13.| Geschichte bei Miss Everdeen

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Emely

Ich laufe zu besagtem Raum und komme davor zum Stehen. Dann sehe ich auf mein Handy. 7:45, der Unterricht beginnt erst in einer viertelstunde. Sollte ich reingehen? Nein. Ich warte auf die Lehrerin, ich habe keine Lust auf unausweichliche Fragen.

,,Emely, was wird das?", sagt Steve's Stimme in meinem Ohr. Schnell halte ich mein Handy ans Ohr, damit es so aussieht, als würde ich telefonieren. ,,Ich habe doch noch fünfzehn Minuten, was stressen Sie so?"- ,,Hast du vergessen, weshalb du hier bist?"- ,,Wie könnte ich?"- ,,Geh da rein und rede mit Jorge"- ,,Und was ist, wenn er da noch nicht drin ist?"- ,,Dann ist es eben so"

Ich beiße auf meine Lippe. ,,Nein, ich warte auf die Lehrerin, wie jeder andere neue Schüler auch. Da drinnen ist er bestimmt nicht alleine, das ist doch bescheuert! Da kann ich ja gleich sagen, dass ich hier was undercoveres mache..."- ,,Sie hat Recht, Steve. Lass sie das langsam angehen, ich denke, ihr ist bewusst was sie da tut", sagt Kono.
Danke, Schwester.

Ich kappe das Gespräch in Form von Stille ab und lehne mich gegen die Wand. Um 7:55 Kommt eine etwas ältere Frau um die Ecke und sieht mich an. ,,Du musst Helena Jackson sein, ich bin Miss Everdeen, die Geschichtslehrerin, komm gleich mit rein", begrüßt sie mich freundlich und schüttelt meine Hand. Ich begrüße Sie ebenfalls lächelnd und Folge ihr. ,,Wow, sie geht ja auch in freundlich und weniger kratzbürstig", höre ich Lou schmunzeln und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Als ich den Raum mit Miss Everdeen betrete, sehe ich in etwa vierzehn genervte und müde Gesichter, die schon- mehr liegend als sitzend- an ihren Plätzen sind.

,,Guten Morgen, Leute. Das hier", sie zeigt auf mich ,,ist Helena Jackson. Stell dich doch vor"

Oh nein, bitte nicht. ,,Okay, Hi. Also ich bin Helena und komme eigentlich aus Kansas,  bin aber vor kurzem mit meinem dad hierher gezogen. Noch Fragen?"

Ein blonder Junge mit schmierigem Grinsen im Gesicht meldet sich. ,,Eh ja?", nehme ich ihn verwirrt dran. ,,Haste 'nen Freund, Schnecke?"

,,Mister Simmons!", Flucht die Lehrerin.

,,Nein", antworte ich ruhig. ,,Aber keine Sorge, von so einem widerlichen Spasten wie dir würde ich mich in meinen schlimmsten Träumen nicht flachlegen lassen und ich bin mir sicher, ich bin da nicht alleine. Also viel Spaß noch mit deiner rechten Hand", seufze ich und begebe mich auf einen Platz in der dritten Reihe.

,,Gib' ihr 'ne Marke, na los, McGarrett", höre ich da Lou in meinem Ohr sagen und muss grinsen. Dieser Mann ist einfach nur cool.

Schräg vor mir im perfekten Winkel sitzt Jorge DiBella. Bingo, jetzt kann ich ihn durchgehend beobachten. ,,Emely?", flüstert es in meinem Ohr. ,,Ja heißt Kopf nach rechts und nein Kopf nach links, Okay?", fragt Steve.

Leicht drehe ich meinen Kopf nach rechts und dann wieder nach vorne. ,,Gut. Siehst du Jorge?"
Toll. Soll ich jetzt ja sagen, oder einfach auf ihn zeigen? Ich entscheide mich fürs erste und drehe meinen Kopf wieder kurz nach rechts. ,,Okay, dreh' deinen Kopf zu ihm"

Ich befolge seine Anweisung und richte meinen Kopf auf Jorge. Hoffentlich beobachtet mich keiner...

