3.| Hilfe

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Steve

,,Wie bitte?", fragt mich Emely und sieht mich verdattert an.
,,Komm schon, ich habe mir gerade eben deine Akte durchgelesen. Mir ist bewusst, dass du etwas verschweigst.
Emely. Das da vorhin... die beiden Aktionen. Das war pures SEAL-Niveau! Kein Glück, kein Zufall"

Emely's Blick ist fragend. ,,Ich verstehe nicht, was Sie meinen. Ja ich bin vielleicht Hochbegabt, oder wie es diese ganzen Idioten, die sich als Ärzte betiteln auch nennen wollen. Aber SEAL? Ich bin 18, Sir. Das ist vollkommen unmöglich und ausgeschlossen"

,,Und ihre Eltern?", ich will einfach nur Antworten.
Emely zuckt zusammen. ,,Keine Ahnung. Ich weiß nicht viel, nur dass mein Vater ein Arsch war und meine Mutter es nicht alleine geschafft hat. Seit ich denken kann, lebe ich im Heim und habe an Familie keine Erinnerung"- ,,Und jetzt?"- ,,Ich habe eine kleine Wohnung, etwas außerhalb aber dennoch zentral"
Ich verenge die Augen. ,,In deiner Akte steht davon nichts"- ,,Wenn das so ist", antwortet sie gleichgültig. ,,Ich hab den Vertrag Zuhause. Illegal wohne ich jedenfalls nicht"

,,Woher hast du das Geld?"- ,,Meine Mutter hat mir ein Konto mit viel Kohle angelegt. Oder das Geld ist von meinem Vater. Kann ich mir eher vorstellen. Geld anstatt Kind ist leichter, da zahlst du lieber einmal sechshunderttausend Dollar, als dich um ein scheiß Kind zu kümmern", Emely sieht wütend aus, knirscht die Zähne und ballt die Fäuste.

,,Kümmert sich jemand um dich?"- ,,Nein. Ich bin gerne alleine und Hilfe hab ich schon mit sieben keine mehr gebraucht"

Ich nicke. ,,Was hast du vorhin bei den Clarke's gesucht?"- ,,Auf jeden Fall nicht das selbe wie Sie und ihre Krabbelgruppe, würde ich sagen"

,,Wie bitte?"- ,,Ich bin nicht wegen den Clarke's dort gewesen, sondern wegen euch."

,,Wegen uns?", wiederhole ich sie. ,,Richtig."

,,Und warum machst du dann so 'ne Show? Warum kommst du nicht einfach her oder rufst an, wenn du was willst?"

,,Weil ich keinen Bock auf ein Besucherschildchen hatte", antwortet sie keck und ich muss Lächeln.

,,Und vorallem... Wer zieht hier bitte eine größere Show ab? Ich, oder Detective Williams? Ich meine... der Raum hier ist nicht gerade das, was man einen schalldichten Raum nennen kann. Sein Geschrei hört man ja noch in New York!", irgendwo finde ich es lustig. Bis mir etwas auffält.

,,Warte. Dieser 'schalldichte Raum' besteht aus einer halben Meter dicken Mauer. Wie zum Teufel hättest du das hören können?" Emely lacht auf. ,,Garnicht, das war reine menschliche Intuition, ein bisschen Fantasie und Gehirn anstrengen. Aber anscheinend hat's ja geklappt"

,,Okay, Emely. Was willst du von uns?", Frage ich sie misstrauisch. ,,Ich will, dass ihr meine Hilfe annehmt."

,,Deine Hilfe?"- ,,Genau"- ,,Und... worin genau willst du uns helfen?", ich bin verwirrt.

,,Ich will euch helfen, diesen Fall zu lösen."

Ich lache auf. ,,Emely, das ist lieb und...-"- ,,Reden Sie nicht mit mir, als wäre ich ein Kind. Ich würde Ihnen meine Hilfe nicht anbieten, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass Sie im Dunkeln tappen und ich weiter weiß. Nehmen Sie meine Hilfe an, Sir. Ich weiß, dass ihr mich gebrauchen könnt!"

,,Was weißt du"- ,,Binden Sie mich ab, geben Sie mir mein Handy und zehn Minuten."

Misstrauisch aber dennoch neugierig befolge ich ihre Anweisung und binde sie ab. Ich gehe vor und führe Emely nach oben und dann in die Mitte des Raumes.

Danny

Ich hasse Papierkram, aber der ist immernoch besser, als Steves Fahrkünste!
Gerade schaue ich von meinen Unterlagen auf und reibe mir den verspannten Nacken, als ich draußen im Flur Bewegungen wahrnehme. Ich muss zweimal hinschauen, bis mir der Mund aufklappt und ich nach draußen Stürme.

,,Steve!", rufe ich, als ich aus meinem Büro raus renne. ,,Ja?", fragt er ruhig. Wild gestikulierend zeige ich von ihm auf Emely, öffne meinen Mund und schließe ihn wieder, wie ein Karpfen. Mir fehlen die Worte. Was macht sie hier oben?

,,Danny, rede", meint der Neandertaler nur genervt und verdreht die Augen. ,,Was machst du da, Steve?!", ich könnte platzen vor Wut. ,,Ich führe Emely zu unserem Pult?"- ,,Warum?!"- ,,Weil sie uns helfen kann"- ,,Helfen? Die ist kriminell"- ,,Nein, ist sie nicht"- ,,Hörst du dir da selbst zu, Steve? Sie ist vor uns geflüchtet!"- ,,Ja und ich weiß auch wieso"- ,,Wieso?!"- ,,Das wird sie uns jetzt gleich allen in Ruhe erklären"- ,,Warum sagst du es nicht einfach?!"- ,,Weil...-"

,,Hey!", schreit da eine dritte Stimme. Das verzogene Gör. ,,Ich hätte gerne die Nummer von eurem Eheberater, dann kann ich ihm nämlich sagen, dass er mir erstens Leid tut und zweitens seine Arbeit nicht richtig macht! Wobei ich denke, dass man bei Ihnen beiden nichts richtig machen kann. Jedenfalls: können wir uns jetzt bitte da drauf konzentrieren?"

Sie dreht sich, zum Monitor zeigend, um und als sie sieht, dass Chin gerade ihr Handy durchsucht, bleibt sie ruhig stehen und sieht zu. Ich platze währenddessen fast vor Wut und renne mit einem ,,Ich hol' mir 'nen Bagle" aus dem Hauptquartier.

Zähneknirschend bestelle ich mir in dem Laden eine Straße weiter ein belegtes, rundes Brötchen und verdrücke es noch vor Ort. Ich nenne es Wutessen, Steve Nervenzusammenbruch. Aber beides passt gerade sehr gut. Ich verlasse den Laden und laufe langsam zum Hauptquartier zurück.

Was bildet sich dieses Mädchen eigentlich ein, wer sie ist?!
Aber Steve hat- zugegebenermaßen- Recht. Sie hat was an sich und sie weiß irgendwas, vielleicht sogar sehr viel. Was wäre, wenn sie helfen könnte? Trotzdem ist sie rotzfrech!

Und mit den Gedanken laufe ich wieder zu den anderen, die zusammen um den Tisch herumstehen. Sie schauen auf eine Akte, die wir gestern schon durchgesprochen haben.

,,Was wird das? Ich dachte, die ist abgeschlossen?", frage ich verwirrt in die Runde und alle drehen sich zu mir.

Steve scheint, genauso wie ich, verwirrt zu sein und sieht mich nur mit einem fragenden aber abwartenden Blick an. Ich kann diesen Blick nicht leiden. Ich kann viele von Steve's Blicken nicht leiden. Lieder sind es die, die er am häufigsten benutzt. Ich seufze auf.

Emely dreht sich zu mir und antwortet: ,,Ihr habt die falschen drangenommen.", ihr Blick ist entschuldigend, ja es ist ihr anscheinend sogar ein bisschen unangenehm.

,,Wie bitte?!"- ,,Sie hat Recht, Danny. Wir haben die falschen beschattet", bestätigt Kono.

,,Will mir das einer erklären?", man ich brauch schon wieder 'nen Bagle. Aber einen, auf Steve's Art.

Emely's Augen weiten sich. ,,Darf ich?", fragt sie Steve, welcher nickt. Schnell läuft das Mädchen vor zum großen Bildschirm und fängt an.

,,Wie wir alle wissen, sind die Clarke's die Anführer einer sizilianischen Mafiabande.", Emely klickt ihre selbstgeschossenen Bilder an. ,,Banden zeichnen sich immer in Form von Tattoos aus. Meistens auf dem Handrücken, da ist es am Besten zu sehen, falls es schnell gehen muss", Emely vergrößert die Bilder, von den Clarke's, und zoomt auf die Hände, worauf keine Tattoos zu erkennen sind.

,,Seht ihr das?"- ,,Nein", Kono's Augen verengen sich. ,,Genau. Die Clarke's sind eine der größten Mafiabanden Weltweit. Kein Tattoo zu tragen, ist gar unmöglich für die."

Ich bin verwirrt. ,,Und woher genau weißt du jetzt, dass wir die falschen hatten? Ich meine, sie könnten es ja auch auf den Oberarmen haben und alle haben was langärmliges an"

,,Schaut mal her", ist Emelys Antwort.

***

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