Der Dienstag war ziemlich langweilig. Die neunte Klasse, bei der ich Gemeinschaftskunde unterrichtete, schrieb eine Arbeit und die siebte Klasse war auf einem Ausflug. Somit hatte ich eigentlich nur zwei richtige Unterrichtsstunden und da ich in der dritten und vierten Stunde sowieso frei hatte, kam ich erst zur fünften Schulstunde zur Arbeit. Die zwei Stunden Mathe bei meiner zehnten Klasse gingen schnell rum und dann stand nur noch die Klassenarbeit in der achten und neunten Stunde auf dem Plan. Nun saß ich also gelangweilt in der Klasse und musste aufpassen, dass niemand schummelte. Nach etwa der Hälfte der Zeit stand ich von meinem Stuhl auf und lief durch das Klassenzimmer. Immer mal wieder warf ich einen Blick auf die Blätter der Schüler und musste mir bei manchen Antworten echt ein Lachen verkneifen. Es war teilweise wirklich amüsant, was sich Schüler zusammenreimten, wenn sie absolut keine Ahnung hatten, was die Antwort auf eine Frage war.
Als die angegebene Zeit von etwa sechzig Minuten erreicht war, bat ich die Schüler ihre Arbeiten abzugeben und machte dann in der letzten halben Stunde noch etwas entspannteren Unterricht.Ich war gerade im Lehrerzimmer und packte meine Sachen zusammen, um anschließend zur Bahn zu gehen, als ich den stellvertretenden Schulleiter auf mich zukommen sah. "Gut, dass du noch da bist Stefan. Wir haben ein organisatorisches Problem. Der Gemeinschaftskunde-Lehrer der 11a ist wegen eines längerfristigen Krankenhausaufhalts für mehrere Monaten krank geschrieben und jetzt fehlt uns dort eine Lehrkraft. Könntest du die Klasse übernehmen? Das wäre mittwochs in der dritten und vierten Stunde, also in den Stunden, wo du keinen Unterricht hast.", fragte er, was aber nicht wirklich nach einer Frage klang, sondern eher nach einer Anordnung. Ich seufzte leise und antwortete dann: "Meinetwegen. Ich übernehme die Klasse, aber ich bräuchte vielleicht die Unterlagen des Lehrers, damit ich an dem Thema anknüpfen kann, bei dem sie aufgehört haben." "Toll das du das machst, hier sind die Unterlagen, die von den Lehrer hier gelassen wurden. Weiteres musst du allerdings bei der Klasse erfragen.", sagte er, legte einen Stapel Blätter auf meinen Schreibtisch und ging dann einfach. Immer wieder schön, wenn man solch freundliche und zuvorkommende Kollegen hat...
Nach der langen Bahnfahrt, lief ich zu meiner Wohnung und wollte gerade die Tür aufschließen, als diese geöffnet wurde und Sofie überrascht vor mir stand. Bevor ich etwas sagen konnte, lief sie an mir vorbei und ging schnell die Treppe runter. "Warte Sofie. Es...", doch da hörte ich schon die Haustür ins Schloss fallen, "..tut mir leid." Seufzend begab ich mich in die Wohnung und schloss die Tür hinter mir. Demotiviert zog ich mir die Schuhe und die recht dünne Jacke aus und ging, auf der Suche nach etwas essbarem, in die Küche. Glücklicherweise war Sofie wohl nicht ganz so wütend auf mich und hatte mir etwas, von dem, was sie gekocht hatte, übrig gelassen. Ich nahm mir etwas und setzte mich damit an den Tisch. Während ich aß, versuchte ich mit den wenigen Informationen, die ich über den Gemeinschaftskunde Unterricht der 11a hatte, irgendetwas brauchbares vorzubereiten.
Ich lehnte ich mich auf dem Stuhl zurück und fuhr mir durch die Haare. Viel hatte ich bei der Vorbereitung nicht geschafft, aber das würde für morgen schon reichen. Wenn nicht, dann würde ich ihnen einfach noch eine Aufgabe aus dem Buch geben.
Ehrlich gesagt, hatte ich überhaupt keine Lust morgen bei der Klasse Unterricht zu geben. Ich würde Lukas wieder sehen, was ich eigentlich so gut es ging vermeiden wollte, aber das gehörte nun mal zu meiner Arbeit. Warum war ich auch so dumm und bin auf ihn rein gefallen? Er könnte es überall herum erzählen und ich würde meinen Job verlieren. Ich hoffte einfach, dass er noch so viel Anstand hatte es nicht zu tun...
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Lukan
RomanceNach dem Studium begann Stefan seine Lehrerkarriere an einem Gymnasium. Doch dort traf er jemanden, der sein Leben veränderte und ihn zu einer schweren Entscheidung zwang. Wie wird er sich entscheiden? (Das Shipping ist sonst nicht im Internet zu f...