Part 11

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Lilly POV

Super, Marco wollte mich vor versammelter Mannschaft küssen. Ich wusste genau, dass Erik uns zusehen würde und in mir kamen auf einmal all die schönen Erinnerungen mit ihm wieder hoch. Ich kann Marco einfach nicht mehr küssen, schon gar nicht vor allen Leuten. Eigentlich wussten von unserer „Freundschaft mit gewissen Vorzügen" nur Mario und Marie, doch in den letzten Wochen wurde es dann doch für alle ziemlich deutlich, was zwischen uns lief. Und das eben wurde mir zu viel. Ich musste weg. Weg von meiner Geburtstagsfeier, raus aus dem Club und weg von allen. Ich brauchte einfach mal Ruhe und Zeit für mich. Leider habe ich dabei nicht bedacht, dass wir bereits Anfang Dezember haben und ich natürlich keine Jacke dabei hab. Wofür auch? Direkt vom Auto kann ich ohne lästiges Warten in der Menschenschlange direkt in den Club...dummes Mädchen, Lilly.

In einem nahegelegenen Park setze ich mich auf eine Bank. Der Himmel ist sternenklar. Der Mond erhellt einen kleinen Teich im Park, den ich einfach nur anstarre, während mir tausend Gedanken durch den Kopf gehen. Wieso lass ich den Kuss nicht zu? Besser gesagt: Wieso KANN ich den Kuss nicht zulassen? Ich dachte doch, dass mit Erik ist durch. Er meldet sich nicht, das sagt alles. Wieso ist er aber dann auf einmal heute auf meiner Geburtstagsparty aufgetaucht? Ich bemerkte, wie sich meine Augen langsam wässerten und mir einzelne Tränen die Wangen herunterkullerten. Wahrscheinlich wollte ich es bis hierhin nicht einsehen, aber dieser Junge hat mir den Kopf verdreht. Sogar mehr als das. Ich konnte noch nicht einmal mehr die Nähe eines anderen zulassen, weil mir nur der eine durch den Kopf ging. Schöne Scheisse. Vielen Dank an den Jungen mit seinen immer strahlend blauen Augen, den roten Wangen, dem unbeschreiblich ansteckendem Lachen und dem unwiderstehlichen Geruch. Vielen Dank, dass du mir die Nähe zu meinem „wir-sind-nur-beste-Freunde"-Freund Marco unmöglich machst, weil ich mich nur noch nach deinen Armen sehne.

„WAS EIN ARSCH", murmelte ich vor mich hin, als auf einmal eine Stimme neben mir erklingt.

„Wer ist ein Arsch?", fragte die Stimme vorsichtig.

Ich blickte nach oben und, dass Erik nun da neben mir stand und drauf und dran war mich mit verheultem Gesicht zu sehen, schockierte mich doch ein wenig. Schnell drehte ich mich wieder von ihm ab und zwinkerte ein paar Mal stark, weil ich so hoffe, meine verweinten Augen würden ein wenig trockener.

„Was willst DU denn hier?", schoss es aus mir heraus, als ich mich wieder in seine Richtung wendete.

„Dasselbe könnte ich dich fragen. Wer ist denn stürmend von seiner eigenen Party abgehauen?", er reichte mir daraufhin seine Jacke, „hier, dir ist doch bestimmt kalt." Ich nickte ihm langsam zu, weil er natürlich recht hatte. Es war sogar bitterkalt, aber in meinem Zustand war mir das ziemlich egal.

„Also, warum bist du weggelaufen?", er hockte sich nun vor mich und schaute mich von unten mit großen Augen an. Ich musste einmal tief schlucken. Erik merkte, dass ich nicht bereit war, mit der Sprache herauszurücken. Er stand auf, setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich. Mit dem anderen gab er mir einen Umschlag. Es war sein Geschenk.

„Hier, lies das bitte. Jetzt."

Ohne Worte nahm ich den Umschlag aus seiner Hand und öffnete ihn. Er war so fest zugeklebt, dass ich den halben Umschlag zerreißen musste aufpassen, dass der eigentliche Inhalt nicht kaputt geht. Ich holte einen Zettel heraus bzw einen gefalteten Brief, wie ich dann beim Aufklappen realisierte. Er war mit Hand geschrieben. Es war Erik's Handschrift. Ich schaute ihn fragend an und er nickte mir zustimmend zu. Ich sollte diesen Brief jetzt hier vor ihm lesen. Ich fing an, las ihn jedoch nur für mich.

„Liebe Lilly,

ich weiß, dass du denkst, ich sei ein Arschloch. Ich melde mich einfach nicht bei dir und dann tauch ich unangekündigt an deinem Geburtstag auf. Ich kann dich verstehen, dass du so denkst, aber lass mich dir bitte erklären, warum es so gekommen ist..."

Ich las weiter, Erik erklärte mir in dem Brief, dass Marco Wind von uns bekommen hat und ziemlich sauer auf Erik war. Er würde ihm die Hölle auf Erden bescheren, würde er mich nicht in Ruhe lassen. Deswegen hat er sich nicht gemeldet. Er wurde von Marco so unter Druck gesetzt, dass ihm gar keine andere Wahl blieb, als mich zu ignorieren.

„Ich hoffe, du verstehst mich jetzt. Ich will mich nicht von dir fernhalten. Du fehlst mir...", endete der Brief.

In dem Moment starrte ich ihn ungläubig an, als mir schon wieder die Tränen in den Augen standen. Sonst bin ich keine Heulsuse, schon gar nicht vor anderen Leuten. Aber das hier ist echt zu viel. Ich kann froh sein, den Brief nur für mich gelesen zu haben, sonst wäre ich ständig durch mein Schluchzen unterbrochen worden.

Erik merkte, dass mich die Sache sehr mitnahm und breitete seine starken Arme aus. Ich ließ mich mit dem Kopf auf seine Brust fallen, während er seine Arme um mich legte, fest zudrückte und sein Kinn auf meinen Kopf legte.

„Alles wird gut", flüsterte er, woraufhin ich meinen Kopf zu ihm drehte und ihm einen Kuss auf seine Lippen drückte. Ich bemerkte, wie wir beide in den Kuss hineingrinsen mussten.

In diesem Moment wurde mir klar, dass ich mich entscheiden musste. Marco kann mich nicht von dem Menschen fernhalten, für den ich etwas empfinde und das musste ich ihm klarmachen. Aber nicht jetzt. Ich wollte die Situation jetzt mit Erik genießen. Es brauchte nicht viele Worte, wir verstanden uns auch ganz ohne. Wir standen zusammen von der Bank auf, er legte seinen Arm um meine Hüfte und wir gingen auf dem Schotterweg durch den Park zurück zum Club. Allerdings gingen wir nicht mehr hinein, wir suchten nur Erik's Auto auf dem Parkplatz und fuhren stillschweigend zu seiner Wohnung. Eigentlich mochte ich diese Stille nie, aber gerade empfand ich sie als sehr angenehm. Als ich auf der Fahrt aus dem Fenster starrte, konnte ich mein Spiegelbild im Fenster sehen und ertappte mich dabei, wie mir ein Lächeln über die Lippen ging.

In Erik's Wohnung fielen wir quasi erschöpft ins Bett. Es war gewiss keine körperliche Erschöpfung, sie war mental. Ich löffelte mich in Erik, während er einen Arm um mich legte und sanft meinen Rücken küsste. Ich lächelte, als ich feststellen musste, dass das hier jetzt definitiv das schönste Geburtstagsgeschenk war.

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Hey ihr Lieben!

Ich hatte euch ja eigentlich gesagt, dass es in dem Kapitel wieder FSK 18 wird. Allerdings habe ich mich dazu entschieden, dass Kapitel zu splitten, da es sonst zu lang werden würde. Wenn ich es schaffe, kommt der neue Teil noch heute.

Jazzy xx

Friends with Benefits (Marco Reus & Erik Durm Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt