Julien [23]

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Ja, mich gibt's auch noch. Wollte die Story eigentlich abbrechen, aber hab wieder ein bisschen Motivation gefunden.

Es ist zugegebenermaßen ein bisschen ungewohnt dieses Shipping zu 'schreiben'
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Das neue alte Haus

Dimitri schrieb nicht mit mir, rief nicht an und ich sah ihn vier Tage lang auch nicht. Zuerst dachte ich, dass er wirklich noch sauer war, dass ich allein das Krankenhaus verlassen hatte, aber das würde ich ihm nicht zutrauen. Ich vermisste ihn sehr, besonders weil ich merkte wie geschwächt ich eigentlich noch war. Der Husten ging kaum vorüber und ich verbrachte meine Zeit eigentlich nur auf der Couch, Netflix sehend, während ich ab und an auf mein Handy sah, in der kläglichen Hoffnung Dimas Profilbild neben einer kurzen Nachricht sehen zu können, vergebens.

Es stand außer Frage, dass er mir schon wieder den Kopf verdreht hatte und ich unbedingt jede verbleibende Sekunde mit ihm verbringen wollte, bis ich nach Chicago musste. Eigentlich sollte ich mich von ihm fern halten und den Abschied erleichtern, aber das konnte ich nicht. Und Dima wollte das sicher auch nicht. Das zwischen uns beiden war komisch, aber ich brauchte es. Ich brauchte jeden Augenblick davon.

An jedem anderen Samstag Abend würde ich eigentlich feiern gehen oder bei Cardi aushelfen, irgendwas tun, was mir Spaß machte, aber die Krankheit fesselte mich ans Sofa, als ich müde eine Schüssel mit klarer Brühe neben mir abstellte. Vielleicht hätte ich wirklich im Krankenhaus bleiben sollen. Aber meine Zeit drängte. Wirklich lange konnte ich nicht mehr einfach nur rum liegen und auf Dima warten, ich brauchte Abwechslung. Aktionen, die ich mir nicht leisten konnte.

Gelangweilt schob ich die Fernbedienung hinter die Couchkissen, zog die Beine ein wenig an und kämpfte nicht mehr dagegen an, das meine Augen zu fielen. Ein lautes Geräusch ließ mich aufschrecken. Die Wohnungstür öffnete sich und jemand stolperte fluchend herein, weswegen ich hoch schreckte und misstrauisch über die Couchlehne sah.
»Fuck, aua... Julien? Wo bist du?«
Mein Herz begann schneller zu schlagen als ich Dimas Stimme hörte und sein Gesicht sah, voller Vorfreude, als bräuchte es zum Leben nichts anderes mehr. So ätzend verknallt wollte ich nie sein.

»Ich bin hier, man.« sagte ich und stand auf, wackelig, doch Dima befahl mir mich wieder zu setzen. Er wirkte irgendwie nachdenklich und eine Spur besorgt, als er sich mir gegenüber in den Sessel setze. Ich sagte ein wenig irritiert:
»Du lebst ja noch. Was tust du hier so spät? Musst du morgen nicht arbeiten?«
Er faltete die Hände zusammen, wie immer, wenn er etwas ausführlicher erklären wollte. Natürlich lauschte ich seinen Worten als wäre es mein Gesetz.
»Ich habe morgen frei, und das hat einen bestimmten Grund.« erklärte er und seufzte leise. War das Nervosität in seinen Augen? Ich sagte ehrlich:
»Schon okay, ich beiße nicht. Sag's einfach kurz und schmerzlos, schlimmer kann's nicht mehr werden.«

Seine braunen Augen funkeln mich aufgeregt an, doch sein Körper blieb ruhig. Er lehnt seinen Kopf in seine Hand und sagte geduldig:
»Als du mir gesagt hast, dass du zurück nach Chicago musst, bin ich später noch nach Queens gefahren. Ich war in unserem alten Haus. Und da... ist mir eine merkwürdige Idee gekommen, die ich einfach in die Tat umgesetzt habe.«
Misstrauisch reagierte ich kaum auf diese Worte, lehnte mich nur ein wenig weiter vor. Worauf wollte Dima hinaus?
»Die Sache ist die,« fuhr er nachdenklich fort, »wir beide haben nur zwei Möglichkeiten. Wir ignorieren uns oder wir nutzen die Zeit, die uns bleibt. Ich bin für letzteres, deswegen habe ich unser altes Haus renovieren lassen. Damit wir beide, du und ich, darin wohnen können, bis zu gehst. Und falls du irgendwann wieder zurück kehrst, dann hast du einen Ort, wo du hingehörst. Zu mir.«

Ich wusste in dem Moment wirklich nicht, was ich sagen sollte. Ich liebte Dima unendlich dafür, dass er sowas einrichtete und sagte, diese Dinge für mich tat, aber ich konnte es nicht zeigen. Ich hatte Angst davor ihm zu sagen, was ich in dem Moment empfand. Sein Blick senkte sich ein bisschen enttäuscht, als er meiner Reaktion sah, und er murmelte:
»Außerdem kannst du dich dort in Ruhe auskurieren. Ich weiß, dass das zu plötzlich kommt. Aber wir haben zu wenig Zeit darüber nachzudenken.«
Er hatte Recht. Ich sah, wie er aufstand und nach seinem Schlüssel griff. Panik stieg in mir hoch. Eine Art Angst, die ich nicht verstehen konnte.
»Wo willst du hin?«
»Nach oben? Wo soll ich sonst hin?«
»In mein Bett.«

Trouble | [Escape 2] SunDiegoXJuliensblogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt