Kapitel 14

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Kühle Nachtluft wehte uns sanft entgegen, als wir in die Portland Row einbogen. Auf der Höhe von Georges Lieblings-Donut-Laden, der diesen Titel vermutlich nur trug weil er der nächste war, begann Lockwood zu reden: "Weißt du Luce, es sah hier nicht immer so aus. Meine Eltern haben mir erzählt, dass man sich vor Beginn des Problems Abends manchmal in Bars und Clubs getroffen hat. Die U-Bahn ist auch nachts gefahren und an jeder Ecke saß bis spät abends ein Straßenmusiker."
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Das war alles neu für mich, denn ich war es ja gewohnt, dass die Straßen ab Sonnenuntergang hochgeklappt wurden und niemand mehr draußen war, der nicht unbedingt musste. Ich kannte die Welt nur mit dem Problem.
"Beeindruckend, oder?", fuhr Lockwood fort. "Beziehungsweise... Beeindruckend ist vielleicht das falsche Wort. Es ist einfach so anders. So fern von allem, was du und ich kennen und trotzdem genau hier einmal Alltag gewesen."
Ich nickte. Mir fiel nichts besseres ein. Mir vorzustellen, was Lockwood gerade gesagt hatte, hatte mir die Sprache verschlagen. Ich wollte ihn noch etwas fragen, aber ein Nachttaxi fuhr an uns vorbei und keine zehn Meter weiter waren wir wieder zurück und wurden von einem Jogginghose tragenden George im speckigen T-Shirt empfangen.
"Was ist denn mit euch passiert?", fragte George, als wir durch die Tür kamen. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich immernoch Lockwoods viel zu großes Oberteil trug und er nur seinen Mantel.
"Probleme sind aufgetreten, wurden in Angriff genommen und beseitigt.", sagte Lockwood und warf dem verdutzten George seinen Mantel zu: "Pack den Mal bitte zu den Eisenspänen in den Keller. Ich muss mich da Mal drum kümmern. Die eine Tasche hat ein Loch."
George wollte erst etwas erwidern, tat dann aber doch wie Lockwood es ihm aufgetragen hatte. Ich ging an diesem Abend nur noch duschen und legte mich todmüde ins Bett.

Der Geruch von Pancakes und Tee weckte mich am nächsten Morgen auf. Ich zog mir eine blaue Fließjacke über und ging nach unten in die Küche, wo die anderen schon frühstückten und George sich die Ereignisse der letzten Nacht ausführlich erläutern ließ.
"Und der Schädel- Äh, Geist- Egal, du weißt, was ich meine hat wirklich das Wasser zurückgedrängt?"
"Wenn ich's dir doch sage. Es hat keine zehn Minuten gedauert und du hättest nichteinmal im entferntesten daran gedacht, dass da in den letzten hundert Jahren ein Tropfen Wasser drin war."
"Und dieses Stück Leinwand, habt ihr das mitgenommen?", mischte sich auch Holly ein.
"Klar. Ich frage mich, ob- Oh! Hallo Luce. Guten Morgen."
"Morgen...", sagte ich gähnend, schlurfte in die Küche und nahm mir ebenfalls eine Tasse Tee: "Wo wart ihr stehen geblieben? Bei dem Bild, oder? Ich wollte nicht stören."

Lockwood & Co. - Das kreischende BildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt