehofft, dass du mich hier irgendwie frei bekommst.“
Er seufzte noch einmal. Ich befürchtete, dass er sich Selbstvorwürfe machte.
„Dann müssen wir darauf hoffen, dass Lestrade uns rettet.“

The world belongs to the courageous (Johnlock)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt