Date

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Eigentlich fand ich die normalen Kennenlernfragen zu abgedroschen, doch ich brauchte eine Gelegenheit, um endlich seine sexuelle Orientierung herauszubekommen. Theo musste mehr wissen, als ich. Hatten sie darüber gesprochen?

"Sag mal, was hat dir Theo eigentlich über mich erzählt?" "Das du gerne mit mir auf ein Date gehen würdest." "Nein, er hat sicher mehr gesagt!" sagte ich lakonisch. Max grinste: "Ihr kennt euch schon lange, hm? Stimmt, er sagte, er wollte nicht ständig Geschichten über mich hören bis er 50 ist." "Und das ich das nicht alleine schaffe", ergänzte ich und Max grinste.

"Ihr habt also schon eine Weile über mich gesprochen, hm?" Ich sah etwas entschuldigend auf meinen Drink, der eben kam. "Also wahrscheinlich hat Theo eher untertrieben", gab ich zu und Max sah geschmeichelt aus.

"Wir haben eine Wette laufen. Nicht böse sein!" "Ich bin neugierig", sagte er daraufhin.

"Na für welche Mannschaft du spielst." "Du meinst wahrscheinlich nicht Sport, oder?" ich schüttelte grinsend den Kopf.

Er sagte ohne Umschweife: "Ich bin schwul. Ich hoffe, das ist kein Problem für dich."

Innerlich feierte ich ein Freudenfest. Äußerlich versuchte ich es mir nicht anmerken zu lassen und sagte nur triumphierend: "Nein, warum? Immerhin habe ich dann gewonnen!"

Er war einen kleinen Moment irritiert. "Du hast dir gewünscht, dass ich schwul bin? Oder nur, dass du gewinnst?"

Es brachte nichts es zu verschleiern und jetzt war ich nicht mehr nervös, denn es war nur die Wahrheit. "Beides!"

"Das ist wahrscheinlich eine blöde Frage, aber warum wolltest du ein Date mit mir?"

Dafür gab es zu dem Zeitpunkt keine sinnvolle Erklärung, daher sagte ich: "Warum bist du hier, obwohl du schwul bist?"

Ich war ihm dankbar, dass er keine Ausreden vorbrachte. Er überlegte einen Moment und sagte dann schlicht: "Ich mag dich."

Mit einem Lächeln sagte ich: "Gute Antwort!"

Endlich konnte ich den Abend genießen. Das Wichtigste war gesagt.

Ich fühlte mich in seiner Gegenwart wohl und ruhig und irgendwie mehr wie ich selbst. Er bemerkte es und freute sich darüber. So frech und fröhlich hatte er mich nicht eingeschätzt. Und mir gelang es mehr als einmal, ihn mit einem Spruch sprachlos zu machen.

Auch wenn ihm mein lästiges Teenagerverhalten schmeichelte, so wollte er doch nicht dafür verantwortlich sein, wenn ich irgendwann anfing zu hyperventilieren.

Als wir schließlich vor meiner Haustür standen, hasste ich meine Uhr. Ich wollte nicht, dass er schon ging und überlegte, ob ihn jemand vermissen würde, wenn ich ihn nun kidnappte.

Max verabschiedete sich mit einem kleinen Kuss auf die Wange und einer Umarmung.

Ich kidnappte ihn nicht, nur fürs Protokoll. Nein, als ich wieder in meiner stillen und dunklen Wohnung war, schmiss ich mich auf mein Bett und fing an zu heulen.

Warum? Weil es zu perfekt war!
Und weil er so nah und doch unerreichbar war. Weil ich für ihn nur eine Freundin war! Wie sollte ich ihm begreiflich machen, dass ich besonders bin?

Achso, nur fürs Protokoll, ja ich bin eine Frau und ja, ich bin ebenfalls schwul. Wer lacht kommt auf meine Killlist. Ok, nein, natürlich nicht in echt.

AN: Hi, ich freue mich über jede Leserin und jeden Leser und alle dazwischen, da mir das Thema am Herzen liegt. Noch mehr freue ich mich über Kommentare und ehrliche Meinungen, solange sie freundlich vorgebracht sind.

Wichtig: Die Protagonistin meiner Geschichte ist nicht DIE schwule Frau/Girlfag. In "normalen" Geschichten ist der Hauptdarsteller ja auch nicht DER Hetero/Bogenschütze/Agent/was auch immer.
Es handelt sich um eine fiktive weibliche Person, die schwul ist und verliebt.

Ich maße mir keine Vollständigkeit oder was auch immer an. Ich schreibe nur eine Geschichte über Menschen.

Dies tue ich, weil es natürlich wenig Literatur zu dem Thema gibt, aber viele Fragen. Wenn ich Antworten gebe, dann ist dies jedoch nur als Möglichkeit zu betrachten.

So, ich hoffe damit ein paar Hatern und Haterinnen den Wind aus den Segeln genommen zu haben.

Für alle anderen: viel Spaß weiterhin. 

Just A Little QueerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt