14.| Arroganntes Arschloch

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Emely

Als es zum Unterrichtsende klingelt, packe ich ganz langsam ein und werfe einen Blick auf meinen Plan. Ich habe jetzt Mathe. Mit Jorge. Gut.
Genau dann als er aufsteht, tue ich so, als hätte ich es eilig und knalle voll gegen ihn. Dabei fallen mir mein Mathebuch runter und meine Brille von der Nase. Shit, hoffentlich ist die noch ganz.

,,Emely, was wird das?!", Flucht Steve, doch ich schenke ihm keine Beachtung.

,,Alles gut?", frägt mich der Junge besorgt und hilft mir auf. Er bückt sich nochmal und hebt mein Buch und die Brille auf. Er reicht mir beides. ,,Tut mir echt leid, ich hab nicht geschaut wo ich hinlauf", schauspielere ich peinlich berührt und ziehe meine Brille wieder an. Puh, sie ist noch ganz. Hoffentlich kann das die Kamera da drinnen auch von sich behaupten.

,,Kein Problem. Du hast jetzt auch Mathe, oder? Wenn du willst, können wir zusammen hingehen"

Ich nicke und lache ihn an. ,,Gerne, das ist nett."

,,Ich bin übrigends Jorge"- ,,Helena"- ,,Das weiß ich. Das weiß jetzt jeder aus der Klasse, selbst die, die bei deiner Begrüßung nicht zugehört haben. Du hast James vor der Klasse auseinandergenommen. Das kommt in die Schulgeschichte."- ,,Na wenn das so ist", schmunzel ich und laufe neben Jorge her. ,,Ich gehe mal davon aus, dass ihr nichts miteinander zutun habt?"

Jorge lacht bitter auf. ,,Das kannst du. Wir waren mal befreundet... vor Ewigkeiten. Jetzt sind wir eher... befremdet? Wir hassen uns nicht aber wir haben nichts miteinander zutun"- ,,Na dann. Der ist eh komisch"- ,,Er hat auch mit genug komischen Sachen zu tun..."- ,,Drogen?", Frage ich gespielt erschrocken. ,,Unter anderem", er zuckt mit den Schultern. ,,Aber das wissen hier sogar die Lehrer"

,,Und was macht er dann so komisches?"- ,,Du stellst ganz schön viele Fragen..."

Alarm. Scheiße. ,,Oh... ja... Ich Frage immer so viel. Ich merke nie, wenn es zu viel wird, tut mir leid.", bitte glaub mir das jetzt, Jorge!
Er winkt ab. Danke, Gott! ,,Alles Gut. Behalte einfach im Hinterkopf, nichts mit ihm anzufangen"- ,,Eww", ich verzeihe das Gesicht ,,Eher sterbe ich."- ,,Dem kann ich keinen Glauben schenken. Das sagt hier jeder Emo bei uns an der Schule", meint er scherzend und bringt mich tatsächlich zum lachen.
Oh man, was wird das?

Zum Glück muss ich mir darüber keine Gedanken mehr machen, denn wir sind schon am Klassensaal angekommen.

Es sitzen schon ein paar Leute auf ihren Stühlen, nur der Lehrer fehlt noch. ,,Setzt du dich neben mich?", frägt mich Jorge, was mich ein wenig überfordert. Doch er spielt mir in die Hände, also lächle ich ihn sanft an. ,,Gerne". Ich packe noch mein Mäppchen und den Block aus, als auch schon ein Lehrer mitte dreißig in den Raum läuft. Er hat hellbraunes Haar, markante Gesichtszüge und trägt eine Runde Brille. Sein dunkelblaues Hemd ist an den oberen zwei Knöpfen offen, was ihn locker erscheinen lässt. Dennoch sieht er verbissen aus.

Anscheinend war er mal verheiratet und das noch bis vor kurzem, denn die Stelle am Ringfinger seiner rechten Hand, wo normal ein Ring wäre, ist heller als der Rest seiner Finger. Deshalb ist er vielelicht auch so grimmig.

,,Hausaufgaben raus", ist seine Begrüßung und ich sehe ihn genauer an. Jorge greift gelassen zu seinem Heft und öffnet es. Die Hausaufgaben hat er schon mal. Sollte an dem nicht solangsam mal irgendwas komisch sein?

,,Wer bist du?", keift mich eine nahe Stimme an und ich schrecke von Jorges Heft hoch. Dunkelbraune Augen durchbohren meinen Blick und ich sehe ihn so unsicher, wie ich es nur hinbekomme an. Den Kerl würde ich schneller umlegen als den Detective. Der hat doch nichts in der Hose- markiert nur den Macker.

,,Ich bin Helena Jackson, Sir, vor kurzem erst hier her gezogen", antworte ich mit fester Stimme und setze einen verängstigten Blick auf. Bin ich eigentlich glaubwürdig?

,,Ich habe dich noch nie hier gesehen"
Ich runzle die Stirn. ,,Das könnte auch daran liegen, dass ich wie gesagt erst vor kurzem hier her gezogen bin"

Der Kerl kneift die Augen zusammen. ,,Du bist ganz schön frech"

,,Emely, treibs nicht zu weit", sagt Steve ruhig in mein Ohr. ,,Tut mir leid, Sir. Das kommt nicht wieder vor", sage ich schnell und senke meinen Kopf ein wenig. Oh man, ich würde alles dafür geben, um jetzt abkotzen zu können.

,,Nun gut", sagt der Mann und erhebt sich, um nach vorne zu laufen. ,,Woher kommst du?"- ,,Aus Kansas, Sir."- ,,Kansas... ziemlich große Bildungslücke" Toll und was antworte ich dem Idioten jetzt darauf? Wenn Sie meinen? Oh Gott, der Commander würde mich töten. Ich entscheide mich für ein leichtes Lächeln.

Skeptisch sieht der Mann mich an. Dann legt sich ein fieses Grinsen auf seine Lippen. ,,Testen wir dich mal. An die Tafel! Ich hoffe ihr hattet schon Gleichungen"

Du Arschloch hoffst gleich garnichts mehr, denke ich mir und gehe vor an die Tafel.

,,Also, dann rechne mal diese Aufgabe hier aus", meint der Lehrer und schreibt eine Gleichung an. Pah, das ist Stoff, den ich schon mit dreizehn im Schlaf beherrscht habe. Denkt der echt, ich bin so blöd? Oder sind das nur die anderen hier in der Klasse?

In weniger als fünf Sekunden habe ich die Gleichung gelöst und es währenddessen noch der Klasse erklärt. Ich drehe mich zum Lehrer und strahle ihn zuckersüß an. ,,War das in Ordnung, Sir?"- ,,Mister Beck ist mein Name. Setz dich Hannah"- ,,Helena", mein Gott, das konnte sogar ich mir merken! ,,Mir egal", murmelt er und deutet mir an, mich zu setzen.

So ein arrogantes Arschloch.

***

,,Was wird denn das?", ich schrecke hoch und sehe Lou Grover vor mir, der in der Tür zu Commander McGarretts Büro, in dem ich sitze, steht und mich skeptisch ansieht. Ich schaue von ihm auf meine Unterlagen.

,,Ehm... ich mache meine Hausaufgaben, wieso?"- ,,Als ob du wirklich Hausaufgaben machst..."- ,,Sir, ich bin doch Undercover in dieser Schule. Dann sollte ich auch meine Aufgaben machen, um nicht aufzufallen"

Lou hebt eine Augenbraue. ,,Wegen mir, tu dir das hier an.", meint er dann und will zum Gehen ansetzen, als er sich wieder umdreht.

,,Okay, zwei Dinge noch. Erstens: Ich bin Lou, nicht Sir. Du bist mir zum Siezen viel zu sympathisch. Zweitens...", er macht eine kurze Pause und ich sehe ihn gespannt an. ,,... wirklich sehr gute Arbeit, die du da heute und auch allgemein geleistet hast"

Ich lächle glücklich. ,,Vielen Dank, Si... eh... Lou"
Er nickt mir zu und dann fällt ihm wahrscheinlich etwas ein. ,,Ach ja... und vom Commander auch. Er sagt sowas nicht oft, aber er ist dir wirklich dankbar"

Mit einem leichten Lächeln nicke ich und beuge mich wieder über die langweiligen Seiten des Schulbuches, dessen Aufgabenstellungen wie Kindergartengeschichten klingen.

***

Wer mag Lou auch so sehr wie ich? :)

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