Kapitel 17

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-Harry-

Ein paar Tage später stand Niall wieder vor meiner Tür.

"Kann man wieder mit dir reden oder soll ich gehen?", sagte er zur Begrüßung und ich bat ihn herein.

Wir gingen in mein Zimmer und ich schloss die Tür hinter uns ab. Nach dem letzten Mal war ich, egal in welcher Situation ich auch stecken sollte, nicht mehr allzu scharf auf ungeplante Besucher.

"So, kannst du mir mal bitte erklären, was da letztens abgegangen ist?", begann Niall das Gespräch und schaute mich ernst an.

"Ja, also zuerst mal sorry, dass ich dich rausgeworfen habe. Das sollte nicht so...", ließ ich den Satz ausklingen und schaute zu Boden. Ich konnte nicht mal meine Sätze ordentlich beenden, da ich nicht wusste, was ich sagen sollte.

"Ist schon okay. Was ich eigentlich wissen will ist warum du Louis wie Scheiße behandelt hast", erklärte Niall mit einem vorwurfsvollen Ton in der Stimme.

Ich schaute ihn mit großen Augen an. Damit hatte ich nicht gerechnet.

"Ja, ich meine, du tust so als wär da nichts, stehst nicht dazu, dass ihr was miteinander habt, schmeißt ihn dann auch noch raus UND das, wenn ich das richtig mitbekommen habe, zum zweiten Mal."

Wieder wusste ich nicht, was ich sagen sollte und schaute abwechselnd von meinen Händen auf den Boden. Nialls ermahnender Blick schüchterte mich ein und ich fühlte mich wie ein kleines Kind.

Ich schämte mich und war mir bewusst, dass Niall und Louis vollkommen Recht hatten. Ich war ein Arsch und ein Feigling.

"Harry", sprach Niall mich erneut an.

"Hm?", gab ich von mir und schaute ihm in die Augen.

"Ich bin dein Freund und deshalb muss ich dir sowas sagen", fuhr er fort.

"Ja...", brummte ich zur Antwort und schaute wieder an mir herunter.

Wie ein kleines Kind...

"Hatte ich also Recht damit, dass zwischen euch was läuft?", fragte Niall forschend und schaute mich durchdringend an.

Ich kann das nicht...

"Harry?", fragte Niall erneut.

Ich kann das nicht!!

"Hallo?", wiederholte Niall und fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum.

Mit gesenktem Blick schüttelte ich den Kopf, sprang auf und wollte aus dem Zimmer laufen, als Niall ebenfalls aufsprang und mich festhielt.

"Harry! Was ist denn bloß mit dir los??", rief er besorgt und hielt mich am Arm fest.

"ICH WEIß ES DOCH AUCH NICHT!!", brüllte ich ihm entgegen und riss mich von ihm los, blieb jedoch vor ihm stehen.

Ich war wütend. Wütend auf Niall, auf Louis, auf die ganze Welt... auf MICH.

Was war denn bitte mein Problem? Wieso konnte ich nicht einfach dazu stehen einen Jungen zu mögen und mit einem Jungen geschlafen zu haben und diesen Jungen am liebsten 24 Stunden am Tag zu küssen? Wieso nicht?!

"Ich...ich...", meine Stimme brach und ich fing an zu schluchzen.

Niall nahm mich augenblicklich in den Arm und drückte mich an sich. Sanft streichelte er mir über den Rücken, um mich zu beruhigen. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter und schlang meine Arme noch fester um Nialls Körper.

"Ich habe Louis verloren", murmelte ich in Nialls T-Shirt und fing darauf noch stärker an zu schluchzen.

"Shhh, shh. Beruhig dich, Harry", sprach mir Niall zu, doch es half nicht wirklich.

"Er hasst mich und das aus gutem Grund", brachte ich stockend heraus und ließ von Niall ab.

"Du hättest mal sehen sollen wie er mich angeguckt hat", ergänzte ich und spürte wie mir die Tränen kamen.

"Du hast ihn sehr verletzt, Harry", erinnerte mich Niall und wieder hörte ich ganz deutlich den Vorwurf in seiner Stimme.

"Das weiß ich doch! Wie könnte man auch nicht verletzt sein, wenn du mit einer Person geschlafen hast und diese dich danach sofort weg schickt?", flüsterte ich die letzten Worte und wischte mir die Tränen aus den Augen.

Niall sagte nichts und hörte mir nur aufmerksam zu.

"Ja. Ich habe mit ihm geschlafen und ihn dann weg geschickt, weil... ich weiß nicht mal wieso!!!"

"Weil du mir nicht sagen konntest, dass du einen Jungen liebst", beendete Niall meinen Satz.

"Ich weiß nicht, ob ich ihn liebe...", widersprach ich ihm und fasste mir an den Kopf.

"Das ist jetzt auch nicht so wichtig. Es geht darum, dass du anscheinend mit Louis geschlafen hast und nicht dazu in der Lage warst auch ehrlich dazu zu stehen, denn du hast mir zugesagt, weil du nicht erklären wolltest, warum du eigentlich keine Zeit hattest, nämlich weil Louis neben dir im Bett lag", sagte Niall mehr wie eine Frage gestellt.

"Ich wusste nicht, wie ich das erklären sollte", gab ich ehrlich zu.

"So wie es ist", beantwortete Niall meine indirekte Frage.

"Wie ist es denn? Ich weiß doch gar nicht was das ist...?", erwiderte ich verzweifelt und fuhr mir durch die völlig zerzausten Haare.

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Am späten Abend lag ich auf dem Sofa und schaute einen Film. Ich wurde müde und entschloss mich den Fernseher auszuschalten und einfach auf dem Sofa zu schlafen.

Nach geraumer Zeit lag ich noch immer da und war hellwach. So viele Gedanken jagten durch meinen Kopf und ließen mich nicht zur Ruhe kommen.

Was ist das mit Louis?

Was will ich überhaupt von ihm?

Die Antworten darauf waren eigentlich einfach:

Es ist völlig egal, da es jetzt eh vorbei ist!

Bei diesem Gedanken stiegen mir wieder Tränen in die Augen.

Einer Sache wurde ich mir jetzt bewusst: Ich wollte Louis nicht gehen lassen.

I will never stop choosing You - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt