Kapitel 2🐺

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Leano POV

Schon im Auto rutsche ich nervös auf dem Sitz hin und her. ,,Hey Leano, das wird schon okay? Ich werde die ganze Zeit in deiner Nähe sein, genau wie Jiro gesagt hat.", er lächelte mich warm an, konzentrierte sich dann aber wieder auf die Straße. ,,Wenn du das sagt.", Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Die Fahrt über blieb es dann still, solange bis wir an einem riesigen Gebäude ankamen. Überall liefen Teenager in unserem Alter herum und unterhielten sich. ,,Na komm.", Jonah öffnete seine Tür und stieg aus dem Wagen. Ich sog noch einmal die Luft ein, dann stieg auch ich heraus und eilte an Jonahs Seite. Ich fühlte mich hier nicht wohl. Zusammen gingen wir zum Eingang und dann in die riesige Pausenhalle. ,,Hey Jonah!", ein Junge kam auf uns zu und blieb grinsend vor uns stehen. ,,Hey.", Jonah begrüßte ihn lachend dann wandte er sich mir zu. ,,Leano, dass ist Mikosch, ein Freund von mir.", erklärte er. ,,Hi.", Mikosch streckte mir die Hand entgegen, die ich nach kurzem Zögern griff und schüttelte. ,,Hi.", gab ich zurück. ,,Wie kommt es, dass du Jonah schon kennst? Wir hatten doch bis gestern noch Sommerferien.", Mikosch sah mich fragend an und ich lachte auf. ,,Ich hab keine Ahnung, wie ich das erklären soll.", gab ich dann zu. ,,Naja, dann versuche ich es eben.  Kannst dich noch an meinen Kumpel Jiro erinnern?", fragte Jonah, während wir den Gang zum Klassenraum entlanggingen. Mikosch nickte kurz. ,,Leano und Jiro sind ein Paar.", meinte Jonah locker. ,,Na dann.", Mikosch lachte mich an und dann betraten wir einen Raum mit zu vielen Menschen.
Nach den sechs Stunden Unterricht verließ ich den Raum so schnell wie es ging. Jonah folgte mir, da er meinem Mate versprochen hatte, immer in meiner Nähe zu bleiben. ,,Du willst wohl schnell nach Hause was?", er lachte und startete den Motor des Wagens. ,,Jup. Ich hab Jiro viel zu lange nicht gesehen und außerdem muss ich wissen, wie es Flo geht.", gab ich zu. ,,Kann ich verstehen.", Jonah fuhr vom Parkplatz auf die Straße, dann rauschten wir auch schon über die Wege wieder zurück ins Rudel. Als Jonah die Tür aufschloss, drang sofort ein gedämpftes Schreien an mein Ohr. ,,Jiro?", rief ich durchs Haus und keine Sekunde später trat mein Mate zusammen mit unserem Sohn auf dem Arm aus dem Wohnzimmer. ,,Da seid ihr ja wieder.", begrüßte er uns. ,,Jup.", Jonah zog die Schuhe aus und stellte sie, genau wie ich ins Regal. Dann ging ich zu Jiro und nahm ihm Flo aus dem Arm. ,,Hallo mein Schatz.", ich küsste meinen Sohn mehrfach auf den Kopf und vergrub meine Nase in seinem weichen, schwarzen Haar. ,,Papa.", Flos kleinen Hände klopften auf meine Brust und er schniefte leise. ,,Wie war der Tag mit Daddy?", fragte ich Flo. ,,Toll. Wir Papier gemacht.", erzählte er mir begeistert. ,,Hast du Daddy dabei geholfen?"
,,Ja. Und Lia auch.", er sah mich stolz an. ,,Super.", ich lächelte ihn sanft an. Lia war bei Flo Eliah. Während wir anderen ihn meist Eli nannten, fand mein kleiner Sonnenschein es doof, wenn er keinen eigenen Namen für unsere Freunde hatte. ,,Hey Baby.", Ich drehte mich um, als ich Eliahs Stimme hörte. Er kam die Treppe herunter, steuerte auf seinen Mate zu und zog diesen an der Hüfte zu sich, um ihn leidenschaftlich zu küssen. ,,Hab ich dir so sehr gefehlt?", murmelte Jonah gegen die Lippen seines Partners, der daraufhin nur nickte. ,,Ich hab dich auch vermisst Engel.", Jiro schlang die Arme um meinen Bauch und küsste meinen Nacken. Ich kicherte leise und lehnte mich an meinen Mate. So konnte es von mir aus für immer bleiben. ,,Papa.", machte Flo auf sich aufmerksam. ,,Ja mein Schatz?", ich lächelte ihn breit an und sah ihm in die grünbraunen Augen, die so funkelten. ,,Hunger.", wie immer, wenn er hungrig war, schob sich seinen kleine Hand in den Ausschnitt meines Shirts. ,,Na dann lasst uns was essen gehen.", Jiro lachte auf und machte sich auf den Weg in die Küche, aus der es schon die ganze Zeit köstlich roch. ,,Jungs, habt ihr etwa gekocht?", fragte Jonah ungläubig, während er das Essen auf dem Tisch musterte. ,,Naja, nicht ganz allein. Aischa hat uns geholfen. Beim ersten Mal haben wir fast die Küche abgefackelt.", gestand Eliah. ,,Na egal.", grinsend setzte ich Flo in seinen Hochstuhl, ,,Hauptsache, es schmeckt."
,,Hunger!", Flo begann herumzuzappeln und uns böse anzuschauen. ,,Du bekommst was, keine Sorge.", Jiro wuschelte ihm durch die Haare und setzte sich dann auf seinen Platz. ,,Wie war es in der Schule?", erkundigte sich Eliah, während er uns Essen auf die Teller tat. ,,Anstrengend.", seufzte Jonah. ,,Und absolut komisch.", fügte ich hinzu. ,,Hattest du Angst?", Jiro griff nach meiner Hand, die locker auf dem Tisch lag. ,,Naja etwas, aber mit der Zeit ging es. Allerdings finde ich es immer noch komisch, mit so vielen Menschen in einem Zimmer  zu sitzen und zu lernen. Mir gefällt das Schulsystem nicht.", gab ich zu. ,,Glaub mir, mit der Zeit wirst du dich dran gewöhnen.", beruhigte mich Jiro. Ich nickte leicht, dann begann ich zu essen und gleichzeitig drauf zu achten, dass Flo nicht mit dem Essen spielte. Das Essen verlief relativ ruhig und als wir fertig waren ließen wir die Sachen einfach auf dem Tisch stehen und legten uns auf die Sofas. Es würde noch mindestens zwei Stunde dauern, bis Jiros Eltern und auch die meisten anderen Erwachsenen Wölfe wieder ins Rudel kommen würden. Während ich mit dem Kopf in Jiros Schoß lag und er mir durch die Haare strich, hatte ich Flo auf meine Brust gelegt und strich ihm nun immer wieder über den Rücken. Dabei summte ich leise eine Melodie von einem Schlaflied, das mir meine Mutter früher immer vorgesungen hatte, wenn ich nicht schlafen konnte. Und bei meinem Sohn  schien dieses Lied den gleichen Effekt zu haben, wie bei mir damals, denn Flo war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen. Damit ich auch wirklich sicher war, dass er schlief, summte ich dass Lied noch etwas weiter. ,,Gott, dieses Lied macht einen ja total müde.", beschwerte sich Jonah gähnend. ,,Das ist auch der Sinn eines Schlafliedes.", Jiro lachte leise auf und sah mich liebevoll an. ,,Woher kennst du dieses Lied?", fragte Eliah mich, während er durch die Sender schaltete. Ich sog zitternd die Luft ein, bevor ich antwortete. Mir viel es immer noch schwer, über meine Vergangenheit zu reden und sobald irgendjemand meine Eltern ansprach, zog sich in meine Brust alles zusammen. ,,Meine Mutter hat mir das Lied immer vorgesungen, wenn ich nicht schlafen konnte. Dieses Lied hat sich in meinem Kopf eingebrannt, ich kann es auswendig.", erzählte ich dann. Die beiden nickten verstehend und fragten zum Glück auch nicht weiter nach. Jiros Finger hatten mittlerweile aufgehört meinen Kopf zu kraulen. Er lehnte sich einfach nur gegen die Sofalehne und zog mich etwas nach oben. Vorsichtig schob ich meine Hand unter Flos Po, die andere legte ich auf seinen Rücken, damit er nicht fallen konnte, als ich mich aufsetzte und mich mit dem Oberkörper an meinen Mate lehnte. Jiro wickelte seinen Arme um mich und küsste mich sanft auf den Kopf. ,,So, jetzt wird erst einmal Pause gemacht.", beschloss er und angelte sich die Fernbedienung aus den Händen seines Betas. ,,Hey!", Eliah beugte sich über Jonah und versuchte dem Alpha die Fernbedienung aus der Hand zu nehmen, was ihm allerdings nicht gelang, ,,Jiro, was soll das?"
,,Ich will entscheiden, was wir gucken. Deine komischen Sachen sind total langweilig.", mein Mate grinste den Beta frech an, dann schaltete er auf einen Sender, den irgendwie keiner außer er zu kenne schien und legte die Fernbedienung neben sich aufs Sofa. ,,Jonah Finger weg."; knurrt er leise. Ich hob den Kopf und stellte fest, dass Jonah versucht hatte, sich die Fernbedienung unter den Nagel zu reißen. ,,Jungs hört auf damit.", schaltete ich mich ein, als die beiden begannen, sich mit Blicken zu durchlöchern. Sie seufzten beide auf, ließen dann aber voneinander ab. Ich kuschelte mich näher an Jiro und schloss die Augen. Der Unterricht in der Schule hatte mich fertig gemacht, vor allem, weil alle wissen wollten, wer ich war und woher ich kam und woher ich Jonah kannte. Und jetzt brauchte ich Ruhe und die Ruhe die ich momentan brauchte, bekam ich nur an einem einzigen Ort auf der Welt. Bei meiner Familie.

Der letzte Erbe (BoyxBoy) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt