Lukan

Kapitel 2

Gehetzt riss ich die Tür der Bar auf, in der ich mich mit meinem Kumpel Tobias traf. Mittlerweile bereute ich, dass ich mir noch keine Auto gekauft hatte. Immer hatte diese scheiß Bahn Verspätung! Hektisch sah ich mich nach ihm um und sah ihn mit einer Frau am Tresen sprechen. Seit seiner Scheidung flirtete er wirklich mit jeder weiblichen Kreatur. Kopfschüttelnd ging ich auf ihn zu und setzte mich neben ihn. Während die beiden sich noch angeregt unterhielten, bestellte ich mir ein alkoholfreies Bier und lauschte dem Gespräch. Nach einer Weile tippte ich Tobi auf die Schulter, woraufhin er sich zu mir umdrehte und zischte: "Alter, siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?" Er dreht sich wieder um. Empört tippte ich ihn energischer an. Er entschuldigte sich bei der Frau und drehte sich dann abermals zu mir. "Was?!", fuhr er mich an. Ich zog die Augenbrauen hoch und antwortete: "Ähm, wir waren verabredet, falls du das vergessen hast." Dann sagte ich zu der Frau gewandt: "Also du kannst jetzt übrigens gehen. Du bist sowieso nicht sein Typ." Verärgert stand sie auf und stöckelte auf ihren viel zu hohen Schuhen aus der Bar hinaus. Seufzend wandte sich Tobi wieder zu mir und sagte: "Vielleicht hast du Recht. Sie war wirklich nicht mein Typ." Gott, diese Logik...
"Wie lief dein ersten Schultag?", fragte er mich dann. Tobi arbeitete an der gleichen Schule wie ich und war auch ein paar Jahre älter, doch wir kannten uns schon seit Jahren. "Ich bin ja Klassenlehrer in einer elften Klasse und ich muss sagen, ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Außer dass ein Schüler es nicht auf die Reihe bekommt einen Satz zu formulieren, ist es ganz okay.", antwortete ich ihm. Er lachte und sagte: "Ach, den kenne ich. Ich glaube er hieß Hans. Der ist ganz schön anstrengend und erzählt immer ganz schön viel Scheiße." Ich stimmt ihm lachend zu und fragte dann: "Du wer ist eigentlich dieser sogenannte 'Andi'? So eine Lehrerin, die eine Brille auf hatte, mir der sie aussah wie eine Fliege, hat heute die ganze Zeit nach ihm gerufen." Er lachte: "Du meinst mit Fliege wahrscheinlich Christiane Thoele. Ja, die ruft allen immer mit ihren Spitznamen hinterher und vor allem auf Andi, also Andreas Schaf, hat sie es abgesehen."
Am nächsten Tag saß ich mit Tobi im Lehrerzimmer und trank einen Kaffee. Als ich gerade einen weiteren Schluck von meinem Kaffee trank, sah ich eine Frau, die ein Didgeridoo in der Hand und einen Filzhut auf dem Kopf hatte. Ich wollte gerade meinen Blick abwenden, um mit Tobi zu reden, als ich sah, dass sie genau auf mich zu kam. „Hallo, ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin die Anke, die Anke Filz.", sagte sie gut gelaunt und streckte mir ihre Hand entgegen. Etwas überfordert schüttelte ich diese und stellte mich ebenfalls vor.
Da ich Pausenaufsicht hatte, ging ich ins Foyer, um die Schüler rauszuschicken, die nicht raus gehen wollten. Darunter erkannte ich auch ein paar aus meinen neuen Klassen. Ich unterhielt mich gerade mit Tobi, der zu meinem Glück ebenfalls Pausendienst hatte, als er anfing zu grinsen und versuchte sich ein Lachen zu verkneifen. Verwirrt folgte ich seinem Blick und drehte mich um. Ich vermutete, dass er über irgendwelche Schüler lachte, da man im Foyer durch eine große Fensterfront gut auf den Schulhof schauen konnte. Als ich mich jedoch umdrehte, sah ich, dass nicht irgendein Schüler ihn zum Lachen gebracht hatte, sondern einen, den ich kannte. Es war Lukas, der seinen Blick genau auf meinen Arsch gerichtet hatte. Als er bemerkte, dass ich mich zu ihm gedreht hatte, sah er mir kurz in die Augen, bevor er sich schnell umdrehte und ging. Während ich ihm weiterhin hinterher sah, klopfte mir Tobi auf die Schulter und sagte: „Ach Stefan, du siehst einfach viel zu gut für einen Lehrer aus."