Lockwood & Co. - Das kreischende Bild

Kapitel 10

Es roch nach Bacon und Rührei als ich an diesem Morgen in die Küche kam. Holly stand an der Anrichte und schälte eine orangene Frucht: "Ähm Holly? Was ist... Das da?"
"Khaki. Sehr gesund.", erklärte sie.
Ich musste schlucken als George in der Tür auftauchte: "Oh... Holly... Das sieht ja... Gut aus..."
"Oder? Ich wollte noch Porridge dazu machen.", sagte sie süß-sauer lächelnd. Erstaunlicher Weise sah sogar dieser provokante Blick beeindruckend graziös aus.
"Na, hat's geschmeckt? Du bist ein wenig grün um die Nase.", fragte der Schädel in einem Tonfall der Hollys Ton von vorhin sehr nahe kam.
"Ja, danke der Nachfrage.", antwortete ich lächelnd und schob den Riegel vor die Öffnungen am Deckel des Geisterglases.
Das Leben eines Agenten konnte unheimlich spannend, aber ebenso langweilig sein. Besonders langweilig war es, wenn man mit George Cubbins in irgendeiner Bibliothek nach längst vergessenen Mordfällen suchte.
"Da!", rief George, sprang auf, stieß sich den Kopf an einem über ihm aus dem Regal ragenden Buch und fiel mit einem dumpfen Krach auf den Boden. Ich musste mir ein Lachen verkneifen und half ihm auf: "Geht's?"
"Ja, ja. Alles in Ordnung", murmelte George leise und rieb sich die Schläfe. Er hob das Buch auf, das er aus dem Regal befördert hatte und schob es zurück an seinen Platz.
"Was hast du denn da gefunden?", fragte ich ihn, als er mit einem Eisbeutel in der Hand in einem der großen Ledersessel saß.
"The London Times. Da drin sind alle Berichte der Times über Mordfälle von Anfang bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts abgedruckt. Ein bisschen leichte Lektüre für heute Abend. Du wolltest doch mit Lockwood ins Kino, oder?", grinste er mich an.
Ich tat als hätte ich ihm nicht zugehört, was in den letzten Stunden fast immer der Fall gewesen war und George ständig zur Weißglut gebracht hatte, merkte aber wie ich rot anlief und tat schnell so, als ob ich Niesen müsse. Leise kichernd drehte George sich wieder den Büchern zu.