Mit einem breiten Grinsen im Gesicht binde ich meine Haare zu einem Dutt zusammen. Dann Stütze ich meine Hände auf dem riesigen Waschbecken ab und grinse mein eigenes Spiegelbild an.
Das Konzert war der Wahnsinn. Noch nie ist es mir so leicht gefallen, jemanden zu fotografieren.
Zu Beginn war ich etwas nervös, weil ich Sorge hatte, dass mich irgendwelche Leute bei meiner Arbeit beobachten, aber sobald dieser Gedanke weg war, ist mir das fotografieren unfassbar leicht gefallen. Gerade greife ich nach meinen Abschminktüchern, da klopft es an meiner Türe. „Moment!", rufe ich, lege hastig das Tuch bei Seite und laufe zur Türe um sie zu öffnen. Die Hand am Türrahmen abgestützt, steht Shawn vor mir.
Mein Grinsen wird noch breiter. Zur Begrüßung schließt er mich fest in die Arme, was mich ein wenig überrascht.
Er ist frisch geduscht, seine Haare sind noch ein wenig feucht. Ich habe große Lust mein Gesicht in der Kuhle zwischen Hals und Schulter zur vergraben. So richtig kann ich mir diesen Gedanken nicht erklären. Auch nicht das Kribbeln in meinem Bauch.
Schließlich lösen wir uns voneinander und ich bitte ihn rein. „Es war super.", sage ich.
„Ich fand es auch toll. Da merke ich immer, wie sehr mir die Auftritte gefehlt haben."
Liebevoll lächelt mich Shawn an. Ich beiße mir auf meine Unterlippe und spiele mit meiner Hand an meinem Armband. „Magst du dir schon Fotos ansehen?"
Nickend geht er auf den Schreibtisch zu, der gegenüber von dem riesigen Bett an der Wand steht. Da wir morgen nochmal, beziehungsweise, da Shawn morgen erneut im Ziggo Dome spielt, verzichten wir heute darauf, die Nacht zum Tage zu machen. Ich setze mich auf den Stuhl und mache mein iPad an.
Es ist gerade halb 1 und eigentlich wollte ich gerade ins Bett gehen, aber ich bin froh, dass Shawn hier ist. Die letzte Stunde habe ich damit verbracht, die Fotos anzuschauen. Jetzt habe ich die besten Bilder auf dem iPad.
Erst als ich zu Shawn hochschaue, setzt er sich zögernd neben mich. Sein Arm streift meinen und meine Härchen stellen sich auf, wie kleine Sensoren, die nur auf seine Berührung warten. Erneut spüre ich dieses Kribbeln von vorhin in meinem Bauch. Weder er noch ich haben das Bedürfnis, eine gewisse Distanz zwischen uns zu bringen. Und warum auch? An dieser Berührung ist nichts verwerfliches. Wir sitzen nur nebeneinander.
Nur nebeneinander.
Die Bedeutung der Worte trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube. Wir könnten so viel mehr tun, als nur nebeneinander zu sitzen.
Mit einem Mal werden meine Wangen Feuerrot und ich schäme mich für diesen Gedanken. Eine dumme Phantasie, sage ich mir. Mehr nicht. Hektisch tippe ich auf dem Display des iPads herum.
Hoffentlich verschwindet die Farbe bald mal. Mir ist immer noch ganz warm.
Shawns Hand umfasst plötzlich mein Handgelenk. „Was ist los?", fragt er.
Ich versuche die Berührung auszublenden. „Ich bin glaub ich bin einfach nur sehr müde."
Shawn schmunzelt über meine Antwort. Und ich muss tatsächlich Gähnen.
„Dann geh ich lieber mal rüber. Morgen wird es schließlich nicht minder anstrengend."
Er steht auf. Ich tue es ihm gleich und folge ihm zur Tür.
Abwartend sehe ich ihn an. Die Entscheidung das Zimmer zu verlassen, muss er treffen. Ich streiche mein Shirt glatt. „Noch mal Danke. Das ist wirklich ne richtig gute Sache."
