Warrior Cats - Dunkle Sterne

Wolfstern

Wolfstern lugte aus den Schatten heraus, in denen sie sich versteckte. Auf der offenen Fläche tobte schon der Kampf, aber sie wollte noch nicht eingreifen. Sie mochte den FeuerClan und den WasserClan sowieso nicht. Zu viele eingebildete Kater, zu viele zickige Kätzinnen. Der ErdClan war der einzige Clan, der wirklich stark war. Luftstern schräg hinter ihr war das beste Beispiel für eine schwache Katze, die einen schwachen Clan anführte.

»Greifen wir nicht an?« Nussglut trat unruhig von einer Seite auf die andere. Sie konnte ihn verstehen. Er wollte sich unbedingt an seiner verräterischen Schwester rächen, die den ErdClan verlassen hatte, um mit Luchsohr zusammen zu sein. Wolfstern unterdrückte ein verächtliches Lachen. Sicher hatte Tannennadel niemandem erzählt, dass sie ihren einzigen Sohn Bärenjunges einfach so zurückgelassen hatte, als sie geflohen war.

»Die Verräter müssen geschwächt genug sein, bevor wir den anderen helfen«, erklärte die hellgraue Kätzin ihrem Stellvertreter. »Ich werde das Leben meiner Kämpfer und Jägerinnen nicht einfach so riskieren.«

Plötzlich blitzte gelbbraunes Fell auf. Ein Kater mit spitzen Ohren trat von einer Leiche zurück und richtete sich hoch auf. Sein besorgter Blick schoss hinüber zu einer dunklen Ecke, in der eine hellbraune Kätzin vor den Hieben eines silbernen WasserClan- Katers zurückwich. Luchsohr rief Tannennadel alarmiert etwas zu, woraufhin seine Gefährtin sich duckte und den Angreifer mit einem Kopfstoß vor die Brust von sich schleuderte.

Unbändiger Neid stieg in Wolfstern auf. So hat er sich nie um mich gesorgt! Dabei habe ich ihm die besten Beutestücke gebracht und ihn gepflegt, als er krank war! Was findet er nur an dieser Tannennadel? Sie ist nicht mal hübsch! Jedenfalls nicht so hübsch wie Schlammspritzer. Sie beobachtete die dunkelbraune Späherin aus den Augenwinkeln und alles in ihr zog sich vor Eifersucht zusammen.

»Wir greifen an«, zischte Wolfstern Nussglut zu. »Gib das Signal.«

Der hellbraune Kater nickte, wandte sich zu den ErdClan- Katzen um und hob seinen Schweif, sodass alle ihn sehen konnten. Auch Luftstern erteilte seinen erstaunlich wenigen Katzen den Befehl zum Angriff. Dabei zitterten seine Pfoten als würde er gleich zusammenbrechen. Erbärmlich!

Wolfstern gab einen lauten Kampfschrei von sich und stürmte vor. Die Verräter hielten überrumpelt inne und blickten mit vor Panik weit aufgerissenen Augen in ihre Richtung. Für einige von ihnen war das ein Fehler. Ein dunkelbrauner Kater mit einem steifen Bein wurde von einem feuerfarbenen WasserClan- Kater zu Boden gerissen und mit Schlägen eingedeckt.

Die hellgraue Anführerin bahnte sich mit ihren breiten Schultern einen Weg durch die kämpfenden Katzen. In der Dunkelheit der Nacht konnte sie nicht so viel erkennen, aber sie war die Dunkelheit gewohnt. Der ErdClan grub manchmal Tunnel, um an einen Kaninchenbau zu kommen. Ihre Augen würden selbst in vollkommener Finsternis noch etwas erkennen können. All die Jagden unter der Erde wurden jetzt zu ihrem Vorteil. Da entdeckte sie ihn. Luchsohr, dein Ende ist gekommen!

Wolfstern spürte ein tiefes Knurren in sich hochkommen. So schnell sie konnte, rannte sie auf ihn zu. Mit einem wilden Kreischen stürzte sie sich von hinten auf seinen Rücken. Der gelbbraune Kater konnte gerade noch seinen Kopf zu ihr drehen und die Augen überrascht aufreißen, da wurde er schon unter ihr begraben. Die hellgraue Kätzin fühlte, dass seine scharfen Krallen sich in ihren Bauch bohren, aber das war ihr egal. Mit gebleckten Zähnen beugte sie sich zu ihm herunter.

»Du hast doch wohl nicht ernsthaft gedacht, dass ich dich einfach so gehen lasse?«, knurrte sie. »Du hast mich verlassen und bei den Clans zurückgelassen! Ich wäre beinahe gestorben, wenn ich Erdstern nicht vorher getötet hätte! Weißt du, wie viel ich durchgemacht habe?« Sie streckte ihr rechtes Vorderbein vor, sodass er die Markierung sehen konnte, die nun jeder von ihnen trug. »Diese Narbe wird mich mein Leben lang begleiten und mich daran erinnern, dass du mich für eine andere Kätzin verraten hast.«