Club Teil 9

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War ich hier richtig? Grelles Neonlicht mit der Aufschrift ‚Industry', viele heiße Kerle. Also wie ein Altersheim sah es jedenfalls nicht aus. Ich war mir nicht sicher, ob ich jetzt Max überhaupt fand, zwischen all den Sahneschnitten. Was machte ich hier nur? In einem Kleid? Plötzlich lagen zwei Hände auf meinen Hüften. Ich drehte mich reflexartig um und hatte meine Faust bereits geballt. Doch mein Gegner hatte die Hände erhoben.

„Gnade!" bat er und grinst mich frech an. Puhh, es war nur Max! „Hey Sam, dir möchte ich ja nicht in einer dunklen Gasse begegnen!" feixte er noch immer. „Blödmann", schimpfte ich, weil er mich erschreckt hatte. Dann nahm er mich in den Arm und flüsterte mir zu: „Ich hatte gehofft, dass du wieder das Kleid trägst. Du siehst toll aus."

Er roch diesmal anders, nicht schlecht, aber ich vermisste den Duft nach Holz und Wasser, seinen Geruch. Noch während ich mal wieder tagträumte, zog er mich an der Hand und wir gingen in den Club. An der Tür standen Viele in der Schlange. Doch er ging daran vorbei und sprach kurz mit dem jungen Türsteher.

Dann waren wir schon drin. Der Bass wummerte und die Lichter tanzten wild auf den heißen wogenden Körpern. Überall nur Männer, heiße Männer. Kennt ihr das Cheerleader-Phänomen? Eine Gruppe von Cheerleadern sieht immer mega heiß aus, bis man die einzelnen Mädels einzeln sieht. Dann eher nicht mehr so. Das gilt offensichtlich auch bei Männern.

Ich klammerte mich an Max und er bringt mich zu einem Bereich, in dem viele weiße Sofas standen. „Alles klar bei dir?" „Sicher." „Lügnerin!" Ich strecke ihm die Zunge raus. „Vorsicht, das gilt hier als Einladung!" grinste er mich an.

Was? Ich sehe anscheinend ziemlich erschrocken aus, denn er lachte mich aus. „Sorry, das war ein Scherz... Du bist einfach zu niedlich!" "Arsch!" "Also wirklich Sam! Sprichst du mit dem Mund mit deiner Mutter?" fragte er feixend.

„Bahama Mama?" fragte er dann, ich nickte und schon war ich alleine.

Ohje, alleine in einer Schwulenbar. Ich schrieb Theo, wo ich steckte und sah, dass er mir noch immer nicht geantwortet hatte.

Plötzlich setzte sich jemand neben mich - viel zu früh, um Max zu sein.

Ich schaute neben mich und der ziemlich braungebrannte Typ war an die 50 Jahre alt und checkte mich ungeniert ab. „Na wo kommst du denn her, Süße!"

Also in echt bin ich wirklich ein höflicher Mensch! Also nur fürs Protokoll!

„Tut mir leid, ich bin in Begleitung." „Oh, das macht die Sache doch gleich noch aufregender, Schätzchen." Er machte Anstalten, seine Hand auf mein Bein zu legen. „Ich rate dir, deine Hände bei dir zu halten!" sagte ich laut genug, aber ruhig.

Und tatsächlich ließ er die Hände bei sich und sagte zickig: „Ok. Wusste ja nicht, dass du 'ne Lesbe bist!" Dann haute er ab. Ich rief ihm noch hinterher: „Nur für's Protokoll, ich bin schwul!"

Als Max endlich wieder bei mir ist, grinse ich zufrieden vor mich hin. Den Bahama Mama, den er mir reicht, kippe ich fast vollständig hinunter. Dann greif ich nach Max's Hand und ziehe ihn mit zur Tanzfläche.

Schon wieder eine Aktion von meinem viel zu spontanen Ich. Zum Glück waren so viele Leute auf der Tanzfläche, dass ich sicher nicht auffallen würde.

Oh wait! Ähm, natürlich falle ich auf.

Im Moment war ich die einzige Frau hier. Und natürlich tanzten alle Männer sehr viel besser als ich. Ach so fühlten sich normale Kerle in einem Hetero-Club!

Max holte mich wieder aus meinen Gedanken. Sein Körper schmiegte sich eng an meinen und für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich vergessen, dass wir in einem Club waren. Ich spürte nur noch den drängenden Bass und seine Hände auf meinem Körper, die ein Prickeln hinterließen. Ohne nachzudenken erwiderte ich seine Berührungen und lasse mich gehen. Mein Körper folgte seinen Bewegungen und es fühlte sich so berauschend an.

5, 4, 3, 2, 1...Da war sie wieder, meine schüchterne Seite! Pünktlich auf die Sekunde.  Oh Hilfe, nein!

Mit einem verlegenen Lächeln suchte ich wieder etwas mehr Abstand. Max lächelte und gab mich frei. Ich deutete in Richtung Sofa und bahnte mir einen Weg an den tanzenden Körpern hindurch.

Wow! Was war das denn gerade?

Doch ich hatte keine Zeit zum Nachdenken. Max setzte sich neben mich und lächelte mich begeistert an: „Wow, tiefe Wasser, Sam! Tiefe Wasser!" Ich werde mal wieder rot und schaute verlegen zur Seite. Er gab mir einen Kuss auf die errötete Wange und ich spürte, dass er immer noch grinste. „Bin gleich wieder da, ich brauche eine Abkühlung!"

Abkühlung? Wovon?

Doch auch dieses Mal kam ich nicht dazu, nachzudenken. Diesmal war es ein Bear (breit, muskulös, bärtig), der sich zu mir setzte. Aber er war so höflich, vorher zu fragen. Er war nett aus, also nickte ich lächelnd.

„Hi, ich bin Sam, wie heißt du?" sagte er mit einer ziemlich tiefen Stimme. Ich lächelte. „Sam." Er machte große Augen und grinste. „Na was für ein Zufall. Ich hab gesehen, dass du mit Max da bist. Bist du seine Schwester?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, sein schwuler bester Freund", sagte ich schlicht und er lachte. Da war sie wieder die typische Reaktion. „Klar! Du siehst heiß aus, wollen wir kurz verschwinden?"

„Nein, Sam", sagte ich entschieden und er zuckte die Achseln und verschwand wieder.

Einen Moment später war Max wieder da. Ich war ihm dankbar, dass er mir wieder meinen Liebslingsdrink mitgebracht hatte. „Ein Sam war hier, kennst du den?" „Ohje, hat er dich angemacht?" „Jap. Er wollte nicht glauben, dass ich dein schwuler bester Freund bin."

„Sam ist ein Arschloch, denk dir nichts dabei", sagte Max und legte seinen Arm um mich.

Ein schlanker Typ mit furchtbar auffälligem Tanktop und – warum auch immer – knall enger und viel zu kurzer Hose setzte sich auf den Tisch vor Max. „Hey Max, gehst du jetzt doch unter die Heteros?"  Der Typ knutschte Max ungefragt mehrfach auf die Wange und lächelte ihn irgendwie unecht an. „Nein, Bob!"

BOB?!? Das konnte nicht sein echter Name sein!

Ich musste mir das Lachen wirklich verkneifen und trank fast mein Glas auf einen Schluck aus. Der Typ sah eher aus wie eine Barbara. Max sprach weiter: „Das ist Sam, meine schwule beste Freundin!"

Bob/Barbara sah irritiert von Max zu mir, dann sagte er schließlich: „Ok, wenn ihr wollt. No Kink-Shaming! Ich bin ja kein Unmensch. Ok, ich lass euch dann mal alleine..." Er sabberte erneut meinen Max voll und war dann endlich weg.

„Wow, interessante Leute hier!" sagte ich und Max grinste nur. „So Sam, sag mir, auf welchen Typ Mann du stehst und ich bin dein Flügelmann."

Just A Little QueerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt