Heute ist der vierte März. Heute geht mein Flieger nach Amsterdam.
Ich stehe in der Schlange, bereit für das anstehende Boarding. Ein letztes Mal drehe ich mich um, um meiner Familie zu winken und es bricht mir das Herz, sie einfach so alleine zu lassen. Im Grunde weiß ich, dass diese Tour vermutlich schneller vorbei sein wird, als ich mir vorstelle, aber es sind trotzdem Monate, die ich verpasse. Monate, die ich auch in meinem Studium verpasse. Aber das ist es mir wert. Diese Tour ist eine große Herausforderung, aber auch wegweisend für meine Karriere.
Ich halte mein Handy unter das Lesegerät, da mein Ticket dort drauf geladen ist und werde durchgelassen. Tatsächlich fühle ich mich relativ entspannt. Vor mir liegen fast acht Stunden Flugzeit, dann werde ich um elf Uhr in Amsterdam landen. Von dort aus fahre ich dann ins Soho House Amsterdam, in dem auch Shawn übernachten wird.
Seit unserem Telefonat habe ich ihn nicht mehr gesehen, aber ich kann es kaum erwarten, ihn wieder zu treffen. Das er mir diese Chance gibt fühlt sich immer noch unwirklich an. Glücklicherweise habe ich einen Fensterplatz ergattert. Die Plätze neben mir sind bereits besetzt und ich lege erstmal mein Handgepäck in die Gepäckablage, ehe ich die beiden jungen Männer mit einem Lächeln darauf aufmerksam mache, dass ich neben ihnen sitze. Mit einem ebenso breiten Lächeln, stehen sie auf. Einer der beiden mustert mich. „Bist du nicht Kate Reed?"
Verwundert sehe ich ihn an, rutsche durch und setze mich hin. Erwartungsvoll beobachtet er mich. „Kommt drauf an, wer fragt.", gebe ich grinsend zur Antwort. Aus irgendeinem Grund kommt er mir bekannt vor.
„Ich deute das mal als ein Ja.", süffisant grinsend, setzt er sich wieder neben mich und hält mir seine Hand hin. „Brian Craigen."
Mein Gehirn rattert. Den Namen hab ich auf jeden Fall schon gehört, aber ich weiß immer noch nicht, mit wem ich ihn in Verbindung setzen muss. Er lacht. „Ein sehr guter Freund von Shawn Mendes. Wenn nicht sogar der beste. Du bist seine Fotografin."
Erfreut ergreife ich seine Hand. „So ein Zufall. Freut mich. Und wer bist du?", frage ich an den anderen Jungen gewandt.
„Oh, ich fliege einfach nur nach Amsterdam.", antwortet er überrascht. „Aber viel Spaß bei dieser Tour."
Und so verbringe ich meinen Flug mit einem mehr oder weniger bekanntem Gesicht, das meine Vorfreude nur noch größer macht.Es klopft an meiner Hotelzimmer Tür. Fast bin ich versucht „Herein" zu rufen, merke aber, dass das nichts bringen würde. Ohne Karte kommt hier niemand rein.
Ich begebe mich in Richtung der Tür und verstaue auf dem kurzen Weg noch meinen Kulturbeutel im Badezimmer. Es klopft erneuert.
Mein Kulturbeutel fällt um, anscheinend habe ich die Ablage in der Eile nicht ganz getroffen. Genervt öffne ich die Tür. „Oh. Hey."
Unwillkürlich hinterfrage ich mein Outfit. Ein zu großer, grauer Pullover von Spencer und eine einfache Leggins. Den Pullover hat mir Spencer mal geschenkt, weil ich so auf Oversize abgefahren bin. Allerdings meinte ich eher die extra so geschnittenen Shirts und nicht Männerpullover in XL. Trotzdem trage ich ihn ziemlich gerne - besonders im Flugzeug hat er sich bisher als treuer Begleiter erwiesen.
In Flugzeugen wird mir einfach zu schnell kalt.
„Darf ich reinkommen?"
Ein breites Lächeln legt sich auf mein Gesicht und ganz egal was ich probiere, es geht nicht weg. „Klar."
Ich schließe die Türe, drehe mich zu Shawn um und laufe rückwärts in das Zimmer rein. Er schmunzelt und wir schweigen uns an. Während ich immer noch rückwärts gehe, suche ich nach den passenden Worten.
Im nächsten Moment packt Shawn mich bei den Schultern. Mein Herz geht viel schneller als zuvor und ich sehe ihn erwartungsvoll an. Aus welchem Grund auch immer mich diese Situation erwartungsvoll stimmt. „Hättest du hinten Augen, wärst du nicht fast gegen das Bett gelaufen.", sagt Shawn. Ich drehe mich um. Mich trennen ca 10 cm von dem Bett. Vermutlich wäre ich dagegen gelaufen, aber ich wäre ganz bestimmt nicht spektakulär drauf gefallen. Die Matratze hätte mich ganz vielleicht zum sitzen gezwungen, aber mehr auch nicht. Ich drehe meinen Kopf wieder in Shawns Richtung, seine Hände hat er wieder bei sich. Irgendwie fehlen mir die Worte. Das er wirklich hier in meinem Zimmer steht... nachdem ich ihn gefragt habe, ob etwas an Adrians Worten dran ist. Ich gehe um das Bett herum, um etwas Distanz zu schaffen. Seine Nähe wird mir mehr als deutlich bewusst.
„Wie war dein Flug?", fragt Shawn mich.
„Sehr gut.", antworte ich und streiche mir meine Haare hinter die Ohren. „Ich freu mich schon riesig auf Donnerstag."
Shawn nickt zustimmend. „Das wird großartig. Morgen werden wir ein bisschen die Stadt erkunden, hast du Lust mit zu kommen?"
Die Frage lasse ich mir nicht zweimal stellen, sondern nicke aufgeregt. Es ist das erste mal, dass ich in Europa bin. „Okay, cool. Am Mittwoch steht noch nichts an und die Proben beginnen Donnerstag morgen."
Ich hab ein bisschen Bammel vor dem ersten Konzert und hoffe beim Soundcheck schon einmal ein paar Fotos machen zu können, um zu sehen, wie die Bilder letztendlich aus welchem Winkel Sinn machen und auch gut aussehen.
Unser Gespräch gerät ins Stocken. Und ich komme nicht umhin zu denken, dass das an unserem Telefonat liegt. Zwar war das Ende unheimlich schön, aber ich habe das Gefühl, dass der Anfang ein wenig auf uns lastet.
Ich habe Adrian seine Unterstellung sehr übel genommen - trotzdem habe ich sie Shawn mitteilen müssen. Etwas in mir hat gezweifelt. Jetzt diese Distanz zu erleben, ist merkwürdig. Shawn und ich kennen uns noch nicht besonders gut, aber irgendwie war da immer etwas unausgesprochenes, dass und verbunden hat. Wie sonst können sich zwei so unterschiedliche Welten auf Anhieb so gut verstehen.
„Alles in Ordnung?"
Scheinbar habe ich ihn angestarrt, denn er durchbricht unsere Stille mit diesen Worten. „Ich glaube ich muss mich entschuldigen...", sage ich.
Er zieht die Augenbrauen hoch. „Und wofür?"
Auf einmal ist es mir nicht mehr so recht, dass uns dieses Bett voneinander trennt. Mein Mund ist furchtbar trocken und als ich schlucke, hört es sich so an als würde eine Bahn durch mich durch fahren.
„Das ich mir die Meinung anderer Menschen so zu Herzen nehmen, anstatt auf mein eigenes Gefühl zu hören..."
Eigentlich möchte ich weiter sprechen, aber Shawn kommt um das Bett herum. Meine ganze Konzentration ist auf ihn gerichtet. Ich blicke zu ihm auf.
„Dafür musst du dich nicht entschuldigen. Das gehört zu diesem Job dazu. Die Leute denken dein Leben zu kennen, aber das...", er zuckt mit den Achseln. „Das tun sie nicht. Nicht ein bisschen."
Er schüttelt verständnislos den Kopf und mich überkommt das Bedürfnis, ihn zu umarmen. Ich überbrücke den Abstand und schlinge die Arme um seine Mitte. Shawn wirkt erst etwas verwirrt, dann erwidert er meine Umarmung aber doch.
Erleichterung keimt in mir auf. Irgendwie hatte ich befürchtet, ihm könnte meine in Form von einer Umarmung ausgeführten Zuneigung nicht so wirklich gefallen.
Seine Hände wandern ein wenig meinen Rücken hinunter, aber nicht so weit, als das es als unanständig abgestempelt werden könnte. Ich lege meinen Kopf an seiner Brust ab - plötzlich überkommt mich eine eigenartige Müdigkeit, die noch zu viel Adrenalin in sich hat. Ich bin in Amsterdam. Ich bin Tour Fotografin. Ich umarme Shawn Mendes.
Shawn legt sein Kinn auf meinem Kopf ab.
Ich weiß nicht wie lange wir in dieser Position verharren, aber es war bei weitem nicht lange genug.
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Shawn Mendes: We keep this love in a photograph
FanfictionKatherine Reed studiert an der NYU Tisch Fotografie und arbeitet nebenbei in dem Fotostudio ihres Onkels. Das „Reed Photography" ist eines der besten Fotostudios in New York und fotografiert unter anderem auch für die Vogue. Als ihr Onkel möchte, da...