Panik und reißende Fluten

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Die Masse an Katzen zerdrückte sie fast. Wenn Brud ihnen mit seinen breiten Schultern nicht den Weg gebahnt hätte, wären Terra und Hechtkralle womöglich sofort unter den Pfoten fremder Katzen begraben worden. Raus! Nur raus! Die hellgrau-schwarze Kätzin hatte das Gefühl, ihr würden gleich die Augen aus den Höhlen springen, so weit hatte sie sie aufgerissen. Das war zu viel gewesen. Das Blutbad, das die Schlitzschwester veranstaltet hatte... Nein, oh nein, bloß nicht daran denken.

Sie stolperte, wurde von Hechtkralle wieder hochgezerrt und hetzte weiter. Ihre Ballen rissen auf, doch sie spürte es kaum. Links und rechts von ihr sah sie Katzen wie sie. Katzen, die blutüberströmt, panisch und in unbändiger Angst um ihr Leben vorwärts drängten. Der Boden: Ein Chaos aus Fellfetzen, Blut und Leichen. Im Tod sahen alle gleich aus, waren alle gleich. Man konnte nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden.

Erneut gab es einen lauten Knall. Ein schriller Schrei ertönte, der abrupt abbrach. Wen hatte es diesmal erwischt? Das ist jetzt nicht wichtig!, schrie sie sich innerlich an. Du musst hier raus! Und zwar schnell! Terra konzentrierte sich nur auf Brud vor und Hechtkralle neben ihr.

Plötzlich war sie frei. Endlich fühlte sie das weiche, grüne Gras unter ihren Pfoten und den frischen Luftzug, der durch ihr Fell wehte. Freiheit, dachte sie. Doch immer noch schoben die Katzen hinter ihr sie weiter nach vorne. Obwohl Terra sich so fest sie konnte mit den Pfoten in die Erde stemmte, wurde sie vorwärts gedrückt. Voller Angst erblickte sie vor sich das schwarze Wasser eines reißenden Flusses, der sich seinen Weg durch die Landschaft bahnte. Auf der anderen Seite hatte Brud die Schwarze Blüte im Gras abgelegt und stupste sie mit der Schnauze leicht an. Aber Terra würde dort nicht rüberkommen. Der graue Wolf war um einiges größer als sie.

»Nein!«, kreischte die hellgrau-schwarze Kätzin auf, als ein heftiger Stoß von hinten sie nach vorne stolpern ließ. Nur eine Schnurrhaaresbreite vor der Wasseroberfläche wurde sie auf einmal am Nackenfell gepackt und zur Seite gerissen. Weg vom Fluss.

»Ich lasse dich nicht einfach so gehen«, flüsterte Hechtkralle ihr leise zu. »Ich habe schon so zu viel verloren.«

»Danke«, keuchte Terra und rappelte sich hoch. Mit besorgter Miene sah sie zu den heranströmenden Katzen. Ein junger, rotbrauner Kater aus der vordersten Reihe fiel in die Fluten und ging sofort unter. Einige Schwanzlängen flussabwärts tauchte er wieder auf. Tot.

»Wir müssen etwas tun«, rief die gefleckte Kätzin ihrem Gefährten über das entrüstete Jaulen der anderen Katzen zu. »Sonst werden sie alle hineinfallen. Wo sind unsere Clan- Gefährten?«

Beide versuchten, in dem Chaos eine vertraute Gestalt auszumachen. Vergebens. Ein weiterer Kater stürzte in den Fluss. Zu Terras Überraschung tauchte er jedoch nur einen Augenblick später wieder auf und paddelte zielstrebig auf das andere Ufer zu. Kurz darauf sprang auch eine rotbraune Kätzin in das Nass.

»WasserClan«, erklärte Hechtkralle kurz angebunden. »Sie können schwimmen.«

Insgesamt sechs Katzen schafften es auf die andere Seite, wo sie sich zu einem fröstelnden Haufen versammelten und mit vor Schreck geweiteten Augen in die Gegend starrten. Das verschlimmerte die Situation nur noch. Die Menge drängte weiter nach vorne. Eine junge Kätzin in Schüleralter verlor kreischend den Halt und stürzte ins Wasser. Doch plötzlich schoss eine große, hellgraue Pfote vor und fischte die hellbraune Schülerin heraus, bevor sie ganz untergehen konnte.

»Wir müssen die Katzen dazu bringen, sich zu verteilen. Sie haben zu große Angst«, sagte Terra mit belegter Stimme. Im selben Moment ertönte hinter ihnen wieder der Knall. Diesmal lauter. Die Zweibeiner bewegten sich in ihre Richtung.

Warrior Cats - Dunkle SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt