Kapitel 3

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"So. Von wo kommt der gute denn? 'Men', 'Women' oder 'Privat'?", fragte George.
"Ich hoffe", meinte Holly leise, "Dass wir 'Women' ausschließen können."
"Women, Women!", flüsterte der Schädel. Ein Glück, dass die anderen ihn nicht hören konnten.

"Och ist das langweilig... 'Privat'. Es wäre doch viel lustiger gewesen, Cubbins dabei zu beobachten, wie er in der Damentoilette nach einem vergammelten Bein oder so buddelt."
"Sei froh. Sonst hätte ich die Gelegenheit genutzt und dich direkt in einer Toilette versenkt."
"Na Na Na. Einen so guten Freund wie mich spült man doch nicht so einfach das Klo runter."  Darauf verkniff ich mir eine bissige Antwort und stieß stattdessen die 'Privat'-Tür auf. Ich sah gerade noch wie sich aus einem weißen Fetzen Anderlicht lange Dürre Arme und Beine formten, von denen die Reste einer karierten Hose und ehemals weißen Schürze herab hingen. Auf der Hüfte erschien ein Oberkörper mit einem blutigen und zerrissenen Hemd. Das grausigste an der Erscheinung war aber der Kopf. Die Pupillen waren verschwommen und grau, die blutunterlaufenen Augen eingefallen und die Haut hing von den viel zu großen Wangenknochen wie ein Bettlaken das man auf eine zu kleine Matratze gelegt hätte. Aus dem Mund ragten lange schwarze und erschreckend spitze Zähne und die Augen des Geistes schienen rötlich. In diesem Moment ging meine Lampe aus. Langsam schwebte er in Richtung der Tür. Da war es wieder. Dieses Geräusch wie von einem Schlüssel der in eine Tür gesteckt wird. Ich hörte ein leises Schluchtzen oder trauriges stöhnen.
"Ein Knochengeist!" rief ich. "Ich dachte erst es wäre ein Alb, aber er hat mich nicht wahrgenommen und ist auch sonst eher... Passiv. Vorsicht George."
Der Schemen war ihm fast in den Rücken geschwebt, doch George wich erstaunlich geschickt aus und hieb mit dem Degen nach ihm. Ein lauter Seufzer ertönte und der Geist löste sich auf. Nur ein bisschen Ektoplasma züngelte noch um die Spitze von Georges Degen.
"Der ist für's erste erledigt." sagte er noch ein wenig erschrocken aber sichtlich Stolz auf sich.
"Aber es war knapp. Du musst mehr aufpassen. Auch bei Schemen." tadelte ihn Lockwood. "Hast du trotzdem gut gemacht."
Die nächste halbe Stunde verbrachten wir damit die Vorratskammer, die sich hinter der 'Privat' Tür befand zu durchsuchen. Jeder setzte seine Gaben ein und letztendlich waren wir uns eing, dass die Quelle in der rechten Wand sein musste. Holly holte einen Hammer aus ihrem Rucksack und zerschlug die weißen Fliesen, mit denen alle Wände bedeckt waren. Dahinter war nackter Beton, in den wir ohne viel Mühe ein kleines Loch bohrten. In dem Hohlraum den wir entdeckten lag ein kleiner Umschlag.
"Ein Bekennerschreiben oder eine Entschuldigung." stellte Lockwood fest. "Dieser Tom schreibt von Reue und Schuldgefühlen. Er wäre 'besessen' gewesen."
"Ich bring's morgen zur BEBÜP. Bis dahin kann er ja deinem Freund Gesellschaft leisten Lucy" frotzelte George.
Ein entsetzter Schrei kam aus meinem Rucksack.

Lockwood & Co. - Das kreischende BildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt