Kapitel 8

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Nachdem ich eine Ewigkeit verloren auf mein Blatt geschaut hatte, musst ich mich geschlagen geben und mir eingestehen, dass ich ohne Stefans Hilfe nicht weiterkommen würde. "Ähm, Herr Felder, könnten sie mir vielleicht die Aufgabe erklären?", fragte ich ihn, woraufhin er seinen Kopf hob und mich angrinste. Würde jetzt kein Lehrer vor mir sitzen, hätte ich die Augen verdreht, aber jeden sollte wissen, die oberste Regel in der Schule ist, verdrehe niemals vor einem Lehrer die Augen! Kurz dachte ich er würde meine Bitte ignorieren, aber dann stand er auf und setzte sich auf den Stuhl neben mir. "Was genau verstehst du denn nicht?", fragte er mich. Ich antwortet etwas verlegen: "Eigentlich alles." Stefan lächelte mich verträumt an und erwiderte: "Du solltest dir angewöhnen wenigstens etwas aufzupassen." Danach begann er mir das Thema anhand der ersten Aufgabe zu erklären. So sehr ich mich auch anstrengte seiner Erklärung zu folgen, ich konnte mich nicht konzentrieren, da er mir so nah war und mich mit seinen schönen Augen ansah. Als er fertig war, mir die Aufgabe zu erläutern, fragte er mich: "Konntest du das nachvollziehen?" Ich kratzte mich am Hinterkopf und antwortete: "Nicht so wirklich. Können sie nochmal vorne anfangen?" Zu meiner Überraschung nickte er nur geduldig und begann seine Erklärung erneut: "Also, wenn du jetzt beispielsweise einen Gleichung mit den Variablen X, Y und Z hast und du nach X auflösen willst, musst du..." Schon nach dem ersten Satz verblasste meine Aufmerksamkeit und mein Blick fixierte sich an Stefans Gesicht. In mir wuchs das Bedürfnis Stefan zu berühren, ihn zu küssen und noch ganz andere Sachen mit ihm zu machen und so wurde ich zunehmend nervöser. Als er sich dann auch noch durch die Haare fuhr, war es über mich geschehen. "Ach scheiß drauf.", murmelte ich leise und streckte meine Hand nach Stefans Hemd aus. Ich zog ihn etwas zu mir und legte meine Lippen auf seine. Ich wusste ganz genau, dass das das Dümmste war, was ich hätte tun können, aber das war mir gerade herzlich egal. Allerdings schien Stefan nicht der gleichen Meinung zu sein, denn er drückte mich ein Stück weit von sich weg und sah mich fassungslos an. Ich wagte es kaum zu atmen. Mir war bewusst, dass ich gerade alles, was ich hätte zerstören können, zerstört hatte. Stefans Mund stand ein Spalt breit offen, so als würde er überlegen, was er sagen sollte. Jedoch kam es anders als erwartet und Stefan legte seine Hand, die gerade noch auf meiner Brust lag, in meinen Nacken und zog mich wieder zu sich. Sofort begann ich meine Lippen gegen seine zu bewegen und legte meine Hand an seine Hüfte, um ihn, soweit es möglich war, noch näher zu mir zu ziehen. Erleichtert seufzte ich in den Kuss, woraufhin Stefan die Chance ergriff und mit seiner Zunge in meinen Mund eindrang. Ohne den Kuss zu unterbrechen, erhob ich mich etwas von meinem Stuhl und setzte mich auf Stefans Schoß. Seine Hände glitten von meinem Nacken herunter an meine Hüfte und drückten mich somit weiter an ihn. Ich legte meine Arme um seinen Hals und verstärkte den Kuss, indem ich begann mit seiner Zunge um die Dominanz zu kämpfen. Als Stefan sich geschlagen gab, grinste ich in den Kuss hinein und erkundete mit meiner Zunge seinen Mund. Kurz darauf löste er sich von meinen Lippen und legte seine auf meinen Hals. Leise stöhnte ich auf und legte meinen Kopf auf die Seite, um ihm mehr Platz zu bieten. Stefan küsste meinen Hals hoch und biss dann leicht in mein Ohrläppchen. Mein Atem beschleunigte sich schlagartig, was Stefan grinsen ließ und ihn dazu veranlagte immer wieder in meinen Hals zu beißen. Plötzlich hörte ich die Tür aufgehen und rutschte blitzartig von Stefans Schoß auf den Stuhl neben mir. Ich blickte geschockt zur Tür und sah eine junge Frau mit schwarzen langen Haaren zur Tür herein kommen. Diese sagte: "Stefan, ich weiß, dass du heute später nach Hause kommst, aber das ist inakzeptabel." "Sofie, was machst du hier? Du kannst doch nicht einfach zu meiner Arbeit kommen!", rief Stefan entsetzt. Er kannte diese Frau? War das wohlmöglich seine Schwester? "Klar kann ich das, siehst du doch!", entgegnete sie Stefan. Verwirrt sah ich zwischen Stefan und der sogenannten Sofie hin und her. Stefan war aufgestanden und ging auf sie zu, während er sagte: "Du weißt genau was ich meine! Was machst du hier?" "Du magst es nicht für möglich halten, aber das versuche ich gerade zu erzählen und wenn du mich nicht dauernd unterbrechen würdest, könnte ich es dir auch erzählen.", antwortete sie unbeeindruckt und ließ sich auf den Stuhl am Pult fallen. "Also, ich war ja heute das erste Mal seit ein paar Wochen bei Mum, was ich dir übrigens gesagt hatte und dich gebeten hatte, mitzugehen. Naja, wie auch immer. Auf jeden Fall hat Mum natürlich herausgefunden, dass ich in der Serie mitspiele und hat sich aufgespielt, als hätte ich irgendjemand umgebracht. Das war noch schlimmer, als das eine Mal, wo du deinen Freund, tut mir leid, Exfreund," dabei sah sie mich kurz an, "mitgebracht hast, dich aber vor ihr noch nicht als schwul geoutet hast. Wie kamst du eigentlich auf diese scheiß Idee? Egal, auf jeden Fall meinte sie, dass wenn wir ihr alles verheimlichen, wir gar nicht mehr kommen brauchen, da es sowieso keinen Unterschied machen würde. Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist.", erzählte sie ungehemmt. Stefan verdrehte die Augen und fragte: "Was hat das mit mir und deinem plötzlichen Erscheinen zu tun?" Sie antwortete: "Ganz einfach, du musst mitkommen und sie beruhigen. Das hast du damals ja auch irgendwie geschafft." Ich packte meine Sachen zusammen und sagte, während ich in Richtung Tür lief: "Ich glaube, ich sollte gehen." Doch Stefan ergriff schnell meine Hand und hielt mich zurück. "Nein, geh nicht. Bitte.", sagte er und sah mich flehend an. "Ihr zwei seid ja echt zu niedlich.", warf Sofie ein und grinste uns an. Stefan wandte sich zu ihr und sagte bestimmt: "Sofie, ich werde jetzt nicht mitkommen. Ich muss arbeiten. Außerdem, wie du schon gesagt hast, hab ich die Sache zwischen Mum und mir in Ordnung gebracht. Also musst du da jetzt auch durch und jetzt geh bitte." "Aber Stefan, du weißt genau, dass ich das nicht kann. Ich weiß ja noch nicht mal, was ihr Problem ist.", erwiderte sie. Doch Stefan blieb stur und äußerte: "Ich habe 'Nein' gesagt, Sofie." Sie stand auf und sagte beleidigt, während sie zur Tür ging: "Dann halt nicht. Viel Spaß beim Arbeiten." Dann schlug sie die Tür zu. Ich sah Stefan immer noch überfordert an, woraufhin er sich, noch immer meine Hand haltend, an einen Tisch lehnte und sagte: "Ich muss mich für meine Schwester entschuldigen. Sie ist manchmal ziemlich egozentrisch."

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