„Und du machst das wirklich richtig gut."Am Morgen werde ich von einem unsanften Klopfen geweckt. Mein erster Gedanke ist Shawn, allerdings ist das irgendwie sehr unwahrscheinlich.
Schlaftrunken stehe ich auf und torkele in dem beigen Nachthemd zur Tür. Brian steht da.
„Guten Morgen, Katie."
Mit dem Handballen reibe ich mir mein linkes Auge. „Kate.", verbessere ich ihn. Da hat er sich schon an mir vorbeigeschlichen. Seufzend schließe ich die Türe, überhole ihn und lege mich zurück ins Bett.
„Wow, wie hast du denn deine Nacht verbracht, dass du so erschlagen bist?"
Mit einem Grinsen setzt er sich neben mich auf das Bett. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf. Die Wärme hüllt mich ein und ich könnte sofort wieder einschlafen, aber Brian zieht belustigt die Decke weg. Ich ziehe einen Schmollmund und greife nach meinem Handy.
Ich stelle fest, dass es erst halb acht ist. „Was zur Hölle machst du denn um diese Uhrzeit hier, Brian?"
Er hebt einen Zeigefinger um mir zu signalisieren, dass ich warten soll. Dann holt er sein Handy raus. Brian hat ein iPhone X mit Face ID und grinst sich selber dümmlich an, um das Handy zu entsperren. Das entlockt mir ein lachen. Schließlich nimmt er seinen Finger vom Display und liest vor:
„Gestern Abend gab Shawn Mendes (20) das erste Konzert seiner Tour im Ziggo Dome in Amsterdam."
„Ich kann das auch selber lesen...", meine ich, aber er unterbricht mich.
„Bla bla bla... hier: Mit dabei die neunzehnjährige Fotografin Kate Reed. Die Studentin wurde nach einem Fotoshooting für die Tour engagiert und versorgt den Kanadier und seine Fans nun mit Fotos.
Reed studiert an der NYU Tish und ist im „Reed Photography" als Fotografin tätig. Nun darf sie mit Shawn Mendes durch die Welt Touren und lebt ein Leben, von dem viele seiner weiblichen Fans wahrscheinlich nur träumen können."
Ich stoße ein Lachen aus. „Wen kümmert es denn, wer die Fotos macht?"
Brian zieht eine Augenbraue hoch. „Alle Fans zum Beispiel. Welches Mädchen würde diesem Job nicht gerne nachgehen?"
Wäre ich keine Fotografin vermutlich ich. Aber ich verkneife mir die Antwort. Also zucke ich bloß mit den Schultern.
„Also dann... das war eigentlich schon alles. Schlaf noch ein bisschen."
Er tätschelt mein Bein, über dem die Bettdecke liegt.
Ich schlage mir die Hände vors Gesicht. „Als ob ich das jetzt noch könnte."
Unsanft schlägt Brian die Decke zurück. Erst als er den Vorschlag macht, fällt mir seine Kleidung auf. Turnschuhe, Shorts und ein Muskelshirt.
„Oh nein!", ich schüttele energisch den Kopf. „Ich mache nicht mit dir Sport."
Lachend decke ich mich wieder zu und drehe mich zum Fenster.
„Ach komm schon, dass wird spaßig. Alessia und Shawn kommen auch mit."
Plötzlich packt mich Elan. Die Sonne scheint durch den Vorhang, das Licht fällt auf den Boden vor der Balkontüre.
Ich schließe kurz die Augen und öffne sie dann wieder. „Gib mir fünf Minuten um mich fertig zu machen."
Im Bad frage ich mich, ob ich überhaupt etwas passendes zum Anziehen habe.
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Shawn Mendes: We keep this love in a photograph
FanfictionKatherine Reed studiert an der NYU Tisch Fotografie und arbeitet nebenbei in dem Fotostudio ihres Onkels. Das „Reed Photography" ist eines der besten Fotostudios in New York und fotografiert unter anderem auch für die Vogue. Als ihr Onkel möchte, da...