,,Der im schwarzen Shirt und dem Kopfhörer im Ohr?"- ich richte meinen Kopf leicht nach rechts und sehe an die Tafel um gleichzeitig ein wenig der Geschichte des zweiten Weltkriegs zu folgen.

,,Okay, beobachten. Und melde dich ein bisschen, damit du nicht so auffällst"
Ich antworte nicht, weil er weiß, dass ich nicht protestieren würde und höre Miss Everdeen zu.

Steve

Wir verfolgen das Geschehen im Unterricht und ich lehne mich zurück. ,,Jetzt müssen wir warten", ich schalte unser Mikro auf Stumm und sehe Chin an.

,,Ich war heute morgen bei Emely" Chin sieht mich verwirrt an. ,,Wie bei ihr?"- ,,Naja, ich habe mir gestern ihren Zweitschlüssel stibizt und bin da heute Morgen vor ihrem Wecker rein"

,,Steve?", fragt Danny ruhig und dreht sich zu mir. ,,Du bist ein kranker Perversling", dann dreht er sich wieder weg und ließt in seinem Buch weiter.

Ich rolle die Augen. ,,Ich hab da nichts perverses oder so gemacht, mein Gott. Ich habe lediglich Kaffee mit ein wenig Butter gemacht"
Danny sieht wieder auf. ,,Oh man, Steve. Jetzt vergiftest du sie auch noch mit dem Zeug!"

,,Wenn das nur mal so gewesen wäre", antworte ich. ,,Sie hat den Kaffee getrunken, als wäre es wie jeden Morgen. Ich kenne alle Reaktionen von euch auf Kaffee mit Butter und selbst Chin hat es wieder ausgespuckt. Emely hat nicht mal mit der Wimper gezuckt"

,,Vielleicht kennt sie das einfach nur aus dem Internet? "- ,,Das glaubst du doch selbst nicht"- ,,Steve, du steigerst dich da rein, ich bin mir sicher, es gibt dafür logische Erklärungen...", antwortet Kono. ,,Ich habe letztens von Max gehört, dass viele Hochbegabte Menschen Kaffe mit Butter trinken, um die Gehirnzellen nicht zu unterlasten. Viele Ärzte können das bestimmt bestätigen"
Ich schnaube auf und trage nichts mehr dazu bei.

Emely

Seit geschlagenen fünfundzwanzig Minuten sitze ich nun in diesem Unterricht und höre zu, wie diese komischen unterbelichteten Menschen versuchen, das Verhalten Hitlers zu deuten.
Da gibt es nichts zu deuten, meine Güte. Es war einfach nur Scheiße, klar? Leider kann ich das nicht sagen. Das wäre ein bisschen too much für den ersten Tag.

Jorge hat noch garnichts zum Unterricht beigetragen, was die Lehrerin anscheinend nicht wundert, denn sie sieht ihn auch nicht so an, wie mich, wenn sie eine Frage stellt und versucht, mich zum Reden zu motivieren.

,,Helena, was ist deine Meinung dazu?", fragt mich Miss Everdeen.
Scheiße.
,,Tut mir leid, könnten Sie vielleicht Ihre Frage wiederholen?", Frage ich freundlich und höre Lou in meinem Ohr lachen. Man, ich mag den Kerl.

Die Lehrerin lächelt mich warm an. ,,Natürlich. Aber pass bitte besser auf", ich nicke. ,,Also. Denkst du, man hätte dem Weltkrieg ausweichen können?"

Ich zucke die Schultern. ,,Nein. Wenn es nicht Hitler gewesen wäre, der das ganze gestartet hätte, dann wäre es jemand anderes gewesen. Wir haben ja alle gesehen, wie viele Anhänger er hatte. Dann wäre es vielleicht später passiert, aber ich bin mir sicher, es wäre geschehen"

Miss Everdeen sieht mich beeindruckt an. ,,Wow, das war eine ehrliche Meinung, wirklich gut, Helena, melde dich doch öfter" Freundlich nicke ich- in der Hoffnung, dass sie mich jetzt in Ruhe lässt.

Ich zerbreche mir hier lieber den Kopf darüber, wie ich an Jorge rankomme.
Dann habe ich eine Idee. Sie ist dumm. Aber es ist eine Idee.

***

A Kommentar a day keeps the... eh... I don't know away

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