Trösten II Teil 13

76 12 2
                                    

Hi Dana, hier ist Sam. Maxs Freundin.

Keine Reaktion von der anderen Seite.

Hi Max. Wie geht's?

Auch keine Reaktion. Na gut, dann werde ich mal schauen, wer bei Guild Wars 2 so alles online ist. Erst später am Abend kam eine Nachricht von Max.

Kann ich vorbei kommen?

Klar. Ich schicke dir die Adresse.

Innerhalb einer Sekunde waren meine Hände feucht und mein Herz schlug heftig. Was hatte er vor? Meine Fantasie ging eindeutig mit mir durch und verknüpfte das Gespräch von heute Morgen und heute Mittag mit seinem Besuch heute Abend. Ja, genau! Nur weil es ihn angemacht hat, dass ich ein böses Mädchen war, steht er plötzlich auf mich. Komm mal wieder klar, Sam!

Er sah mal wieder zum Anbeißen aus, aber offensichtlich wollte er keinen Sex. Dafür sah er viel zu besorgt aus. „Alles klar, Max?" „Dana macht mir Sorgen. Vielleicht sollten wir doch einen Detektiv einschalten. Die Beziehung zu Lynn erscheint mir ziemlich toxisch."

„Ok, ich google das. Was meinst du, können wir uns das leisten, wenn wir zusammenlegen?"

Innerhalb von kurzer Zeit hatten wir wirklich einen Detektiv gefunden. Ich bestand darauf, dass Max anrief. Das fühlte sich ziemlich verboten an.

Doch wir mussten echt etwas tun. Der Lebensfunke in Theo sah ziemlich winzig aus und Dana war scheinbar in einer ziemlich ätzenden Lage. Das war alles sehr falsch.

„Ok, ich treffe mich morgen mit ihm. Du bist zu der Zeit ja leider auf Arbeit. Aber ich schreibe dir dann alles." Ich grinste verschörerisch: „Uhh, wir zwei haben ein Geheimnis. Wie in den Filmen!" „Wir haben schon ein Geheimnis, meine Süße. Und das ist ziemlich heiß!"

Schlagartig wurde ich blass. Es war kein Geheimnis mehr. Oh nein! Ich bin so eine Idiotin!

„Sam?" „Ich bin ein Idiot!" „Ok, warum?" Ich schüttelte vehement den Kopf. „Du wirst mich hassen!" „Du wirst ja nicht meine Schwester oder unsere Mutter getötet haben. Also wird es nicht so schlimm sein." „Ok, du magst mich dann definitiv weniger!"

„Komm schon, ich hab dich lieb!" Ich sah ihn erschrocken an. Wir kannten uns wirklich noch nicht lange und das war selbst für mich etwas früh. Aber es fühlte sich unglaublich richtig an. Und in dem Moment war es mir egal, wie er es nun meinte. Ich umarmte ihn stürmisch und er lag damit kichernd mit dem Rücken auf dem Sofa.

Nachdem ich einen Moment seine Nähe und das Kraulen in meinem Nacken genossen hatte, löste ich mich und gestand: „Theo ist doch mein bester Freund. Also musste ich ihm doch alles erzählen..."

Max dachte nach und sagte nach einer Weile: „Ich bin dein schwuler bester Freund. Zählt das nicht mehr?" Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Ich glaube, ich verschiebe das Gleichgewicht der Welt mit zwei besten Freunden. Das ist gegen die Natur der Sache. Max, wir müssen" „Wehe du sagst jetzt Schluss machen!" „Nein!" „Ok", sagte er sichtlich und hörbar erleichtert.

Wir schwiegen eine Weile und lagen auf meinem großen Sofa. „Es tut mir wirklich leid. Ich habe nicht nachgedacht, Max! Theo gibt uns aber ohnehin nur weniger als drei Monate..."

„Was? Warum?"

Ich kann wirklich nicht meine Klappe halten, oder?

Ich schlug mir mit der Hand vor den Kopf und sah, dass Max schmunzelte. „Du kannst nichts geheim halten, oder?"

Ich machte ein grummelndes Geräusch und guckte entschuldigend. „Lügen und Geheimnisse bringen immer ziemlich viel Ärger und machen viel Stress, oder?"

Er zog mich eng an sich und hauchte: „ Ich liebe es, dass ich dich wie in einem Buch lesen kann. Bitte ändere das nie. Ich vertrage die Wahrheit schon, ok?"

Ich atmete tief durch und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. „Theo sagte, ich bin jetzt schon ganz high von dir und dass ich in weniger als drei Monaten heulend bei ihm sitzen werde. Es würde alles zu schnell gehen." „Ich werde dich nicht verletzen, Sam! Warum sollte ich? Ich verstehe das nicht..."

Ich suchte nach Worten, die mich nicht verrieten, doch plötzlich klingelte sein Handy. „Ja, Dana. Ich bin gleich bei dir!"

„Tut mir leid, Sam. Meine Schwester braucht mich."

--

Am nächsten Tag sah Theo noch erbärmlicher aus. Ich machte mir wirklich Sorgen um ihn. Doch ich hatte keine Ahnung, wie ich ihm helfen konnte. Er wollte ja nicht auf mich hören.

Der Vormittag zog sich endlos in die Länge. Es war schwer, Theos Stimmung zu ertragen. Ich war um ehrlich zu sein froh, als Max endlich seine Runde drehte. Max nahm meine Hand und ging mit mir ein Stück im Gang entlang, offensichtlich um mit mir alleine zu reden.

„Dana hat sich endlich getrennt. Wie bekommen wir die beiden jetzt zusammen?" Ich machte große Augen: „Wie kommt das denn so schnell?" „Naja, offenbar ist Lynn neben vielen anderen Dingen eine Hypokritin." „Oh!" „Genau..." „Ok, Theo wird nicht in die Öffentlichkeit gehen. Ab wann ist Dana zu Hause? Ich bin dann bei dir und behaupte, wir hätten uns gestritten und Theo muss mich abholen, ok?" „Kann es nicht etwas anderes sein?" „Na es muss ein guter Grund sein und er ist immer äußerst motiviert, wenn er Recht bekommt", antwortete ich und schaute Max entschuldigend an. „Ok, dann um 17 Uhr."

--

Ich kann nur sagen, unser Plan verlief hervorragend. Natürlich war Theo sofort da. Ich hatte noch nicht einmal gut schauspielern müssen, er hatte mir sofort geglaubt. Als Dana ihn sah, ist sie ihm direkt um den Hals gefallen.

Max und ich verließen lieber schnell die Wohnung. Man konnte ja nie wissen.

Auf dem Weg zu meiner Wohnung saßen wir eng beieinander in der U-Bahn und hörten zusammen Musik. Es stellte sich heraus, dass wir den gleichen Musikgeschmack hatten – dafür liebte ich ihn gleich noch mehr.

Er hatte meine Hand in seine genommen und streichelte sie verträumt. Die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten Samba. Auch wenn ich mir sagte, dass es nichts zu bedeuten hatte. Es fühlte sich doch ganz anders an. Und für einen Moment erlaubte ich mir, einfach glücklich zu sein.

Eine alte Frau in der U-Bahn fragte uns plötzlich, wann die Hochzeit sein würde und Max gab ihr Rede und Antwort. Natürlich würden wir im Sommer heiraten, im Central Park, nur mit Familie und den engsten Freunden. Ich war sprachlos und als wir ausstiegen konnten wir nicht mehr vor Lachen.

Offensichtlich bin ich unglaublich masochistisch! Seit wann lache ich über meine eigenen Zukunftswüsche?

Just A Little QueerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt