24.| Mum

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Danny

So habe ich Steve zuletzt gesehen, als er Wo Fat getötet hat. Völlig aufgelöst und fertig mit der Welt. Der Arzt hat noch nichts gesagt, aber seine Blicke sprechen Bände. Emely kann garnicht tot sein, sie ist doch eine McGarrett!

Ich laufe zu Steve und nehme ihn in den Arm. Er versucht, sich zu wehren, doch ich halte ihn mit schnellen Griffen davon ab.

Der Arzt reagiert. ,,Ganz ruhig. Beruhigen Sie sich, Commander. Das Mädchen ist soweit stabil, wir mussten ihr eine Narkose geben, die noch etwa zehn Minuten anhält, dann müsste sie aufwachen und wieder ansprechbar sein. Sie hatte einen Herzinfarkt und musste zweimal wiederbelebt werden. Also bleiben Sie bitte ruhig, ich weiß, wie schwer das sein kann..."

Wir brauchen alle kurz Zeit, um alles zu realisieren und Steve ist der Erste, der sich wieder fängt. ,,Können wir zu ihr?"- ,,Ja, aber wie gesagt: wenn sie aufwacht, braucht sie Ruhe. Denken Sie bitte daran."

Steve geht auf den Arzt zu und reicht ihm die Hand. ,,Mahalo, Sir", sagt er und klopft ihm auf die Schulter. ,,Immer doch. Das ist doch unser beider Job, oder? Menschen helfen."- ,,Richtig", meint Steve nüchtern und zwingt sich zu einem Lächeln. Dann stürmt er in das Zimmer und wir anderen hinterher.

Emely

,,Isabella, kleine Prinzessin, auf jetzt mit dir ins Bett!"- ,,Nein", kichert mein fünfjähriges Ich und rennt über das Sofa in den Garten. ,,Nicht, du hast gerade geduscht, deine Füße werden dreckig!", ich strecke meiner Mutter die Zunge raus und renne kichernd weiter. ,,Na warte", lacht sie nun auch und rennt mir hinterher.

Durch meine kleinen Beinchen ist es für sie ein leichtes, mich zu fangen und hochzuheben. ,,Na los, ab mit dir ins Bett, dann lese ich dir noch etwas vor"- ,,Ich will lieber selbst lesen, bitte Mami!"- ,,Na gut", meint sie, während sie mich die Treppen hinaufträgt. ,,Wenn du jetzt deine Füße wäscht und die Zähne putzt, dann darfst du noch drei Kapitel lesen"

Begeistert springe ich auf. ,,Darf ich dann das Buch von Stephen Hawking lesen?"- ,,Na schön, aber jetzt auf mit dir ins Bad"

***

Kichernd springe ich ins Bett und lese in meinem Buch, bis meine Mutter hineinkommt. ,,Wie Viele Kapitel hast du schon?"- ,,Sieben", nuschle ich aufgrund ihrer vorherigen Abmachung. ,,Sie schüttelt den Kopf. ,,Du verschlingst diese Bücher ja immer schneller..."- ,,Die sind ja auch toll!"

,,Ja, das stimmt, trotzdem musst du jetzt schlafen. Gute Nacht, meine Schöne, ich habe dich lieb"- ,,Ich dich auch, gute Nacht, Mami"- ,,Träum was Schönes"- ,,Du auch"

***

Mitten in der Nacht wache ich auf. Irgendwas lautes war da. Leise schleiche ich die Treppe hinab. Im Wohnzimmer angekommen, sehe ich mich um. Überall ist Blut. ,,Mami?", flüstere ich und laufe weiter. Sie ist nirgends. ,,Mami?", Frage ich nochmal, dieses mal lauter. Dann sehe ich in den Garten. Es brennt!

Ich schreie Auf und greife zum Telefon, um die Feuerwehr zu rufen. Schnell renne ich nach draußen und schaue in das Feuer, um zu sehen, was es verursacht hat. ,,Feuerwehrzentrale Honolulu, was gibt's?"- ,,Hallo, hier ist Isabella McGarrett. Bei uns in der Makaui Street 123b brennt es"- ,,Wie alt sind Sie?"- ,,Fünf"- ,,Oh je... ist deine Mutter da?"- ,,Nein. Ich kann sie nicht finden"- ,,Dein Vater?"- ,,Hab ich keinen"- ,,Lauf ins Haus und schließ zu, es kommen in fünf Minuten Feuerwehrleute"

Ich lege auf und sehe mich nach der Ursache des Feuers um. Dann sehe ich es. Das ist ein Mensch, der da brennt. Und nicht nur irgendeiner.

,,Mum?", Frage ich und Tränen schießen mir in die Augen. ,,Mum, Mum, Mum!" Ich greife mit dem rechten Arm ins Feuer, will sie da raus ziehen, doch ich verbrenne mich und schreie auf. Mir wird schwarz vor Augen. Ich brauche eine Lösung!

Ich stolpere über meine Füße, fliege auf den Boden und drehe mich währenddessen, sodass ich mit der Stirn auf einem Stein lande. Schmerzen durchziehen meinen gesamten Körper. Mein Arm ist verbrannt und meine Stirn pocht. ,,Mum", flüstere ich. ,,Mum, bitte!"

***

,,Mum, Mum, komm her. Nein, Mum, nicht. Mum"
Ich öffne die Augen. Alles ist verschwommen. Ich schwitze und mein Hals ist trocken. Etwas piepst in Abständen. Alles ist weiß hier, ich liege auf etwas weichem, aber mir ist kalt.

,,Emely, Hey, alles ist gut, du bist in Sicherheit", höre ich eine Stimme sagen und ein Gesicht beugt sich zu mir. Es ist Steve. Mein Vater.

,,Steve", hauche ich. ,,Ja, alles ist gut"- ,,Wasser", röchle ich leicht und spüre wenig später einen Pappbecher an meiner Unterlippe. Leicht kippt Steve mir das kühle Nass in meinen Hals. Als er wieder abgesetzt hat, lehne ich mich wieder zurück. ,,Danke"- ,,Nicht dafür"- ,,Nein", meine ich. ,,Danke, dass du mich gerettet hast". Ich sehe mich um. Um mein Bett verteilt steht ganz Five-0. ,,Oh... ich meine, dass IHR mich gerettet habt..."
Alle winken ab, meinen etwas wie 'gerne' oder 'wofür denn', dann wird es wieder still.

,,Was ist alles passiert. Wo ist Rico?", beginne ich, als mir ein paar Fetzen ins Gedächtnis kommen.

,,Du wurdest entführt und gefoltert. Rico hat dir in den Bauch geschossen und du hattest insgesamt drei Herzstillstände. Er ist tot."

Ich nicke und lehne mich wieder in mein Kissen. ,,Und der Rest von den Clarke's?"

Steve lächelt ein wenig. ,,Manche sind hinter Gittern, andere haben's nicht überlebt", ich zucke die Schultern. ,,Wegen mir. Was habt ihr Rico angetan?"

Danny ergreift das Wort, in dem er sich auf die andere Seite meines Bettes setzt und mich ansieht. ,,Du musst wissen, dass dieser Kerl hier ziemlich emotional geworden ist", sagt er und zeigt auf Steve. ,,Rico ist qualvoll verblutet, nachdem dein Vater... oh... äh sorry... Steve ihm in den Bauch geschossen hat. Davor hat er ihn noch ziemlich zurechtgeschlagen, also alles in allem kann ich sagen, dass man von Genugtuung reden kann"

,,Klingt Sardistisch wie noch was...", meine ich. ,,Aber wegen mir. Hauptsache er ist aus dem Weg"

,,Hauptsache du bist noch am Leben", murmelt Steve. ,,Wir haben uns alle verdammt große Sorgen gemacht", wirft Lou ein. ,,Mach so eine Scheiße nie wieder, oder ich sperre dich für den Rest deines Lebens ein"

,,Ich versuchs", lache ich, was jedoch in einem röchelnden Husten endet, wobei mich jeder mitleidig ansieht.

,,Wie geht's deinem Bauch?", fragt Kono. ,,Keine Ahnung, ich spüre nichts. Ist, denke ich, auch besser so. Ich hab 'ne andere Frage. Was ist mit Jorge?"

Chin seufzt auf und sieht mir mitleidig in die Augen. ,,Er ist tot. Jorge wurde auch als Geisel genommen und während unserem Angriff von Rico's Leuten getötet"- ,,Oh...", etwas zieht sich durch meinen Magen. Ich habe ihn echt gemocht. Mehr als nur ein bisschen. ,,Deshalb kam er auch nicht zu unserem Treffen?"- ,,Genau. Kurz nach eurer Verabredung in der Schule wurde er gekidnappt. Wir können aber bestätigen, dass er von der ganzen Sache nichts wusste und er immer nur gefehlt hat, weil sein Vater ihn zu sich gerufen hat, um noch Zeit mit ihm zu verbringen. Emilio muss seinen Sohn doch irgendwie geliebt haben..."

Ich nicke geschlagen.

,,Emely", Steve sieht mich durchdringlich an. ,,Auch, wenn das gerade eher weniger passt müssen wir dringend miteinander reden, aber erst ruhst du dich noch aus, verstanden?"

,,Geht klar", meine ich und sehe die anderen an, welche auf mich zukommen, mich zum Abschied umarmen und mir alles Gute wünschen.

,,Aber keine Sorge", beginnt Chin, als er in der Tür steht. ,,Los bist du uns noch lange nicht"
Ich muss Lächeln, dann sind alle weg, genauso wie ich, als ich durch das Morphium in einen traumlosen Schlaf falle.

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