-Louis-
Während ich mit meiner Familie am großen Esstisch saß, dachte ich mal wieder über das vergangene Wochenende nach.
Ich stocherte seit Minuten in meinem Auflauf rum und starrte auf meinen Teller. Meine Eltern und Schwestern hatten mein komisches Verhalten wohl noch nicht bemerkt.
Ich kam einfach nicht los von dem Gedanken, dass das was am Wochenende passiert war vielleicht etwas zwischen Harry und mir verändert haben könnte. Er hatte sich mir von einer Seite gezeigt, die wahrscheinlich noch nicht viele Menschen gesehen hatten. Es machte mich etwas nervös, weil ich heute wieder Nachhilfe hatte, also auch wieder Zeit mit ihm verbringen würde... ich wusste nur noch nicht, ob ich mich freuen oder ein mulmiges Gefühl bei der Sache haben sollte.
"Louis, hör auf zu träumen und iss endlich, du musst doch noch zur Nachhilfe", riss mich meine Mutter aus meinen Gedanken.
Ich blickte auf.
Ja, die Nachhilfe.
Ich fing an zu essen und konnte ein leichtes Grinsen nicht vermeiden.
Es war bereits kurz nach vier, also packte ich mein Chemiebuch, Geldbeutel, Schlüssel und Handy in eine Tasche und lief die drei Treppen von meinem Zimmer nach unten. Ich verließ das Haus und machte mich gut gelaunt auf den Weg zur Bahn.
Nach etwa einer dreiviertel Stunde stand ich vor Harrys Haustür. Ich drückte die obere Klingel und als Harry endlich die Tür öffnete lächelte ich ihn an.
"Hey Harry", sagte ich.
"Hi, komm rein", antwortete er und trat zur Seite um mich rein zu lassen.
Als wir dann in seinem Zimmer am Schreibtisch saßen und den Stoff durchgingen verflogen nach kurzer Zeit meine anfänglichen Zweifel. Ich folgte Harrys dünnen Fingern durch mein Chemiebuch und konnte seinen Erklärungen gut folgen. Wir lachten viel und ich konnte beobachten wie Harrys Grübchen immer wieder auftauchten wenn er lachte und wieder verschwanden wenn wir wieder ernst wurden.
"Hast du alles verstanden?", fragte er mich nach einer guten Stunde.
"Ja, ich glaub schon", antwortete ich.
"Ähm, also... wegen der Sache vom Wochenende...", fing er langsam an. "Also ich wollte dir nochmal eben was dazu sagen. Erstens tuts mir Leid, dass ich dich da so mit reingezogen hab. Du hattest ja eigentlich gar nichts damit zu tun... und dann wollte ich mich halt nochmal bei dir bedanken... also es war ja nicht selbstverständlich, dass du geblieben bist", ich merkte, wie unangenehm ihm die Situation schon wieder war. "Ich war ja schon ziemlich betrunken", fuhr er fort. "Ähm, ja... und ich will halt nicht, dass du das jetzt irgendwie falsch verstehst. Ich weiß auch gerade gar nicht so richtig, was ich dir eigentlich sagen will...", er lachte kurz leise auf, "Also ich meine... ich habe dich nicht einfach nur so gebeten da zu bleiben. Ich weiß gar nicht wie ich das ausdrücken soll, ohne das das irgendwie falsch rüber kommt. Also ich mag dich halt schon irgendwie ganz gern und... ich habe dir in diesem einen Moment einfach vertraut. Ich denke wir sind halt schon irgendwie sowas wie Freunde, oder?"
Unsicher fuhr er sich durch seine braunen Locken und schaute mich an.
Ich lächelte überrascht. Sowas hatte ich jetzt nicht erwartet.
"Ja, also... dass du mich da mit rein gezogen hast, wie du es nennst, ist wirklich nicht schlimm. Ich bin froh, dass wir uns so ein bisschen besser kennen lernen konnten. Wir sind ja durch dieses Wochenende wirklich irgendwie sowas wie Freunde geworden."
Etwas erleichtert atmete Harry aus und verzog seine Lippen zu einem Grinsen, wodurch seine weißen Zähne sichtbar wurden. Ihm fiel eine Haarsträhne in die Stirn.
Ich hob meine Hand um sie ihm aus dem Gesicht zu streichen, doch im gleichen Moment fiel mir auf, wie seltsam das wäre... also klopfte ich ihm schnell auf die Schulter.
"Wir sehen uns dann nächste Woche", sagte ich und lächelte, etwas erschrocken von dem Gedanken, was ich da gerade fast gemacht hätte.
"Alles klar, ich bring dich eben noch zur Tür." Seine grünen Augen fokussierten mich, als hätte er mich durchschaut. Schnell zog ich meine Hand von seiner Schulter und drehte mich um, um das Zimmer zu verlassen.
Mein Magen drehte sich. DAS war echt seltsam.
Erst als ich schon im unteren Flur stand fiel mir auf, dass ich meinen Tasche vergessen hatte.
"Oh Mist, ich hab meinen Tasche in deinem Zimmer liegen lassen", sagte ich.
"Kein Problem, ich hol sie eben, warte kurz", meinte Harry und ich sah ihm nach wie er schnell die Treppe hoch lief.
Wenige Sekunden später kam er wieder, mit meiner Tasche in der Hand. Er gab sie mir und grinste mich an.
"Gib mir mal eben noch deine Nummer, dann können wir ausmachen, wann wir uns das nächste Mal treffen", sagte er, während er umständlich sein Handy aus der Hosentasche zog.
Ich tippte meine Nummer in sein Handy und gab es ihm wieder, wobei er zufällig meine Finger berührte.
"Alles klar, ich melde mich dann bei dir", sagte er.
Ich nickte und verabschiedete mich. Dann verließ ich sein Haus und ging den schmalen Weg zur Straße entlang.
Als ich mich nochmal unsicher umdrehte stand Harry immer noch in der Tür und lächelte mir kurz zu. Ich lächelte zurück und hoffte, dass Harry nicht mehr sehen konnte wie ich leicht rot wurde. Ich hatte ein seltsames Gefühl im Bauch.
Einerseits war mir das Ganze schrecklich peinlich und unangenehm, zum Beispiel der Moment in dem Harry meine Finger berührt hatte... Andererseits war ich total glücklich und konnte nicht aufhören zu grinsen.
Was war denn mit mir los?
Spät in der Nacht lag ich wach in meinem Bett und konnte nicht schlafen. Ich fand einfach keine Ruhe.
Soll ich Zayn deshalb wirklich noch anrufen?
Ohne groß weiter darüber nachzudenken nahm ich mein Handy vom Nachttisch und wählte die Nummer meines besten Freundes.
"Was gibts, Lou?", meldete er sich nach wenigen Sekunden.
"Hey Zayn, ähm... hast du vielleicht morgen Zeit? Ich muss da was mit dir bereden."
"Ja klar, denke schon. Aber erst abends, ich bin vorher noch verabredet. Worum gehts denn?", fragte er.
"Naja, also ich...", fing ich an, ohne selber wirklich zu wissen worüber ich mit ihm reden wollte. "Ich glaub es ist wirklich besser, wenn wir da morgen drüber reden, okay?"
"Hm, ja okay. Ich geh dann jetzt schlafen. Gute Nacht."
"Alles klar, gute Nacht", antwortete ich und legte auf.
Bevor ich das Handy wieder auf meinen Nachttisch legte, schloss ich es noch an mein Ladekabel an. Ich schaltete das Licht aus und drehte mich auf die Seite.
In dieser Nacht lag ich noch lange wach. Nachdem ich doch irgendwann zur Ruhe gekommen war schlief ich mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Ich war schon lange nicht mehr so glücklich gewesen wie nach diesem Tag, ich war mir nur noch nicht ganz sicher warum das so war...
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I will never stop choosing You - Larry Stylinson
FanfictionHarry hat sich gerade von seiner Freundin getrennt als er auf Louis trifft. Diese Begegnung stellt das Leben der beiden komplett auf den Kopf. Sie entwickeln Gefühle füreinander, doch bevor Harry sich entscheiden kann, was er wirklich will, zieht Lo...