Emely
,,Emely, lass die Augen zu, ich steche sie dir noch aus, wenn du nicht ruhig bleibst!", ermahnt mich Kono schon zum gefühlt tausendsten Mal.
Ich hasse Schminke. Warum benötigt man sowas überhaupt. Im Ernst, ich sehe bestimmt aus wie ein Papagei! ,,Kono, wann bist du eigentlich mal fertig. Wir sitzen hier schon seit einer halben Stunde!"- ,,Tja, ein gutes Ergebnis braucht eben seine Zeit."- ,,Hätte ich nicht ungeschminkt gehen können?"- ,,Du gehst auf eine Party?!"- ,,Im Ernst. Ein bisschen Wimperntusche hätte auch gereicht, aber du benutzt ja mehr Farben, als der Regenbogen hat, für mein Gesicht. Sieht man überhaupt noch was von mir?"
Kono rollt die Augen und sieht mich genervt an. ,,Emely, Du siehst toll aus. Und ja, jetzt bin ich fertig. Sieh dich im Spiegel an"
Ich drehe mich zum Spiegel und schaue in mein Gesicht. Okay, ich muss zugeben, dass es gut aussieht. Kono hat mir einen sanften rosafarbigen, nudelook auf die Augen gemalt und sie mit einem kleinen Eyelinerwing hervorgehoben. Meine Wangenknochen hat sie hell contouriert und mit Rouge und Highlighter verziert. Alles in allem nicht zu viel und nicht zu wenig. Trotzdem hätte es weniger auch getan- wie widersprüchig.
,,Gefällt's dir?", fragt Kono vorsichtig. ,,Ja, es ist wirklich schön geworden, danke Kono", antworte ich und schenke ihr durch den Spiegel ein warmes Lächeln. ,,Super!", dann noch schnell die Haare. Ich reiße meine Augen auf. ,,Wie?"- ,,Na, deine Haare müssen auch gemacht werden. Keine Sorge, das dauert nicht lange."- ,,Das hast du vor dem Schminken auch gesagt"
Kono rollt wieder die Augen. ,,Setz dich einfach"- ,,Na gut". Diesmal hat Kono ihr Wort gehalten und legt nach zehn Minuten alles weg. ,,So fertig."
Wieder drehe ich mich um. Meine Haare hat Kono zu einem Hohen Zopf gebunden, ein paar Strähnchen rausgelassen und alles angewellt.
,,Wow, das sieht echt cool aus", staune ich und will meine Haare anfassen, da klatscht Kono meine Hand weg. ,,Ah- nicht anfassen!"- ,,Au... sorry?"- ,,Fass am Besten einfach nicht rein, ich weiß nicht, wie lange das noch so aussieht. So, und jetzt ziehst du dir das Kleid an", meint die Insulanerin und streckt mir ein weißes Sommerkleid mit Spitze entgegen. Schnell schlüpfe ich rein und stelle fest, dass mir das Kleid ziemlich gut passt. Es geht bis zur Mitte meiner Oberschenkel und hat eine schöne Taille.
,,Du siehst hübsch aus", strahlt mich Kono an. ,,Komm, wir gehen zu den Anderen. Wir haben nichtmehr viel Zeit. Ich atme noch einmal tief durch und laufe dann aus Kono's Büro. Alle Blicke liegen auf mir und ich beginne, mich unwohl zu fühlen.
,,Könnt ihr das bitte lassen?"- ,,Was denn?", fragt Steve überrascht. ,,Ich meine dieses Anstarren..." Sofort blicken alle ein bisschen zur Seite und murmeln irgendwelche komischen Entschuldigungen.
,,Du siehst aber wirklich gut aus, Emely. Ich denke, Jorge wird anbeißen", meint Danny und ich nicke, obwohl ich da so meine Zweifel habe, ob ich will, dass Jorge anbeißt. Ich habe immernoch die Vermutung, dass er damit nichts zu tun hat. Oder eben nicht so, wie es die anderen denken.
,,Okay, Emely, hör gut zu", fängt Steve an und sieht zu mir. Sofort verschränke ich meine Arme und sehe ihn an. ,,Also. Da du deine Brille nicht anziehen solltest, haben wir in die Knopfleiste deines Kleids eine Kamera versteckt. Du bekommst wieder einen Stöpsel ins Ohr, wodurch wir kommunizieren können. Wichtig ist, dass du KEINEN Alkohol trinkst, verstanden?!", er sieht mich durchdringlich an. ,,Verstanden", sage ich laut und deutlich und sehe ihm fest in die Augen.
,,Gut, dann fahren wir dich mal zu Kamekona, du wirst bald abgeholt" Tief hole ich nochmal Luft und folge dann dem Lieutnant nach draußen zu seinem Auto.
***
Inzwischen ist es acht Uhr zehn und Jorge ist immernoch nicht da. Hat er mich etwa vergessen?
,,Emely, hat er mal was geschrieben? Oder dich angerufen?", höre ich Danny durch mein Ohr fragen. Ich sehe auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten. ,,Nope", antworte ich genervt und stütze meinen Arm auf den Tisch ab.,,Ey Yo. Du musst bezahlen, wenn du hier sein willst"- ,,Sorry Kamekona", antworte ich in Gedanken an den letzten Fall schnell und stehe auf. Da steigt Danny aus seinem Wagen und kommt auf mich zu. ,,Ich fahre dich, Na los."- ,,Danny, ich muss doch Jorge beobachten. Was, wenn er nicht auf der Party ist?"- ,,Das könenn wir nur rausfinden, wenn wir dort sind, komm, ich fahre dich"
Schnell steige ich in den schwarzen Camaro und schnalle mich an.
,,Wie fühlst du dich?", frägt mich Danny und sieht mich an. ,,Die anderen können mithören, das ist komisch"- ,,Nein, ich habe uns auf stumm geschaltet... komm schon, du siehst unglücklich aus."- ,,Ich?"- ,,Ja, du"- ,,Das bildest du dir ein. Mir geht's gut... wirklich!"- ,,Aber dich bedrückt etwas.". Ich sehe zum Fenster hinaus. Palmen schießen an uns vorbei. Er wird keine Ruhe geben. ,,Naja... Ich habe das Gefühl, dass Jorge ziemlich unschuldig ist"- ,,Wieso das?", Danny sieht mich leicht an, aber schaut dennoch auf die Straße. ,,Er ist so nett und unschuldig. Er sieht nicht aus, als würde er irgendwelche Morde planen, oder mit seinem Mörderdad unter einer Decke stecken. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass wir den falschen Jagen"
Danny nickt und biegt auf die Ausfahrt ab. ,,Hör mal, du hast da jetzt gleich im Seven's, die ganze Stufe. Irgendwas könnte auffällig sein. Halte einfach die Augen offen"- ,,Mache ich", sage ich, als wir vor dem Seven's Vorfahren. Ich steige aus. ,,Danke, Danny" Er lächelt mir noch zu und fährt dann wieder los.
DU LIEST GERADE
Who are you? #HerbstAward19
FanfictionEine Schießerei, zwei Festnahmen, drei Tote. Ein Mädchen, das Fotos schießt, davon rennt und festgenommen wird. Aber wer ist sie und was ist ihr Geheimnis, das die anderen so misstrauisch macht? Leseprobe: »So, dass sie nur noch schwer atmen kann...