Der Abend wurde sehr lang und da der Heimweg für Theo und mich sehr lang gewesen wäre, luden uns Max und Dana in ihre Wohnung ein.
Keine Ahnung, was die beiden noch so trieben. Wahrscheinlich zeigte sie ihm ihre Comic-Sammlung, aber vielleicht auch ihre Cosplay-Outfits, wer weiß?
Ich lag mittlerweile betrunken und entspannt in Max' großem Bett. Er hatte mir verboten, auf der Couch zu schlafen, da diese selbst für mich zu klein sein soll. Haha!
Aber ich hatte nichts dagegen. Wer konnte schon etwas dagegen haben, mit dem Mann seiner Träume im Bett zu landen? Natürlich wusste ich, dass es nur platonisch war, doch meine Fantasie, dieser Verräter, schob Überstunden und zeigte mir sinnliche Bilder in allen Regenbogenfarben.
Und so erschrak ich tierisch, als sich Max schließlich oberkörperfrei auf die andere Bettseite warf und mich anlächelte.
Das Licht einer Werbereklame fiel ins Zimmer und reflektierte die Wasserperlen, die aus seinem frisch geduschten Haar tanzten. Sein Blick war offen und freundlich, auch ein wenig müde. Doch in meiner Fantasie sah er mich leidenschaftlich und verliebt an.
„Sam, ich glaube, dieses Date war die beste Idee aller Zeiten!" sagte er fröhlich und deutete auf die Wand, hinter der das Zimmer seiner Schwester lag. Man hörte die beiden kichern und reden. „Ich konnte ihre Freundin ohnehin nicht leiden!" sagte er zufrieden „Theo machte auf mich immer einen mürrischen Eindruck!" Ich zuckte nur mit den Schultern: „Er war zu lange alleine, denke ich."
Nach einem Moment fügte ich hinzu: „Du meinst, Dana schiebt ihre Freundin ab? Nach einem Date mit Theo? Das wird er nicht wollen, egal wie perfekt sie ist. Er ist ein ziemlicher Moralapostel."
„Ach, was weiß ich..." Jetzt sah er mich wieder an und ich hatte das Gefühl, dass plötzlich etwas anderes in seinem Blick lag. Er sagte leise: „Man kann nie wissen, wie das Leben so spielt, Sam!"
Ich hatte wieder den Atem angehalten und war froh, dass es relativ dunkel im Zimmer war, so dass er hoffentlich nicht meine leuchtroten Wangen sah.
Doch natürlich sah er sie und lächelte. Er streichelte mir mit einer Hand über die Wange und hauchte: „Du bist so süß, wenn du rot wirst."
Ich geh noch drauf, denn schon wieder setzte mein Herz aus!
„Du bist wirklich anders als andere Frauen, Sam! Du bist wirklich etwas Besonderes!"
Hilfe! Ich bekam keine Luft mehr.
Er rückte näher zu mir, sein Atem strich über mein Gesicht. Ich spürte, wie seine Hand in meinen Nacken rutschte und eine Kaskade von Gänsehaut auslöste.
Instinktiv schloss ich meine Augen. Dann fühlte ich seinen Dreitagebart an meinem Kinn. Ein zarter Kuss landete auf meiner Wange. Er zog mich in seine Arme und sein unbeschreiblicher Duft hüllte mich wieder ein.
Ich wagte mich nicht, mich zu bewegen oder zu atmen. Dieser Moment war einfach zu perfekt.
Oh nein. Nein! Gar nicht perfekt! Tief durchatmen! Denk an was anderes! Einhörner, Waschbären, Otterbabys. Genau, süße Otterbabys. Aber jetzt auf keinen Fall heulen.
Doch natürlich hatte ich mich verraten, ich war ein schrecklicher Schauspieler!
Also fragte Max mich leise: „Sam... alles klar?"
Er verdiente eine Antwort, aber was sollte ich ihm denn bitte erzählen?
„Klar, ich musste nur gerade an süße Otterbabys denken..." sagte ich ausweichend und es war ja nicht gelogen. „Hmhm", machte er skeptisch.
„Sag mal, verrätst du mir irgendwann, was die Andeutungen von Theo, eure Wette und unser Date alles zu bedeuten haben?" fragte er weiter.
Bei den Zwölfen, warum konnte ich nur keinen Transversalis-Zauber! Ich kann ihm nicht erzählen, dass ich schwul bin. Und vor allem nicht jetzt! Was ist, wenn es dann plötzlich komisch zwischen uns wird? Ich mag ihn schon jetzt so sehr. Also nicht nur sein Äußeres. Er ist nett und höflich, intelligent und witzig. Wir teilen einige Ansichten und irgendetwas scheint uns auf mehr als eine Art miteinander zu verbinden.
„Ich bin schwul..." Fuck! Warum konnte ich manchmal einfach nicht meine Klappe halten!
Schweigen. Unendlich andauerndes Schweigen. Ich höre nur Maxs Atmen und das Kichern aus Danas Zimmer.
„Hmhm, das macht Sinn!" sagte er schließlich.
Will er mich verarschen? Ich rappelte mich aus seinen Armen und wollte ihn schon anschreien. Doch er sah mich ganz ruhig an.
„Das meinst du ernst?!?" fragte ich ihn perplex. Immerhin war ich jetzt so irritiert, dass ich nicht mehr heulen wollte. Doch er schaute noch immer ruhig und gelassen und nickte.
„Ähm, also erstens eigentlich lachen erstmal alle, wenn sie das hören oder sagen, dass ich spinne. Und zweitens macht es die meiste Zeit noch nicht einmal für mich Sinn" sagte ich wütend und verwirrt.
Er nahm meine Hand und sagte ruhig nach einer Weile: „Das meiste im Leben ist verwirrend." Er deutete wieder auf die Zimmerwand. „Eine Lesbe, die sich instant in einen Kerl verliebt – macht dass Sinn? Vielleicht hat sie ihr ganzes Leben einfach nur auf ihn gewartet und die Frauen waren nur ‚Zeitvertreib'? Wer weiß das schon."
„Ok", sagte ich nun schon ruhiger, „was macht denn in deinen Augen daran Sinn, dass ich schwul bin?" Er lächelte mich an. „Ich weiß nicht, von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass du mein bester Freund sein könntest. Aber eine schwule beste Freundin ist einfach genial!" Als er das sagte, sah er plötzlich so begeistert aus, wie Theo auf der Comic-Con.
„Dann bin ich der erste Kerl mit einer schwulen besten Freundin! Tada!" Max machte eine große Geste und zog mich wieder in seinen Arm. Zum Glück, weil ich das gefakte Lächeln nicht lange hätte halten können.
‚Yeah! Yippieh! Klar Alter, ich sag dir, dass ich die gleiche sexuelle Orientierung habe wie du und du deklarierst mich als BFF! Alter, wenn du nicht so heiß wärst, könnte ich dich vielleicht hassen...'
So lag ich also schon wieder in seinen Armen gekuschelt, steif wie ein Brett von der Aussicht auf einen Lebensabend mit unendlich vielen Katzen. Ich drehte mich mit dem Rücken zu Max um besser atmen zu können und er kuschelte sich an meinen Rücken und seufzte wohlig.
DAS HÄTTE ICH NICHT TUN SOLLEN! Oh, so sorry! Tut mir leid, dass ich geschrien habe, aber das war so dumm von mir. Jetzt lag ich mit Mr. Universe in meiner Lieblingsstellung und spürte sogar die weiche Beule seines Penis' an meinem Hintern.
Ich versuchte ganz langsam zu atmen und an harmlose Dinge zu denken. Schöne von Wasser rund geschliffene Steine, meine Lieblingsband, Hundewelpen, Cider, Guild Wars 2. Ja, GW2 klappt. Langsam beruhigte sich mein Herzschlag wieder und ich war dabei, endlich einzuschlafen.
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Just A Little Queer
Romance«Beendet » Nur eine Liebesgeschichte von vielen? Nein. Nur eine LGBTQ-lovestory von vielen? Nein! Traust du dich? Leseprobe: "Erde an Sam! Er entspricht nicht deinem Beuteschema! Ich wette mit dir um deine Konsole. Hör endlich auf zu träumen. Das...