Awakening

31

Nachdem ich fertig bin, schnappe ich mir überschwänglich Nick's Hand und ziehe ihn hinter mir her. Heute ist Disco am Lagerfeuer und das darf ich mir nicht entgehen lassen! Schließlich ist es mit Partys feiern bald vorbei wenn das Baby auf der Welt ist. Von Schritt zu Schritt wird auch Nick lockerer und freut sich schließlich auch auf die Party.

Als wir dort ankommen, wird gerade das Feuer entzündet und nur wenige Augenblicke beginnt die Musik zu spielen. Bevor wir allerdings feiern, rösten wir uns noch unser Abendbrot über dem Feuer. Anschließend holt Nick uns noch Getränke an einem Stand, der extra für diesen Abend aufgestellt wurde. Ausnahmsweise dürfen heute sogar wir Schüler Alkohol trinken, was sonst ja strikt verboten ist. Für mich fällt dieses Privileg natürlich aus, denn durch die Schwangerschaft muss ich leider einige Abstriche machen.

Als Nick zurückkommt hat er ein Bier und einen Becher Saft für mich in der Hand. Wir trinken unsere Getränke und tanzen nebenbei leicht zur Musik. Im Laufe des Abend stoßen immer wieder unsere Freunde zu uns und unterhalten sich mit uns. Auch viele meiner alten Klasse aus Seattle kommen zu uns, um einige Worte mit uns zu wechseln.

Umso später der Abend wird, umso aufgeladener wird auch die Stimmung. Ich bin über mich selbst erstaunt, wie gut mein Körper das ganze heute mit macht, denn in den letzten Tagen lag ich Abend schon bei Zeiten im Bett und habe tief und fest geschlafen.

Caius beobachtet mich aus dem Augenwinkel immerzu, was mir ein etwas mulmiges Gefühl vermittelt, allerdings verdränge ich es ganz gut. Auch sind meine Gedanken wie leer gefegt, weshalb ich diesen Abend richtig genießen kann.

Irgendwann flüstere ich Nick zu, dass ich kurz auf Toilette gehen würde, was ich anschließend auch tue. Als ich jedoch zurückkomme, ist von Nick nichts zu sehen. Aber daran lasse ich mir die gute Laune jetzt nicht verderben und feiere eben vorübergehend alleine weiter.

Schnell mische ich mich unter die Menge der tanzwütigen Schüler und gehe vollkommen auf unter ihnen. Erst als Nick auch nach einer ewigen Zeit immer noch nicht wieder aufgetaucht ist, fange ich an, mir Sorgen um ihn zu machen. Ich schaue mich suchend zwischen den ganzen Leuten um, aber nirgends ist auch nur eine Haarsträhne von ihm zu sehen. Deshalb beschließe ich meine Suche nach ihm etwas weiter auszudehnen.

Ich suche alles rings um das Lagerfeuer ab. Sämtliche Stände, Gebäude, die zum Camp gehören und auch die Toiletten, aber nirgends ist eine Spur von ihm zu sehen. Also laufe ich ein wenig übers Gelände, denn vielleicht war es ihm hier zu laut und er brauchte ein ruhigeres Plätzchen für einige Zeit. Aber auch hier ist er nirgends zu finden.

Da ich mir nicht weiter zu helfen weiß, gehe ich zurück zur Party und schaue mich dort nochmal um, denn er könnte ja zwischenzeitlich wieder zurück sein. Doch auch hier ist immer noch nichts zu sehen. Also entscheide ich mich, die Schüler zu fragen, ob sie Nick irgendwo gesehen haben. Leider ist die Antwort jedes mal dieselbe. Sie haben Nick seit dem Beginn der Party nicht mehr gesehen, oder auch nur auf ihn geachtet.

Als ich niedergeschlagen am Rande des Feuers sitze, kommt Kim auf einmal zu mir.
"Hey Süße, was denn mit dir los? Du siehst so niedergeschlagen aus?", fragt sie mich vorsichtig.
"Ich mache mir Sorgen um Nick. Seit dem ich vorhin kurz auf der Toilette war, ist er verschwunden. Ich habe ihn schon überall gesucht, aber nirgends war auch nur eine Spur von ihm zu sehen.", antworte ich ihr.

"Ich weiß nicht ob es dir hilft, aber ich habe ihn vorhin mit einem Mädchen weggehen sehen. Es schien so, als würden sie zu eurem Bungalow gehen. Die beiden haben wild miteinander diskutiert, aber keine Ahnung worum es ging. Sie waren zu weit weg, als das ich sie hätte verstehen können.", erzählt sie mir.
Bei ihren Worten beschleicht mich ein ungutes Gefühl, denn auch Viola konnte ich nirgends sehen, weshalb ich denke, dass das Mädchen bei Nick womöglich Viola gewesen sein könnte.

Schnell bedanke ich mich bei Kim für diese Information und mache mich eilig auf den Weg zu unserem Bungalow. Dort angekommen lausche ich erst mal, doch es ist nichts zu hören. Ich will schon wieder umkehren und bei den anderen Bungalows suchen, da sie ja womöglich zu ihr gegangen sein könnten, als ich ein Stöhnen aus dem Fenster des Schlafzimmers kommen höre. Schnell reiße ich dir Tür auf und stürme ins Schlafzimmer. Im selben Moment, als ich die Tür aufmachen will, wird sie mir von innen geöffnet und eine leicht bekleidete Viola kommt mir entgegen. Sie blickt mich hämisch an und zwinkert mir zu.

"Nick! Deine Ex ist hier, Zeit ihr zu sagen, was zwischen uns ist. Findest du nicht?", ruft sie in Richtung Schlafzimmer, als sie an mir vorüber geht und dabei fies grinst.
Ich bin total geschockt! Was hat die gerade gesagt? Ich wäre Nick's Ex? Und was macht die hier so leicht bekleidet in unserem Zimmer?

Ich gehe langsam auf Nick zu, der immer noch im Bett liegt. Da er sich nicht weiter rührt, schlage ich die Bettdecke zurück und gehe daraufhin wieder zwei Schritte zurück. Nick liegt nackt und mit noch leicht steifen Penis im Bett! Ich kann es nicht fassen! Er hat mich mit dieser Schlampe betrogen! Wie im Wahn nehme ich meine Reisetasche und stopfe sämtliche Klamotten hinein, die von mir sind. Nachdem ich alles eingepackt habe, hänge ich sie mir eilig um und verlasse blitzartig den Bungalow. Doch bevor ich ganz weg bin, drehe ich mich nochmals um und blicke Nick angewidert an.

"Du Schwein! Ich habe dir vertraut und du betrügst mich gleich bei der erstbesten Gelegenheit! Da sieht man mal, was deine Liebeserklärung Wert ist, nämlich nichts!", mit diesen Worten stürme ich hinaus.
Nick versucht mir noch irgendwas hinterher zu rufen, doch ich verstehe kein Wort. Auch will ich gerade nichts von ihm sehen, oder hören. Eilig gehe ich auch an den ganzen Leuten vorbei, die immer noch am Lagerfeuer sitzen, tanzen oder feiern. Ich will mit niemandem reden.

Im Augenwinkel erkenne ich Viola, die eine Art Freudentanz aufführt, während sie mich beobachtet. Als ich am Eingang des Camps angelangt bin, halte ich kurz an, um mir über mein weiteres Vorgehen klar zu werden. Ich rufe mir ein Taxi, welches mich in irgendein Hotel bringen soll, damit ich bis zum nächsten Morgen erst mal irgendwo schlafen kann, denn zusammen mit Nick in einem Bett, ist für mich ein absolutes No Go nach dieser Aktion! Soll er sich das Bett doch jetzt mit Viola teilen!

Nach kurzer Zeit erkenne ich Lichter, die näher kommen. Das wird mein Taxi sein! Ich stelle mich mit meiner Tasche näher an den Fahrbahnrand, damit der Fahrer mich auch gleich sehen kann.

Doch auf einmal beschleunigt das Auto und gibt Vollgas. Es kommt genau auf mich zu gefahren. Ich versuche noch auszuweichen, doch zu spät. Das Auto erwischt mich und ich fliege über die Motorhaube und anschließend über das Dach, bis ich hinter dem Auto wieder auf dem Boden aufkommen. Während ich dort drüber fliege, höre ich sämtliche Knochen in meinem Körper brechen.

Mehr tot wie lebendig, liege ich nun wenige Meter neben meinem vorigen Platz und kämpfe mit dem Leben. Plötzlich taucht Caius neben mir auf und auch Zadkiel sehe ich in einiger Entfernung stehen. Caius bückt sich zu mir hinunter und kommt meinem Ohr sehr nah.
"Es ist soweit! Angel, du musst sterben, um zu leben!", flüstert er mir daraufhin in mein Ohr.

Ich sehe ihn angsterfüllt an und kämpfe mit den Tränen. Ich will doch nicht sterben!
"Keine Angst! Ich bin bei dir.", beruhigt mich Caius, woraufhin ich meine Augen schließlich schließe.

In dem Moment als meine Augen geschlossen sind, sehe ich mein ganzes Leben an mir vorbeiziehen. Genauso, wie Caius es mir damals von sich erzählt hat. Ich sehe, wie ich als kleines Kind mit meinen Eltern gespielt habe und wir diverse Ausflüge unternommen haben. Die Nachricht vom Tod meiner Eltern und wie ich sie erhalten habe, runden die Erinnerungen an meine Eltern ab. Aber auch meine letzten neu gesammelten Erinnerungen ziehen an mir vorüber. Meine Tante und mein Onkel, Nick, Caius und alles was wir erlebt haben. Die Erinnerungen an Nick sind dabei die Schmerzhaftesten. Seine Liebeserklärungen, die er mir immer wieder gab, die tolle Zeit, die wir miteinander verbringen konnten und auch der unvergessliche Sex mit ihm! Doch meine letzte Erinnerung, die wo ich Viola bei ihm erwische und sehe, dass sie miteinander geschlafen haben, ist die Schmerzhafteste von allen! Ich habe diesen Gott verdammten Bastard geliebt!

Als die letzte Erinnerung versiegt, wird es dunkel um mich und ich merke, wie mein Herz aufhört zu schlagen...

Ende Teil 1