As beautiful as a snowflake | V

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"Ach komm schon Y/N! Es fängt an zu schneien, da wäre es doch fantastisch etwas zu unternehmen! Oder willst du dein Alien traurig machen?" jammerte mein bester Freund am Telefon. Er wollte mich schon seit gefühlten Stunden aus meiner schönen warmen Wohnung holen, doch bis jetzt hatte er keinen Erfolg.
"Wieso sollte ich? Schnee ist kalt und nass, dabei mag ich es doch kuschelig warm. Das weißt du doch Tae!" meinte ich und schob meine Unterlippe vor, auch wenn er dies eh nicht sehen konnte.

"Komm schon!!! Tu es für mich! Ich bin nächste Woche wieder in Seoul, dann werden wir uns erstmal nicht mehr sehen..." Beim letzten Teil hörte man so richtig die Trauer aus Taehyungs Stimme heraus, was mein Herz letztendlich doch noch weich werden ließ.
"Na gut...ich bin in einer halben Stunde bei dir. Bis gleich TaeTae!" gab ich nach und legte auf, nachdem Taehyung einen Freundenschrei ausstieß, sich 1000 Mal bedankte und sich überschwänglich verabschiedete.

Taehyung kam nicht so oft im Jahr zurück in seine Heimatstadt Daegu, doch wir hatten jedes Mal eine schöne Zeit. Er war ein Mitglied in der K-Pop Boy-Band BTS und ich war einer ihrer größten Fans, jedenfalls meinte Taehyung dies immerzu. Allerdings sollte er das auch wissen, er war von Kindertagen an mein bester Freund. Wir verbrachten, wenn möglich, jede freie Minute gemeinsam. Auch wenn unsere Freundschaft damit begonnen hatte, dass ich ihm mit einer kleinen violetten Plastikschaufel auf den Kopf gehauen hatte, weil er meinen Sandkuchen essen wollte. Aber im Jahr 2015 machten wir nicht weniger Unsinn.

Lächelnd dachte ich an die vielen Erinnerungen mit meinem besten Freund, aber spürte auch einen kleinen Stich in meinem Herzen. Bald würde ich ihn monatelang nur noch über FaceTime sehen, weswegen ich mich jetzt schon auf die ein oder andere Träne beim Abschied einstellte. Ein kleiner Teil von mir schrie immer danach im zu folgen und endlich in die Welt hinauszuschreien, dass ich hoffnungslos diesen jungen Mann verliebt war.
Eine lächerliche Sache, wenn man bedenkt, dass er ein Idol ist und immer mehr Fans gewann. Irgendwas sagte mir auch, dass sich ihre Bekanntheit nicht mehr lange nur auf Asien beschränken würde. Ich war mir sicher, sie alle würden es weit bringen...

In meinen Gedanken versunken blickte ich in den Spiegel und zog den Reißverschluss meines Anoraks zu, bevor ich noch meine Mütze aufsetzte und mich in die Kälte begab. Kühle Schneeflocken fielen sanft vom Himmel und schienen einen federleichten Tanz aufzuführen. Schon bald würde Daegu komplett in ein strahlendes weiß gehüllt sein, obwohl schon jetzt der Schnee unter meinen Sohlen knirschte.

Nach einem 10 minütigen Spaziergang kam ich an Taehyungs Elternhaus an und wollte meine Handschuhe am liebsten verbrennen, da ich die verflixte Türklingel nicht betätigen konnte. Doch kurz bevor ich meine Handschuhe aggressiv von meinen Händen riss, öffnete Tae lachend die Tür. Ich schenkte dem Größeren nur einen Todesblick und muckelte mich in meinen dicken Wollschal.

"Y/N Hahahaha! Wir sind doch nicht in der Antarktis." lachte Taehyung sich einen ab. Doch darauf antwortete ich nur mit einem: "Doch sind wir."
"Kommen dann gleich ein paar Pinguine angewatschelt?" fragte mein bester Freund und machte den knuffigen Gang von den flugunfähigen Vögeln nach, weswegen ich in ein Gelächter ausbrach.

Lachend und umheralbernd liefen wir ein paar Minuten über den Bürgersteig. Ich wusste genau wo Taehyung hinwollte. Es gab eine wunderschöne Wiese in der Nähe auf der wir schon als Kinder im Winter Schneemänner gebaut hatten.

Nur noch ein paar Meter waren wir von der Wiese entfernt und waren schon völlig mit weißen Flocken bedeckt. Nicht nur aufgrund des Schnees, sondern auch weil wir eine kleine Schneeballschlacht veranstaltet hatten, bis wir aus Versehen eine alte Dame trafen, die uns erstmal zusammenschrie.

Diese paar Meter nutzte ich, um mir Taehyung genau anzuschauen. Er trug eine graue Wollmütze, eine ebenso graue Maske um nicht erkannt zu werden, einen langen schwarzen Wintermantel und schwarze Boots. Ein ungewöhnliches Outfit, denn meist tendierte er eher zu Farben, doch auch dies stand ihm ungemein gut. Seine braunen Augen fokussierten die fallenden Schneeflocken und ein paar seiner braunen Haarsträhnen hingen noch aus seiner Mütze heraus, behinderten seine Sicht allerdings nicht.

вτs rєαcτiσทsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt