9.| Entschuldigung

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Danny

Im Wagen ist es still. Steve sieht mit zusammengekniffenen Augen auf die Straße. Eine tiefe Furche hat sich auf seiner Stirn gebildet. Er scheint ziemlich wütend zu sein. Ich habe keine Lust, mich jetzt noch mit ihm zu streiten, deshalb sage ich auch nichts und lasse ihn seine Wut in Form von 150 km/h auslassen.

Mit beiden Händen kralle ich mich in das Sitzpolster und checke davor noch, ob ich auch wirklich angeschnallt bin.

Halb schwitzend sehe ich auf das Tacho. Die Zahl wächst immer schneller. Wir fahren an einem Schild vorbei, auf dem die Maximalgeschwindigkeit 90 km/h anzeigt. Steve fährt ganze 90 km/h zu viel. Hallelujah, alle Götter da oben. Bitte lasst mich am Leben.

,,Steve, die Bremse ist links, wäre echt toll, wenn du die mal benutzen würdest. Ich hab zwei Kinder Zuhause!"

Steve hört nicht und sieht immer noch auf die Straße. Wenigstens guckt er dahin. Zum Glück nimmt Steve die nächste Ausfahrt, was heißt, dass er das Tempo drosseln muss.

Laut atme ich aus und schließe für einen kurzen Moment die Augen. Am Hauptquartier angekommen schnalle ich mich ab und reiße die Schlüssel aus der Zündung. ,,Den bekommst du so schnell nicht wieder, Steven!", sage ich tadelnd und steige aus.

Ich bin alleine im Hauptquartier und mache mich auf den Weg ins Büro, um schon mal den lästigen Papierkram zu erledigen, aber nicht, ohne mir vorher einen Becher Kaffee zu holen.

Ohne etwas zu befürchten betrete ich mein Büro und verschütte die Hälfte meines heißen Getränkes auf dem Fußboden.

,,Hunt! Was zum Teufel?!" Das Mädchen, dass auf dem Stuhl vor meinem Tisch sitzt und wartet, springt nun auf und sieht mich mindestens genauso erschrocken an, wie ich sie.

,,Oh Gott, ich wollte Sie nicht erschrecken, Detective!", gibt sie entschuldigend zu und rennt aus dem Büro, nur um darauf mit einer Hand voll Papiertüchern zurück zu kommen. Sie wischt schnell alles auf, was ich verwirrt und perplex mit ansehe, dann bringt sie die Tücher wieder zurück und nimmt wieder auf dem Stuhl Platz.

Ich sehe sie fragend an. ,,Kann ich Ihnen helfen, Miss Hunt?"- ,,Durchaus. Also nicht in so einer Weise, ich... ähm... Ich möchte mich entschuldigen..."

Verwirrt starre ich ihr ins Gesicht. ,,Was? Warum das denn?"- ,,Nun", beginnt sie. ,,Ich würde sagen, unsere erste Begegnung war nicht die schönste und ich möchte behaupten, das ich heute nicht die angenehmste Zeitgenossin für sie war. Ich war unglaublich frech und überhaupt nicht so, wie ich sonst bin. Und das tut mir wirklich unglaublich leid. Ich habe mich von einer völlig falschen Seite gezeigt und das war nicht in Ordnung. Können Sie mir das verzeihen?"

Verstört sehe ich das Mädchen, das vor wenigen Stunden noch auf mich losgegangen ist, an. In ihrer Stimme und ihrem Gesichtsausdruck liegt kein Funken Ironie oder Schauspielerei. Sie meint das ernst. Ich nicke, lächle ein wenig und strecke ihr dann die Hand hin. ,,Ist schon okay, mein Verhalten tut mir auch leid, ich hätte Sie nicht provozieren dürfen"

Emely nimmt meine Hand entgegen und wir schütteln sie kurz. Dann steht sie auf und will mit einem ,,Danke" aus dem Büro verschwinden.

,,Warten Sie, wo gehen Sie jetzt hin?"- ,,Nach Hause, vielleicht gehe ich noch etwas essen, mal sehen"- ,,Sie bleiben nicht hier?", ich bin verwirrt, ich dachte sie will helfen? Doch dann fällt mir Steve ein. Ich rolle die Augen. Natürlich musste der Neandertaler sie verscheuchen. So, wie gefühlt jede andere Frau in seinem Leben. ,,Ich denke, meine Hilfe wird hier weder gebraucht noch gebilligt, Detective. Deshalb halte ich es für besser, wenn ich die Profis an diese Arbeit lasse und mich zurückziehe", in ihrer Stimme schwingt etwas verletztes mit sich.

,,Angenehme Arbeit noch, Detective. Und viel Glück für diesen Fall. Soweit man das sagen kann." und schon ist das zierliche Mädchen aus dem Raum verschwunden. Ich sehe ihr noch hinterher, wie sie das Hauptquartier verlässt. Dann springe ich, wie von der Tarantel gestochen, auf und renne aus dem Büro. ,,Hunt! Warte!"

Doch sie ist weg. Fluchend laufe ich ins Büro und rufe Steve an. ,,McGarrett?", schallt es gleichgültig wie immer aus dem Hörer. ,,Steve, du rennst jetzt Emely hinterher, entschuldigst dich für dein idiotisches Verhalten und holst sie uns wieder zurück! Sie ist besser als manch anderer Polizist und sie würde uns sogar helfen. Also nimm' deinen Stock aus dem Arsch, sei keine Pussy und kümmer dich um das Kind! Los!", schreie ich zum Schluss und lege, ohne auf eine Antwort zu warten, auf.

Dem muss man auch echt alles vorkauen, denke ich schlecht gelaunt und mache mich wieder an die Arbeit.

Steve

Augenrollend lege ich auf. Danny hat manchmal echt seine Tage. Aber irgendwo hat er Recht. Wie konnte ich nur so die Kontrolle verlieren?! Sowas habe ich doch noch nie getan! Ich steige in meinen Truck und will ihn gerade anmachen, als ich Emely aus dem Hauptquartier laufen sehe. Ihr Blick ist wütend und ihre Schritte schnell. Schnell springe ich wieder aus meinem blauen Fahrzeug und renne zu Emely. ,,Hey, Emely. Warte!" 

Schnell dreht sie sich zu mir und ihre Hände ballen sich zu Fäusten. Eine typische Haltung, die man bei den SEALs lernt. Ich werde einfach nicht schlau aus diesem Mädchen.

,,Commander", begrüßt sie mich mehr oder weniger erfreut. Ihr Gesichtsausdruck scheint im ersten Moment verletzt, dann wechselt er viel zu schnell zur Gleichgültigkeit.
,,Hör mal, das was ich da vorhin getan habe, war falsch. Ich hätte dich nicht so angreifen und schon gar nicht in so eine Lage bringen sollen. Es tut mir wirklich leid." Kurz zögert sie, dann ergreift sie meine ihr dargebotene Hand. ,,Ist schon okay. Mein Verhalten war auch nicht besser"

Während meiner kleinen Rede hat sich das Mädchen vor mir sichtlich entspannt und lächelt mich jetzt sogar warm an. Bevor ich noch weiter darüber nachdenke, frage ich sie einfach.

,,Möchtest du uns bei diesem Fall zur Seite stehen und helfen?"

***

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