Kapitel 7

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Lockwood schlug das Buch auf:

"27.05.
Seit mehreren Wochen schon ist es Abends so beklemmend still im Wohnzimmer. Alles klingt dumpf und kühl, geradezu leblos. Ich habe Angst mich dort nach zehn Uhr aufzuhalten.

13.06.
Zu der Beklemmung ist seit einer Woche ein seltsamer Luftzug gekommen. Wenn ich nun in Charles' Sessel sitze wird mir sofort kalt.

30.06.
So viele Spinnen. Gestern war der Ungeziefer-Mensch da, aber sie verschwinden einfach nicht.

18.07.
Es ist nicht mehr auszuhalten. Glücklicher Weise hat sich dieser junge Herr Lookwood bereit erklärt sich der Sache anzunehmen.

03.08.
Gläser zerspringen. Ich habe bald keine Weingläser mehr.

04.08
Gressus errabundi in silentio tenebrarum.

12.08
Habitant in latebris feralis Erebos!

Das war's. Komisch oder?"
"Ein Geistertagebuch. In der Tat interessant.", murmelte George. Er sagte noch etwas, doch ich verstand es nicht. Mit einem Mal hörte ich eine Stimme. Heiser und gurgelnd aber trotzdem klar und deutlich halte sie in meinem Kopf wider: "Verrat! Agenten! Verflucht! Agenten!"
"Gib mir das Buch.", sagte ich zu Lockwood.
"Wie bitte?"
Ich hatte Schweiß auf der Stirn.
"Das Buch! Das Buch..."
Er zögerte kurz, schob mir das Buch aber zu.
Ich nahm es, klappte es auf und erstarrte. Weiße Fetzen Anderlicht züngelten aus dem Buch. Der Kopf einer alten Frau formte sich nach und nach, verschmolz mit dem Buch. Und mir. In mir wuchs etwas. Machte mich stärker und stärker. Mit jeder Sekunde verlor ich jedoch auch meine Beherrschung. Ich sah George an, doch plötzlich verzog er sein Gesicht zu einer abscheulichen Grimasse. Lachte er mich aus? Ich sah zu Lockwood. Auch er sah mich grinsend an, als wäre ich eine von denen die das Problem leugneten.

Lockwood & Co. - Das kreischende BildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt