Unbekannt P.O.V.:
Januar 1994. Einige Kilometer entfernt von Seattle.
So lenkte ich auch noch durch das letzte verkommene Dorf. Das melodische knurren des Mustangs gefiel mir.
Noch zehn Kilometer über eine Landstraße, dann war ich da.
Wie wenn er einen eigenen Geist hätte wirbelte der Sand auf, als ich auf das Grundstück schlitterte.
Ich setzte mich im Sitz gerade und warf einen prüfenden Blick in den Rückspiegel. Meine Augenbrauen waren nach der langen Fahrt von Seattle nach hier, in die Pampa, deutlich unordentlich geworden. Ich hatte wohl zu viel geschwitzt.
Ich richtete sie, putze im gleichen Zug auch noch meine Nase, weil ich eine leichte Erkältung hatte, nahm einen kurzen Schluck von dem Billigwodka, der auf dem Beifahrersitz des schönen Autos lag, und stieg dann aus.
Zentralverriegelt ließ ich die schwarze Schönheit in der Sonne zurück. Ich friemelte ein kleines durchsichtiges Tütchen aus der Brusttasche meines roten Hemdes, und mit dem elegant in einem Fischkopf endeten Schlüssel, schloss die Hüttentür auf.
Ich schlich um die erste Ecke und hob meine Waffe, doch als ich merkte, dass der große Synyster Brooks nur auf seiner Couch, seinen angestammten Platz belegend schlief, ließ ich die Knarre wieder sinken.
Auch wenn ich dies tat, war mir bewusst dass er als unberechenbar galt. Nicht zuletzt da Gerüchte die Runde machten er sei verrückt geworden.
Trotz seiner heutigen Erscheinung war er ein Phänomen. Er war der einzige der zwei Zeitsprünge überlebt hatte.
Ich musterte ihn neugierig von weitem. Seine grün-gelb gefärbte Haare hingen ihm ungepflegt ins Gesicht. Er hatte einen Bart, der jedoch ganz untypisch für sein junges Alter weiße Flecken aufwies. Betroffen fasste ich mir selber ans Kinn. Hoffentlich würde mir so etwas nie passieren. Allgemein war Synyster Brooks heute nicht annähernd derjenigen, der er bei seiner nächsten Ankunft sein würde. Dieser sportliche, charismatische Typ. Immer gepflegt und voll einsatzfähig, sowie lebendig.
"Ich habe die Wahl, weißt du,...", sagte ich in Zimmerlautstärke.
" ich habe die Wahl, ob ich dich jetzt und hier wegknalle,...oder vergase,...oder,...ersteche,...aber ich könnte dich auch in die Zukunft schicken.", sagte ich.
"Weißt du,...ins Jahr 2019. Nur einige Monate nach deiner Abkunft.", ich wollte ihm damit Hoffnung geben, mit einem Ego-Tripp wieder zurück zu seinen Geliebten zu kommen.
Synyster öffnete langsam seine Augen.
Sie waren trüb und hatten eine viel gräulichere Farbe bekommen, als die, die ich erwartet hatte. Genau wegen diesem desolaten Zustand, konnte ich kaum Emotion auf seinem Gesicht erkennen. Und wenn ich eben die kleine Regung um seine Augen als Hoffnung eingestuft hatte, musste ich in diesem Moment zugeben dass das lediglich geraten war.
"Aber ich glaube nicht, dass es eine gute Reise wäre,...", sagte ich, fokussiert auf dieses ausdruckslose Gesicht.
" Ich würde sterben.", sagte eine tiefe, Stimme. Es war das erste Mal, dass ich Sie in echt hörte.
Er setzte sich ächzend auf.
"Ich habe mich nicht hier wegbewegt, ich habe nichts für euch Erledigt oder so. Was bin ich euch eigentlich noch wichtig? Ich habe meinen Garten, meine Hütte,…ihr könntet mich hier einfach leben lassen!"
"Nein." Idiot, natürlich nicht!
Sein Finger wanderte vor zu einem Ventilator, der auf dem Tisch ruhte und sogleich mit Schwung einen auf dem Tisch gelagerten Haufen Zigarettenpapier wahllos auf den Boden fliege lies. Der Mann fokussierte mich wie eine Raubkatze, und sein Gesicht machte unkontrollierte Bewegungen.
Ich hielt die Waffe hoch. Wusste er eigentlich, dass er mir ausgeliefert war?
Vor ihm auf dem Tisch lagen mehrere Handschusswaffen und ein Schlagring. Jedoch auch mehrere Päckchen Tomaten, Karotten und Radieschensamen.
Dieser Mann vor mir war Legende, aber er war gebrochen.
"Nein.", kam es plötzlich von Synyster Brooks, er hob abwehrende die dreckige Hand.
Ich reagierte nicht, sondern starrte ihn einfach nur so an.
" Ich werde einen Brief schreiben. Dann darfst du mit mir machen was du willst. Und es wird dafür gesorgt werden, dass ich ihn finde."
"Nein!", sagte ich nur, doch er zückte Stift und Papier.
Er schrieb:
" Lieber Syn,...", doch da rutschte mir mein Finger ab, und ich schoss in die Couch. Plötzlich spürte ich einen steckenden Schmerz in meiner Schulter.
"Argh!", keuchte ich auf.
Synyster rührte sich nicht.
" Was war das?!", doch der schrieb nur mit seinem Kuli weiter auf das Papier.
Ich hatte gehört er war völlig am Ende, schlug sich selber, führte laute Diskussionen, ohne das ein anderer Mensch involviert war, war fast blind, doch nun bewegte er sich nicht mal wegen eines Schusses. Nicht mal geringfügig. Das war ein neues Level an Irre.
Ich legte meinen Finger wieder auf den Abzug.
"Das würde ich nicht tun,...", kam es plötzlich hinter meinem Rücken hervor.
" Wer ist da?!", fragte ich erschrocken, doch sah nicht nach hinten, als etwas kaltes an meinem Hinterkopf lehnte.
"Kurt Donald Cobain. Der um den es hier so am Rande auch geht!", er räusperte sich.
Ohne noch zu zögern, drückte ich ab.
Die Kugel drang tief in Synysters Brust.
Seine Augen weiteten sich.
In dem Moment traf mich etwas am Kopf. Ich kippte um.
Die folgenden Szenen bekam ich nur verschwommen wahr.
Kurt bahnte sich einen Weg zu Syn, der kurz seine eigene Wunde zu begutachten schien, dann aber mit einer wegwerfenden Handbewegung weiter schrieb.
Was schrieb er denn da? Ich verstand nur Wortfetzen, die die beiden nebenbei fahrig wechselten, aber ich nahm so auf, dass es um Sabotage der Bruderschaft gegenüber ging.
Das Blut breitete sich über den zweifellos sehr blass gewordenen Synyster Brooks aus.
Er fing an zu husten.
Sein Zustand schien ihn zunehmend am schreiben zu hindern.
Ergeben reichte er dem Blonden den Stift herüber. Er diktierte Kurt seine Zeilen, so dass der sie aufs Papier bringen konnte.
Am Ende griff er grob motorisch nach den Stift, unterschrieb offensichtlich, und drückte es Kurt an die Brust.
Es war eine Art Spickzettel für die Zukunft, ahnte ich, aber meine Ohren leisteten leider schlechte Dienste.
Brooks fing erst an zu stöhnen, dann zu schreien. Kurt redete beruhigend auf ihn ein, bis es so weit war, dass Synyster mit einem letzten Blick auf Kurt, die Augen schloss und jegliche Bewegung anhielt.
Ich verlor ohne es zu wollen eine Träne.Dylan P.O.V.:
Bean hüpfte auf dem Kindertrampolin, während ich stolz Ramon auf dem Arm hielt.
Kurt strahlte zurück, als ich ihn anlachte.
Er hatte mit Ramon das fünfte Kind. Zwei davon waren adoptiert, drei seine eigenen.
Viel Zeit war vergangen, wir waren nun schon älter. Kurt und Courtney waren getrennt, trotzdem aber mehr oder weniger gute Freunde, und seine neue Freundin Eli schien ihm gut getan zu haben. Er hatte plötzlich nur noch Liebeslieder geschrieben, und die Drogen hatte er, vor allem wegen seiner Kinder, auch hingeschmissen.
Es war ein Happyend.
Und doch waren die letzten Jahre schwer gewesen.
'Ein schwerer Weg hat das schönste Ziel.', pflegten wir nun zu sagen.
Synyster Brooks Grabstein stand auf einem Friedhof in Seattle. Er war gestorben. Jetzt zwei Mal.
Aber er war die Zeit von seiner erneuten Ankunft 1994 bis zu seiner Abkunft noch im selben Jahr glücklich gewesen. Der Zeitraum, in der er sich vor der Macht dieser Bruderschaft hatte entziehen können, war sehr erholsam für ihn gewesen. Er hatte sich selber Briefe geschrieben gehabt. Er hatte keine Angst haben müssen. Wir hatten akzeptiert, dass Brooks mehr wusste als wir alle. Dass er hätte Millionen machen können, wenn er es schlau angestellt hätte, hätte er auch uns viel Geld einbringen können. Oder Unglücke in der Zukunft verhindern können. Er hatte nichts davon getan.
Vielleicht war alles was in den letzte Jahren passiert war nur passiert, weil er sich raus gehalten hatte. Man wusste es nicht.Auch noch Jahre später sollte das Glück mit seinen Höhen und Tiefen anhalten. Kurt war ein hässlicher alter Knacker geworden. Courtney auch. Und ich auch. Wir alle waren es geworden.
Auch Nina, Anthony, Elliot, und sogar all unsere Security.
Das Leben hatte uns eine Chance gegeben.
Und wer wusste damals schon ob es alles vorbei war? Man kann in keinen Kopf sehen.
Das Leben ist zu kurz um sich Sorgen zu machen.Much love,
McRecount 07/13/19
Lasst gerne nen Review da!
Cu
xoxo
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Me Illamo | #Wattys2019 | abgeschlossen
De TodoKurt Cobain FF *-Eine Geschichte über Kurt Cobain, den jungen Musiker Vater, der in den frühen 90er Jahren eigentlich den Tod finden sollte und einen rätselhaften Mann namens Synyster Brooks, der ihn retten soll, will, oder wird.-* Für die #wattys20...