20.| Entführt

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Emely

Schnell laufe ich aus dem Raum und wische mir währenddessen meine Tränen aus dem Gesicht. Das hätte niemals passieren dürfen! Wie konnte es nur jemals so weit kommen? Wie konnte ich es zulassen, dass sich Five-0 so in diesen Fall reinsteigert? Wie konnte ich nur?

Ich hätte die Taskforce einfach in Ruhe lassen sollen, ihren Job machen lassen, aber nein, ich musste ja zu ihnen gehen. Ich war diejenige, die ihnen Hilfe angeboten hatte. Ich bin daran Schuld, dass es jetzt ist, wie es ist. Wobei...

Hätte Steve es nicht irgendwann selbst herausgefunden? Irgendwann wäre die Wahrheit doch ans Licht gekommen. Wenn nicht durch Five-0, dann durch irgendjemand anderes.

Hinter mir höre ich Steve immer wieder meinen Namen schreien, was mich meine Schritte beschleunigen lässt. Ich werde immer schneller und weine immer mehr, sodass ich nicht bemerke, dass ein Van neben mir hält und die Tür aufgeht. Ich werde an beiden Armen gepackt und reiße meine Augen auf. Ich will schreien, doch irgendetwas feuchtes wird mir auf den Mund gelegt. Chlorophom.

Ich spüre, wie ich vollends in den Van gezogen werde, welcher sofort wieder anfährt. Ich höre Schüsse und halte meine Luft weiterhin an. Bald kann ich nicht mehr. Meine Reserven sind aus. Ich habe alle Luft für das Schreien aufgegeben.

Doch was wäre besser? Noch weiterhin die Luft anhalten und ersticken, oder in Ohnmacht fallen und nachher wieder entführt aufwachen? Ich lasse meinen Willen nicht los und halte meinen Atem. Vor meinen Augen bilden sich schwarze Flecken und ich schließe sie.

Luft. Ich brauche Luft. Diese ganzen Wissenschaftler hatten Recht, dass man sich nicht nur durchs Luft anhalten ersticken kann. Scheiß Reflexe!

,,Warum fällt sie nicht weg?", fragt irgendjemand neben, über oder unter mir. Ich kann es nicht sagen, denn ich hole tief die von meiner brennenden Lunge benötigte Luft, sauge den ekelhaft riechenden Stoff ein und trete sofort weg. Das einzige, was ich noch höre, ist ,,Wir haben sie".

Fickt euch.

***

Ich wache auf. Das Licht ist getrübt, irgendwo müssen Fenster sein. Was ist los? Ich wurde entführt. Ich sehe mich um. Mein Kopf ist schwer wie Blei und ich gebe ein leichtes Stöhnen von mir. Ich sitze gefesselt auf einem Boden. Mein rechter Arm ist in einer Handschelle über meinem Kopf.

,,Ahh, sie ist wach!", höre ich da eine erfreute Stimme. ,,Na dann schmeißen wir mal Skype an."

Ein Mann, etwa mitte dreißig, braun gebrannt und dunkel gekleidet kommt auf mich zugelaufen. Vor mir steht ein Stativ. Darauf befestigt er ein großes Handy. Das Licht des Geräts reflektiert auf seiner Jacke wider und ich erkenne, dass er Skype öffnet.

,,Der Commander freut sich bestimmt, dich in diesem Zustand zu sehen". Er dreht das Handy in meine Richtung und öffnet die Innenkamera, sodass ich alles sehen kann. Charmant von ihm. Er wählt eine Nummer und keine fünf Sekunden später sehe ich Chin's Gesicht.

,,Emely!", ruft er. ,,Five-0, kommt schnell her!"

Ich bin müde. Meine Augenlider sind schwer. Trotzdem versuche ich, sie aufzuhalten und das Geschehen zu beobachten.

Ich sehe Steve, Danny, Kono und Chin. Dann auch noch Lou. Noch nie war ich so froh, sie zu sehen. ,,Leute", krächze ich, was in einem Hustanfall endet. ,,Emely", startet Steve ,,Wie geht es dir?!"

,,Noch geht es ihr super toll", sagt da der Typ und tritt vor die Kamera. ,,Und genau deshalb rufe ich an. Ich will, dass ihr seht, wie sie leidet. Alle miteinander".

,,Rico", ich muss husten ,,Garcias!", rufe ich, so gut es geht, als ich ihn erkenne. ,,Richtig, kleines. Du kannst mich auch deinen schlimmsten Albtraum nennen, wenn du willst. Denn genau das werde ich jetzt sein"

Angewidert sehe ich ihn an, bis mir etwas auffällt. Kann man das Handy denn nicht Orten? Aber Chin hätte es längst versucht, er macht diese Arbeit seit Jahren.

,,Was wollen sie tun?"- ,,Foltern, wie gesagt", er tritt ganz nah an mich heran und ich kann seinen Atem riechen. Eklig.

,,Rico, was auch immer Sie Vorhaben, wir können darüber reden!", höre ich da die feste Stimme von Steve. Reden? Ernsthaft, Commander?! Das ist das einzige, was er vor hat? ,,Pah, reden. Ich will ihr nur wehtun, nicht reden.", sagt der Mörder meiner Mutter und zückt ein Messer. Nein. ,,Nein! Tun Sie das nicht!"

Doch der Kerl hat kein Erbarmen. Er nimmt mein Gesicht in die Hände, setzt and der linken Schläfe an und zieht durch. ,,NEIN! CHIN, UNTERNIMM WAS!". War das Danny? Ich knalle zurück gegen die Wand, spüre das Blut hinunterrinnen. Es zieht, tut weh, fühlt sich an, als würde mein Gesicht noch mehr aufreißen, obwohl das Messer längst entfernt war.

,,Was wollen Sie, Rico? Sagen Sie es, aber lassen Sie Emely!"- ,,Ich will kein Geld, oder Drogen! Genugtuung will ich. Es geht mir um nichts, nur um die Befriedigung! Ich will die Menschen leiden sehen! Besonders jetzt. Ich habe ihre Mutter getötet, jetzt ist sie dran! Hätte ich nur früher gewusst, das es unglaublich zufriedenstellend ist, gleich ganze Familien auszulöschen!"

Ich schaue in die Kamera, atme schnell. Fuck, das tut weh! Kono und Lou sind weg. Nurnoch Chin, Danny und Steve stehen da.

,,Sie wollen mich also töten?", Frage ich ruhig aber laut. ,,Wenn ich genug von dir habe, ja." Na das ist ja mal 'ne Antwort, mit der man leben kann.

,,Rico, hören Sie mir zu", Steve tritt nah an die Kamera, sodass man nurnoch ihn sehen kann. Er sieht besorgt zu mir, dann wütend zu ihm. ,,Wenn Sie sie töten, dann glauben Sie mir, ich werde Sie jagen. Bis ans Ende dieser Welt und wieder zurück. Und wenn ich Sie habe, dann erleben Sie das selbe, wie alle anderen ihrer Opfer!"- ,,Damit kann ich leben", sagt mein Entführer ruhig und sticht mir ein Messer in den Oberschenkel.

Laut schreie ich auf, schaue hinunter. Schmerz. Das Messer, welches mein Gewebe durchtrennt, steckt bis zum Anschlag in meinem Schenkel. Ich schreie immernoch, zu groß und unerträglich ist der Schmerz. Irgendwann kann ich nicht mehr, atme nurnoch schwer. Tränen fließen mir die Wangen hinunter, Schweiß brennt in meiner Kopfwunde.

Ich vesinke im Schmerz, drohe der Ohnmacht. Doch ich kann nicht. Will nicht. Darf nicht.

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