Blühende Waldwiesen und wogendes Gras

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»Bist du dir sicher, dass du da rein möchtest?« Hechtkralle klang besorgt und warf Efeubein und Spritzklang einen flüchtigen Blick zu. Luchsohr hatte sie zu viert zurück in den Zweibeinerort geschickt, um die Leichname von Weißklee, Weiser Falke, Spitzfell und dem silbernen Wolf Silver zu holen, die aber unauffindbar gewesen waren. Auch die Toten der Clans waren wie vom Erdboden verschluckt.

»Ich habe Fremdschatten versprochen, dass ich zu ihm zurückkehre. Er wird ein vernünftiges Begräbnis bekommen«, antwortete Terra entschlossen und trat auf die Tunnelöffnung zu, durch die sie auch auf den Kampfplatz gekommen waren.

Der blaugraue Kater nickte verständnisvoll. »Dann werde ich mit dir kommen.«

»Nein, bleib hier.« Sie leckte ihrem Gefährten beruhigend über die Wange. »Ich brauche einige Zeit für mich alleine.«

»Terra! Hechtkralle! Kommt ihr endlich?«, schnitt Efeubeins Ruf Hechtkralle die Antwort ab. Noch ein Mal sah der WindClan-Krieger sie zweifelnd an, drehte sich dann aber um und trottete zu dem wartenden Katzenpaar. Terra bemerkte nur noch, dass sie einige Worte wechselten, bevor sie den Blick abwandte und in die unterirdische Dunkelheit eintauchte.

Hoffentlich finde ich den richtigen Weg wieder, dachte sie, während ihre Pfoten über den mit Pfützen bedeckten Stein platschten. Noch roch es erträglich, aber die gefleckte Kätzin erinnerte sich daran, dass Aqua sie auch durch einen fürchterlichen Gestank geführt hatte. Wie sehr sie sich doch darauf freute, endlich richtige Waldluft zu schmecken und weiches Gras unter sich zu spüren. Es war eine gefühlte Ewigkeit seit ihrem Aufbruch von den Clanlosen vergangen. Ihre Gedanken schweiften unwillkürlich zu Funkenstern, doch schnell schüttelte sie den Kopf. Er hatte wirklich versucht, sich bei ihr zu entschuldigen. Mäusehirn!

Irgendwann blieb sie stehen. Vor ihr erstreckte sich Wasser, klares, dunkles Wasser. Der Grund war nicht zu sehen, so unendlich tief musste der unterirdische See sein. Sie war eindeutig irgendwo falsch abgebogen. Enttäuscht seufzte Terra und wollte gerade wieder umdrehen, als ihr plötzlich etwas ins Auge fiel. Sie sah genauer hin. Da schwamm etwas, jemand! Ein weißer Kater, dessen langes Fell wie Dunstschwaden um ihn herum wallten. Im selben Moment entdeckte auch er sie.

»Retterin!«, schrie er so laut, dass ihre Ohren schmerzten. Das Echo hallte mehrmals von den Wänden wieder, bevor es sich in den Tunneln verlor. »Aber du bist nicht sie! Du bist nicht Traumschweif! Wo ist sie? Und wer bist du dann?«

»Traumschweif?« Terra wurde hellhörig. »Woher kennst du sie?«

»Ich habe sie gerettet, damit sie mich rettet«, miaute der Kater und paddelte mit wild rudernden Pfoten auf sie zu. »Aber du, du musst mir einfach helfen! Bring mich hier raus! Bring mich ins Licht! Befreie mich aus diesem Gefängnis in der Dunkelheit!«

»Du hast sie gerettet?«, fauchte die gefleckte Kätzin mit angelegten Ohren ohne auf seine Forderungen einzugehen. »Wenn du sie wirklich gerettet hättest, wäre sie nie in die Fänge von Blut und Splitter geraten!«

»Blut und Splitter!«, rief der schwimmende Kater. »Ich kenne ihre Geheimnisse! Ich kenne die Geheimnisse jeder Katze im Stamm der tanzenden Knochen! Ich kann sie dir alle verraten, wenn du mich hier rausbringst! Alle!«

»Mich interessieren deine Geheimnisse nicht!«, knurrte Terra. »Was hast du mit dem Stamm zu schaffen? Gehörst du zu ihnen?«

»Ich kenne Geheimnisse, mit denen du Blut und Splitter stürzen kannst! Wie wäre das? Anführerin von so vielen, loyalen Katzen! Macht! Grenzenlose Macht! Das einzige, was ich als Gegenleistung verlange, ist meine Frei...«

»Halt dein Maul!«, schrie die WindClan-Kätzin ihn an. Ihre Geduld war am Ende. Der Kater redete vom Stamm und von Traumschweif, die sich womöglich sogar geopfert hatte, damit Hechtkralle und sie fliehen konnten! »Ich will deine Geheimnisse nicht! Sag mir, was du mit Blut und Splitter zu schaffen hast!«

Warrior Cats - Dunkle SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt