Dima [9.2]

82 8 2
                                    

Erschrocken ging ich einen Schritt zurück und spürte, wie meine Hände begannen taub zu werden.
»Was zur Hölle ist los mit dir? Bist du verrückt? Hast du irgendwas genommen oder was? Du bist doch geisteskrank, alter!« fluchte Julien nun so plötzlich, dass ich kurz zusammenzuckte. In Streits schaffte ich es normalerweise mich durchzusetzen. Egal ob bei Felix, Rebekah oder Alim. Aber gegen Julien kam ich nicht an. Nicht, wenn ich im Unrecht war. Für mich war es schon mutig ihm in dem Moment brüchig zu sagen:

»Bitte Julien, es tut mir leid. So unglaublich leid.«
»Ich habe dir nichts getan, man, und du rast wie ein Bescheuerter in meine Wohnung und drehst komplett durch!«
»Ich kann das nicht erklären, ich war so wütend und dann habe ich dich gesehen... Es war ein Unfall!«
»Unfall? Du hast mich absichtlich geschubst!«

Obwohl er mich anschrie ging ich immer näher zu ihm und versuchte mich zu erklären, doch er unterbrach mich immer wieder und fauchte mich an. Irgendwie rief ich:
»Man, lass mich das doch erklären!«
»Versuchs doch,« meinte er zickig, »aber wenn deine Erklärung mir nicht passt breche ich dir aus Rache jeden einzelnen Knochen im Körper, das schwöre ich dir!«
Ich schluckte. Das würde er wirklich tun, das wusste ich. Also gab ich mir Mühe alles zu erklären, so gut es ging, doch direkt am Anfang schon zwang mich der Kloß im Hals zu schweigen.
»Rede.« forderte mein Ex-Freund. Ich brachte nur ein Flüstern raus.
»Felix hat Schluss gemacht.«
Er runzelte die Stirn. Ich fing beinahe wieder an zu weinen.
»Das ist absolut keine Entschuldigung.«
Nervös setzte ich mich in den Sessel und spielte mit meinen Fingern. Eine Spur interessierter fragte Julien:
»Warum hat er Schluss gemacht?«
Ich zuckte mit den Schultern, sah, dass er sich nach vorne lehnte und sagte:
»Provoziere mich nicht.«
Langsam schluckte ich und beschloss einfach alles zu beichten, was ging.
»Als du weg warst war Felix der einzige, der noch für mich da war!«
»Heul doch, Dima! Es gibt Menschen, deren Familien sterben und du beschwerst dich darüber, dass du mit deinen zwei Milliarden Umsatz im Jahr mal alleine gewesen bist?« knallte mir Julien die Fakten ins Gesicht, entrüstet von meinem Egoismus.

»Es ist scheiße alleine zu sein, das weißt du genauso wie ich!« rief ich. »Du kennst das Gefühl wahrscheinlich besser als jeder andere.«
»Aber ich beschwere mich nicht ständig darüber! Ich stürme nicht in fremde Wohnungen und verletze den Eigentümer!«
»Ich war sauer, okay?«
»Aber warum auf mich? Was habe ich dir getan?«

»Ich kam dann gerade eben nach Hause und er war dabei, seine Sachen zu packen. Wir haben uns gestritten. Sehr krass. Er sagt, der Grund für die Trennung wäre ganz alleine ich, weil ich in letzter Zeit wohl extrem launisch war und jeden Streit angefangen hätte.«
Julien guckte mürrisch. Sein Gesicht änderte sich erst, als ich vorsichtig sagte:
»Er hat ein massives Problem damit, dass du wieder in meiner Nähe bist. Er gibt nicht nur mir die Schuld für das ganze, sondern auch dir.«
Ungläubig starrte er mich an.
»Du glaubst das auch. Deswegen bist du so auf mich losgegangen! Du Arschloch gibst mir auch dafür die Schuld, obwohl ich NICHTS dafür kann!«
»Nein, ich gebe dir nicht die Schuld, aber ich bin einfach durchgedreht und konnte nicht...«
Es war nicht möglich weiter zu reden, weil ich sonst wieder hätte schreien müssen. Ivh war so unendlich wütend. Auf mich, auf Julien, auf jeden. Was war nur aus mir geworden, fragte ich mich. Ich war verrückt geworden. Ganz sicher. Julien stand gereizt auf und drehte mir den Rücken zu. Auch ich erhob mich in der Hoffnung, ich könnte ihn irgendwie beschwichtigen, in dem ich mich ebenfalls aus der Hocke erhob.

»Julien, ich hab mit der Liebe schon so viele Fehler gemacht, aber das tut richtig weh. Er sagt, dass zwischen ihm und mir wäre nie etwas richtiges gewesen. Das sagt mir die Person, mit der ich viel, viel Zeit verbracht habe.« sagte ich und unterdrückte einen aufkommenden Schrei vor Wut. Mein Ex-Freund reagierte erst nicht.
»Das ist nicht mein Problem.« murrte er dann. »Außerdem war es wohl auch nichts ernstes. Sonst wärst du jetzt bei ihm, wenn er dir wirklich was bedeuten würde.«
Mit verschränkten Armen drehte er sich zu mir um. Sein Blick war streng als eine Träne mein Auge verließ und ich nur darauf warten konnte zu sterben. Irgendwie wollte ich es. Damit all der Schwachsinn endlich ein Ende hat.
Julien ging auf mich zu und sagte:
»Du hast mit ihm gespielt, das ist deine Quittung. Komm damit klar und hör auf zu heulen.«
Verwundert wischte ich mir eine Träne aus dem Gesicht und fragte höhnisch:
»Warum klingt das so nach dir?«
Er fauchte leise:
»Treib's nicht zu weit.«
»Warum? Willst du mich sonst umbringen?« fragte ich leise und er kam tatsächlich auf mich zu.  Er holte aus und verpasste mir einen Bitchslap, der mich zu krass zusammen zucken ließ, dass ich ihn nur geschockt ansah.
»Du Hurensohn!«

Trouble | [Escape 2] SunDiegoXJuliensblogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt