Ende? - Teil 22

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"Sam?" "Hmhm?" "Bist du gerade richtig schön rot im Gesicht?" "Hmhm..."

Ich hörte ihn förmlich grinsen. Ich spürte zarte Küsse auf meinen Schulterblättern und in meinem Nacken und fing an, mich wieder zu entspannen.

"Sam... Kannst du mich bitte ansehen?" fragte Max sanft.

Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn entschuldigend an.

"Immerhin bist du der Mutige von uns beiden. Lass mich jetzt bitte nicht hängen", sagte Max bittend. 

Ich sah ihn erstaunt an und musste dann schmunzeln. Er schaute mich etwas verwundert an und ich beeilte mich: "Es tut mir leid. OK. Du hast ja Recht, ich vertraue dir."

"Du glaubst gar nicht, wie nervös ich bin", gab er schließlich zögernd zu.

"Oh, du hast so souverän gewirkt, Max. Du wirkst immer so ruhig", sagte ich beruhigend. Doch es wirkte nicht so, wie es sollte. Also nahm ich seine Hand und legte sie über mein Herz. Dann sagte ich liebevoll: "Ich bin's, dein Geliebter. Nimm mich so, wie du es kennst..." Er schaute mich lange tief an und dann schmunzelte er und küsste mich kurz aber liebevoll. 

"Gut, dann gib mir dein Lieblingsspielzeug, ich denke, ich sollte dich vorbereiten", sagte er einfach und ich kramte also nach meinem Lieblingsdildo und gab ihm den. 

Nein, es gibt natürlich keine Einzelheiten! Eine Frau braucht ihre Geheimnisse.

"So, wo waren wir?" sagte er grinsend und setzte erneut zum Angriff auf meinen Hals an. Ich liebte es, wenn er das tat. 

"Sam?" "Hmhm..." "Ich liebe dich, Liebster. Ich liebe dich, Liebste." 

--

Ja, ich bin sein Geliebter. Dies ist schwer zu verstehen. Denn von außen bin ich eine Frau und das ist auch ok. Von innen? Nun ja ich zicke an manchen Tagen besser als so manche aufgetakelte Frau. An anderen Tagen fluche ich wie ein zentnerschwerer Seemann. Ich wehre mich gegen das Püppchenimage, dass mir anerzogen wurde und habe an manchen Tagen so meine liebe Not mit Aggressionen.

Es wäre jedoch müßig und ziemlich schwachsinnig alle meine Charaktereigenschaften nach weiblich und männlich einzuteilen und dann eine prozentuelle Verteilung auszumachen. Ich bin so wie ich bin und um ehrlich zu sein, ist es mir auch egal, welches Wort ich dafür verwenden soll. Ich will mich nicht in eine neue Schublade stürzen und die Diskussionen über die richtige Begrifflichkeit empfinde ich als  wirklich nervig. Ihr dürft mich bigender oder vielleicht genderfluid nennen. Nehmt das, was am besten zu eurem Outfit passt. 

Im Bett bin ich sein Geliebter. Doch nicht nur dann genieße ich es, keine feminine Rolle einnehmen zu müssen. Es sind feine Nuancen, dich ich euch wahrscheinlich nicht verständlich machen kann. Es beginnt damit, dass Max unbewusst ab und zu die männliche Bezeichnung für mich wählt. Ich bestehe da nicht darauf. Doch damit gibt er mir das Gefühl, dass er alles an mir wahrnimmt. Und dann gibt es noch tausende kleiner Kleinigkeiten, die niemandem sonst auffallen würden, aber für mich den wesentlichen Unterschied machen. 

Wir sind mehr Partner als ich es jemals bei anderen Paaren erlebt habe. Da die Rollen nicht festgelegt sind.

Fakt ist, dass ich diesen Mann liebe. Und wenn wir im Bett sind, dann bin ich sein Geliebter. Punkt. Und wenn ich mich auf der Couch an ihn kuschel oder ihn wegen irgendeiner Haushaltsfrage anzicke, bin ich vielleicht seine Geliebte. Fakt ist, ich weiß, er liebt beide Seiten an mir innig.

love is love 

Ende



AN: An dieser Stelle endet meine Geschichte. Es gibt sicher noch eine ganze Menge Fragen zu klären, Witziges und Trauriges zu erzählen und vieles mehr. Doch sie war mit Absicht nur als kurze Geschichte angelegt. Es ging mir darum, die Idee 'Schwule Frau' überhaupt erst einmal in eine Story zu verpacken. 

Ich hoffe, ihr habt diesen kleinen queeren Ausflug genossen und danke euch auf jeden Fall, dass ihr meiner Geschichte eine Chance gegeben habt! *-*

Wahrscheinlich wird es einen zweiten Teil geben. Es gibt noch viel zu entdecken im Alltag einer Girlfag...

Bis bald, 

Farnlieb

Just A Little QueerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt