Born Singer | SG

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Stumm trat ich aus dem Büro von Bang PD.
Ich wollte niemanden mehr sehen. Diese ganze Mühe des letzten Jahres waren vollkommen umsonst.
Jeder Schweißtropfen, der meinen Hals hinunterlief.
Jeder Schmerz, den ich nach stundenlangem Training hatte.
Jede Träne die ich vergossen habe.
Alles für nichts und wieder nichts.

Es war für mich schon immer ein Traum gewesen vor einem Publikum zu performen. Ich trat vor meinen Eltern auf, später vor meiner Klasse und dann vor meiner ganzen Schule. Jeder meinte ich würde einmal ganz groß rauskommen. Sie meinten alle, dass ich die geborene Sängerin war, aber allen Anschein nach hatten sie alle gelogen.

Vor einem Jahr, sprich 2015, wurde ich ein Trainee unter Big Hit Entertainment, die Member für eine Girlgroup rekrutierten.
Ich hatte immer gute Bewertungen und hielt mich, trotz vieler Tränen und Anstrengung, immer sehr gut.
Also wozu habe ich dies nun verdient?

Ich wollte, nein, konnte keinen Schritt mehr weiter gehen. Kraftlos lehnte ich mich an die strahlend weiße Wand des Treppenhauses und glitt diese hinunter.

Kein Entertainment hatte mich gewollte und jetzt schmiss mich Bang PD persönlich raus mit der Entschuldigung, er hätte keinen Bedarf ein einer neuen Gruppe. Wenn man zwischen seinen Zeilen lesen könnte würde man sehen, dass er am liebsten auch noch dazu gesagt hätte: "Besonders nicht an einer Girlgroup."

BTS hat halt eben jetzt endlich Erfolg. Mit ihrem ersten Win und wachsender internationalen Bekanntheit hat Big Hit Entertainment wahrlich kein Bedarf an einer neuen Gruppe.

Alles was ich wollte, war mich vor der Welt zu verstecken. Ich fühlte mich wie eine Enttäuschung, wie ein Nichts, nichts vom Bedeutung.

Mein Gesich vergrub ich hinter meinen Knien und legete meinr Arme auf letztere, sodass niemand meine Tränen bemerken würde.
Ich hatte mich nie als schwach gezeigt, deswegen war es mir peinlich so in meinem früheren Entertainmemt zu hocken und vor mich hin zu schluchzen. Aber was soll's?

Ich schaute nicht auf, als ich eine der schweren Türen zufallen hörte und daraufhin Schritte. Sie kamen immer näher, aber dann verstummten sie, nachdem die etwas leichtere Tür zum Erdgeschoss geöffnet wurde.
Dieser Jemand kam wohl aus der Tiefgarage und hat mich, zu meinem Glück, nicht bemerkt.

Ich wusste nicht wie viel Zeit verging, in der ich immer mehr in Selbstmitleid und Hilflosigkeit versank. Nun wusste ich wie es sich anfühlt, wenn ein Traum zerplatzt.

Ein Traum ist wie eine Seifenblase. Es könnte sein, dass sie hoch aufsteigt und die wunderschönsten Dinge sieht, bevor sie in Frieden zerspringt, in dem Wissen, dass sie alles erreicht hat was sie wollte.
Oder aber sie platzt schon früher, entweder von allein oder indem die dünne Blase von jemandem unvorsichtig berührt worden ist. Man kann zwar immer wieder neue Seifenblasen machen. Aber trotzdem trauert man denen hinterher, die zu früh zerplatzt sind, die in besonders schönen Farben schillerten.

Ein ironischer Vergleich für jemanden wie mich, die in ihrer Kindheit liebend gerne mal einen ganzen Nachmittag damit verbracht hatte mit Seifenblasen zu spielen.

Ein weiteres Knallen aus einem der unteren Geschosse ließ mich aufschrecken. Wieder aus der Tiefgarage.
Schritte kamen immer näher, sie stiegen die Treppenstufen hinauf.
Wer auch immer dort hochkam hatte Sneaker an, das konnte man an dem Ton erkennen, den die Schritte machten, als sie auf den harten Stufen aufkamen.
Doch sie stoppten.
Die Tür des Erdgeschosses knarzte.
Und sie viel wieder zu.

Erneut war ich allein, was mir bewusst machte, dass ich langsam mal nach Hause sollte. Mein Mitbewohner würde lich bereits vermissen, oder aber er war mit seinen Freunden draußen in der Stadt und hatte die Zeit seines Lebens. Konnte beides sein.

Allerdings...war ich nicht allein.
Wieder ertönten Schritte, ohne das irgendeine Tür geöffnet wurde. Die Person von eben war also immernoch im Treppenhaus. Eine der wenigen Personen, die genauso wie ich den Aufzug verabscheuten. Oder diese Person wollte einfach nur etwas Sport machen.

Die Schritte kamen näher und ich lugte über meine Arme um den Fremden sehen zu können, denn er kam genau auf mich zu.

Am Treppenende blieb er stehen und sah mich an.
Es war ein Er. Ich kannte ihn nur zu gut.

"Hey...alles ok?" fragte er mit seiner angenehmen Stimme, aber kam nicht näher. Er stand dort wie erfroren, ein wenig sogar teilnahmslos, allerdings wusste ich, dass es anders war. Er stand ja vor mir. Wieso sollte er das tun, wenn es ihn eigentlich nicht interessierte, warum eine junge Koreanerin auf dem Boden hockte und ihr Gesicht wahrscheinlich aussah als hätte sie eine Dusche genommen und vergessen das Make-Up abzuwaschen.

"Schau mich an un frag das nochmal." meinte ich nur und sah emotionslos in sein Gesicht.

Seine Haare waren seit neustem blond gefärbt, was ihm erstaunlich gut stand und seine braunen Augen in einer guten Art und Weise betonte. Er trug, wie so oft, ein komplettes Outfit in schwarz, mit schwarzen Sneakern. Also lag ich richtig. Es waren Sneaker.

"Hast ja Recht. Blöde Frage." murmelte er und kam mit langsamen Schritten auf mich zu bevor er fortfuhr: "Andere Frage. Warum sitzt du hier?"

Ich schnaubte, musste aber dennoch lächeln. Er hatte wirklich nicht das Talent dafür die richtigen Fragen zu stellen.
"Meinst du, warum ich genau hier sitze oder warum ich überhaupt irgendwo sitze und vor mich hin heule?" antwortete ich mit einer neuen Frage und brachte ihn so zum schmunzeln. Wortlos kam er noch näher und setzte sich neben mich auf den Boden. Seinen Kopf lehnte er an die schneeweiße Wand und schloss für einen ganz kurzen Augenblick die Augen.

"Ich wurde rausgeschmissen, Yoongi." flüsterte ich in der Hoffnung, dass er es nicht gehört hatte. Ich müsste wie eine Versagerin rüberkommen. Während er es geschafft hat mit seiner Gruppe aus dem Nichts heraus aufzusteigen, sitze ich in einem Treppenhaus und lauschte den Schluchzern, die von den Wänden widerhallten.

"Das bedeutet noch lange nicht, dass du kein Talent hast." murrte Yoongi und sah auf das dunkelgrün gestrichene Treppengeländer. Sofort war ich ganz Ohr. Ich war keine Versagerin für ihn?

"Ich habe dich öfters gesehen. Du bist toll im Tanzen, sowie im Singen. Du bist eine der talentiertesten Personen, die ich jemals gesehen habe. Aber genau diese Personen werden wie Dreck behandelt, weil keiner weiß, wie man mit einem solchen Talent umzugehen hat. Und solange die Leute keinen Plan haben wie sie mit diesen Begabungen umgehen sollen, wird das so weitergehen. Aber weißt du was? Du kannst einen scheiß Dreck darauf geben, was andere von dir denken. Denn du bist wunderbar und wenn sie das nicht sehen wollen und dir eine Chance geben wollen, dann ist es ihr Verlust."

Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Alles an diesen Worten traf mich.
Seine Ernsthaftigkeit.
Seine Ehrlichkeit.
Seine Bewunderung.
Seine Meinung.

Allerdings musste ich auch garnichts sagen.
Auf einmal nahm er mein Gesicht in seine Hände und drückte seine Lippen auf meine.
Ich wusste nicht was hier passierte und dennoch erwiderte ich den Kuss mit allen Gefühlen die ich in mir hatte.
Und in dem Moment wusste ich, was wirklich wichtig ist.

Es ist wichtig an sich selbst zu glauben und sich selbst zu lieben. Es ist wichtig für seine Träume zu kämpfen und ebenso für die Liebe.

Auch wenn sich die ganze Welt gegen mich stellen würde. Ich würde kämpfen. Für meinen Traum und für Yoongi.

Als wir uns lösten schauten wir uns in die Augen und wussten beide was wir einander sagen wollten.

Ich liebe dich...

вτs rєαcτiσทsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt