An einem sonnigen Sonntag stand ich auf der kleinen Fläche des berühmtesten Hochhauses hier in ganz New York und ließ meinen Blick über all die Gebäude schweifen, die in der Sonne glänzten. Mein Lieblingsplatz.
Hier konnte ich in Ruhe nachdenken und mich von all meinen Sorgen befreien.
Ich lehnte mich an die Brüstung, schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Danach öffnete ich sie wieder und betrachtete die Menschen, die von hier aus winzig aussahen und sich nur sehr langsam fortbewegten. Wie immer fragte ich mich was der Sinn von meinem Leben hier war. Man wächst, isst, trinkt, lernt, arbeitet, gründet eine Familie nur, um dann am Ende zu sterben. Und was hat man so besonderes gemacht? Genau gar nichts.
Meine Eltern und die anderen Avengers haben ihren Sinn gefunden; nämlich die Menschheit zu beschützen und damit was Besonderes und Gutes zu tun. Leider bin ich nicht so wie sie. Ich bin normal, zu normal. Ein langweiliger Mensch zwischen all den berühmten Superhelden mit übernatürlichen Fähigkeiten. Und das obwohl mein Vater vor fast 100 Jahren zu einem Supersoldaten gemacht wurde und Mom besondere Kräfte hatte, die sie von ihrer Mutter geerbt hat. Unglücklicherweise haben mich diese Superhelden Gene nicht erreicht.
Und so war ich einfach nur Crystal. Ein normales 17 jähriges Mädchen, das morgen Geburtstag hat und leider wieder in die High School muss. Ich presste mich noch enger an das Geländer und blickte nach unten. Jetzt konnte ich einen kleinen Teil der Glasscheiben sehen.
"Crystal!" hörte ich die scharfe Stimme meines Vaters, zuckte zusammen und drehte mich mit einem unschuldigen Blick um. "Ja Dad?"
Dort stand er - der berühmte Captain America - und starrte mich aus seinen blauen Augen besorgt an. "Wie oft haben wir dir schon gesagt, dass du hier nicht täglich hoch darfst?"
"Ich fühle mich hier aber gut", versuchte ich es kleinlaut.
Er seufzte, kam zu mir und drückte mich an seine Brust. "Ich weiß Crystal, aber dann komm bitte nicht so nah an das Geländer, okay?"
Ich nickte und löste mich von ihm. "Wo ist Mom?"
"Sie ist mit deinem Onkel mal wieder Bogenschießen gegangen."
Ich grinste schelmisch und blickte ihn nach dem Motto du weißt was das heißt an. "Also wieder kämpfen?"
Er schenkte mir seinen typischen ich-bin-mir-nicht-so-sicher-Crystal Blick, doch ich nahm ihn einfach nur am Arm und zog ihn die Treppen runter mit rein und dann zum Trainingsraum.
Mom erlaubte mir nämlich nicht so richtig zu trainieren. Warum, wollte sie mir nicht sagen. Sie hat mir nur das Wichtigste beigebracht, was man in alltäglichen Situationen gebrauchen könnte. Dagegen wollten mich Natasha, Tony, mein Onkel Luca, Peter, Vanessa, die die beste Freundin meiner Mom ist und selbst mein Vater unbedingt trainieren. Wobei letzterer schwer zu überreden war und sehr gut aufpasste, dass Mom kein Wind davon bekam. Sie wollten alle, dass ich stark werde.
Im Trainingsraum band ich meine langen hellblonden Haare zu einem Zopf und stellte mich vor meinen Vater, natürlich in Kampfposition so wie er es mir beigebracht hat.
Er seufzte und sah unsicher aus.
Ich verdrehte die Augen. "Brauchst du etwa dein Schild, um mich umzulegen oder was?", provozierte ich ihn und streckte die Zunge raus.
Er lachte, begab sich ebenfalls in Kampfposition und gab mir mit der Hand das Zeichen, den ersten Schritt zu machen. Ich boxte auf ihn ein, wobei er mir gekonnt auswich, dann versuchte ich ihn mit einer Drehung zu treten, doch währenddessen riss er mir mit seinem Bein mein Fuß vom Boden und ich fiel auf die Matte. Er grinste von oben während er mir die Hand hinhielt. "Hast du genug oder willst du noch eine Runde?"
Ich verengte meine Augen zu Schlitzen, rappelte mich auf ohne seine Hilfe anzunehmen und begab mich erneut in Kampfposition. "Noch einmal."
Er schmunzelte und wartete bis ich anfange. Ich rannte auf ihn zu und boxte ein zweites Mal auf ihn ein. Er wich aus, packte irgendwann mitten in der Luft meinen Arm und drehte ihn so herum, dass ich mit dem Rücken zu ihm stand und mich nicht bewegen konnte, da meine Schulter sonst schmerzen würde.
Mist!
Er ließ mich wieder los und ich wischte keuchend ein paar kleine Babyhaare aus meiner Stirn. Langsam kam mir die Wut hochgekrochen. Ich war viel zu schwach. Alle hier waren viel stärker und besser als ich. "Noch mal!"
Er seufzte und nickte dann ergeben. Ich rannte aus Wut auf ihn zu und schlug dieses Mal ohne Kontrolle auf ihn ein. "Crystal, stopp!", versuchte Dad mich zu beruhigen und wich meinen Fäusten in Sekundenschnelle aus. Als ich nicht aufhörte, schnappte er meine Arme und hielt sie fest. Aus irgendeinem Grund weiteten sich überrascht seine Augen als er in meine sah. "Beruhig dich. Halte deine Emotionen unter Kontrolle, das ist sehr wichtig", sprach er nachdem er sich fasste.
Ich schloss meine Lider und atmete tief durch, bevor ich sie kurz darauf wieder öffnete und mich aus seinem Griff löste. "Ich weiß Dad. Das sagt Mom ständig. Tut mir leid."
"Schon gut, ich glaube du solltest langsam essen und dann ins Bett. Morgen musst du wieder früh aufstehen."
Ich nickte und machte mich auf den Weg in die Küche, wo Peter, Vanessa und Natasha saßen und zu Abend aßen. "Hey", begrüßte ich sie beiläufig.
"Na Crystal? Warst du wieder mit Papa Iglu trainieren?", fragte mich Natasha und wackelte mit den Augenbrauen.
Ich lachte. "Ja war ich."
"Das ist mein Mädchen", sagte sie stolz zu Peter und Vanessa und schaufelte sich noch eine riesige Portion Nudeln auf den Teller. Ich musste grinsen.
"Aus dir wird bestimmt ein guter Shield Agent", mischte sich Vanessa ein und hielt nebenbei Peters Hand.
"So wie du?"
"Genau. Dann arbeiten wir zusammen."
Ich schmunzelte. "Würde ich gerne, aber leider bin ich noch nicht gut genug", seufzte ich.
"Du hast noch genügend Zeit dich zu verbessern", erwiderte Peter mit einem Lächeln.
Wenn sich jemand hier in all den Jahren verändert hat, dann nur Peter Parker. Alle sahen so aus wie ich sie mein ganzes Leben lang kannte, fast nichts hat sich an ihnen verändert außer vielleicht Vanessa, die ein normaler Mensch ohne Kräfte ist genauso wie ich. Nur sie hat mit der Zeit ältere Gesichtszüge bekommen. Und Peter... Peter hat sich von innen verändert. Als ich klein war, hat er jede Scheiße mitgemacht, aber er wurde erwachsener, was wahrscheinlich an Vanessa lag, die nun seit 7 Jahren seine Frau war. Zwar kann man mit ihm und allen anderen immer noch unfassbar viel Spaß haben, aber halt nicht mehr so wie damals als Peter noch mit mir in den Armen von Haus zu Haus geschwungen ist. Nicht einmal Natasha hat sich verändert obwohl sie und Bruce nun verheiratet waren.
Ich lächelte und zuckte mit den Schultern. "Mal sehen."
Zu diesem Zeitpunkt hätte ich nicht mal ansatzweise daran gedacht, dass aus mir das wird, was aus mir geworden ist.
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Crystal (Avengers FF) ✓
FanfictionDer ungewöhnlichen Tochter von den berühmten Avengers Steve Rogers und Grace Cooper passiert zu ihrem Geburtstag das, was trotz dem ganzen Aufwand keiner von ihnen vermeiden konnte. Sie entdeckt eine neue Seite in ihr, die ihr gefällt. Diese Seite w...