30 Jahre sind relativ

Göttliche Ankunft

„Haben wir wieder Mitteilungen von der Hydrangea 4 bekommen?" „Nein, Kapitän." Der Entdeckersektionsleiter salutierte ihm. „Irgendein Lebenszeichen?" „Derzeit nein." Steven nickte, der Entdeckersektionsleiter salutierte wieder und das Hologramm wurde beendet. Er hoffte darauf, dass auf der Erde alles passte.

Glorie genoss es. Die Krieger hatten sie den ganzen Weg zum Dorf vom Raumschiff getragen. Langsam wurde es immer dunkler, die Nacht würde bald einsetzten. Sie befanden sich auf dem Hauptpatz des Dorfes, Damon verkündete laut ihr Ankommen. „Diese Göttin hat sich entschlossen uns mit ihrer Anwesenheit zu ehren. Kommt und seht die Göttin des Ruhmes!" Es sammelten sich immer mehr Menschen, jeder wollte sie sehen. Fackeln erhellten den Platz. Ein schelmisches Grinsen lag auf ihren Lippen. In der Mitte des Platzes stand eine steinerne Bühne. „Krieger, setzt mich bitte auf der steinernen Erhöhung ab." Als sie vor der Bühne zu stehen kamen, half man ihr noch von ihren Trägern herunter. Glorie überblickte den ganzen Platz. Die Lautstärke auf dem Platz war gestiegen, jeder Dorfbewohner konnte sie nun sehen. Glorie ließ ihren Gesichtsausdruck ernst werden. Flo hatte Thea und Josua sicherlich noch nicht gefunden. Sie würde die Suche etwas erleichtern. Glorie streckte ihre Arme weit aus und ließ die Masse verstummen. Die Krieger knieten sich sofort auf den Boden und ihnen folgte die versammelte Bevölkerung des Dorfes. „Kniet, denn euch erwies diese Göttin, die Ehre durch eine göttliche Prüfung zu gehen. Ich bin nicht die erste Göttin, die dieses Dorf besucht. Zwei weitere Götter wurden zu euch geschickt, genau wie ich in menschlicher Form." Glorie konnte einige überraschte Gesichter ausmachen. „Die beiden wurden gesandt, um die Verteidigung eures Dorfes zu testen." Hoffentlich nahmen sie ihr ihre Geschichte ab. „Was sagt ihr Göttin, wie unser Dorf sich geschlagen hat?" Ein zustimmendes Raunen. „Ich allein kann und darf euch das nicht verkünden. Die beiden anderen Götter und ich müssen uns noch beraten. Das ist kein einfach zu beurteilendes Thema." Ihre Geschichte schien der Masse sinnvoll zu erscheinen. „Würdet ihr mich bitte zu euren Gefangenen führen?" Thea und Josua mussten hier sein. Flo hatte wahrscheinlich schon bemerkt, dass sie sich nicht am Schiff befand. Es war stockfinster draußen. Sie würde noch mehr Zeit schinden können. Schließlich brauchte auch sie als Göttin ihren Schlaf. Glorie wurde in ein großes Haus getragen. Ein Holzhaus mit Lehmwänden. Die Bewohner des Dorfes folgten ihnen. Sie wurde auf einem Fell-Teppich wieder auf den Boden gestellt. „Bringt mir all eure Gefangenen!" Die Krieger machten sich sofort auf den Weg. Eine junge Frau, eigentlich noch ein Mädchen bot ihr einen Korb Früchte an. „Göttin des Ruhmes, ich habe für euch Opfergaben meiner Familie. Wir hoffen ihr könnt meinen Bruder endlich eine Braut finden lassen." Glorie sah das Mädchen an, anscheinend wollte sie die Bitte gar nicht aussprechen. „Eure Bitte wird ihren Weg finden. Vertraut." Am liebsten hätte Glorie direkt in einen der saftigen Äpfel gebissen. Aber die nächsten standen schon mit Opfergaben vor ihr.

 Als die Krieger mit den Gefangenen ankamen stand neben ihr ein Berg aus Opfergaben. Vor Glorie standen nur fünf Gefangene, somit waren Thea und Josua leicht aus zu machen. Thea und Josua sahen sie beide verwundert an. Ihre Blicke schienen sie zu fragen, was sie hier zu tun hatte. „Dorfbewohner, seht die Göttin der Luft und den Gott des Schabernacks. Sie beide haben euch auf die Probe gestellt. Wir werden uns in Ruhe besprechen und euch mitteilen, wie ihr abgeschnitten habt." Glorie winkte dem jungen Krieger von eben. „Könnt ihr uns eine Unterkunft zum Beraten zeigen?" Er nickte. Jetzt war er nicht mehr so vorlaut. In einem Zimmer angekommen, schloss Glorie die Tür hinter ihnen. „Was machst du hier?" „Warum bist du nicht in der Hydrangea 4?" „Wo ist Flo?" „Wozu das Kleid und seit wann bist du eine Göttin?" „Was hast du vor?" Sie konnte nur grinsen auf die vielen Fragen ihrer Kollegen und Retter. „Wie hat euch meine Vorstellung gefallen?" Die beiden schauten Glorie irritiert an. „Ich musste mir etwas einfallen lassen. Flo war unterwegs euch suchen und ich war im Schiff. Dann sind Krieger aus diesem Dorf vorbeigekommen und ich habe mich als Göttin des Ruhmes ausgegeben. Ganz einfach." Josua zog eine Augenbraue hoch. „Und das haben sie dir abgekauft?" Glorie grinste. „Die meisten Männer haben denselben Ur-Instinkt. Dieses Kleid ist sehr kurz, man sieht genügend überzeugende Argumente." „Wie werden wir jetzt hier rauskommen. Also aus diesem Dorf." Glorie dachte kurz scharf nach. „Wir werden einfach sagen, dass wir weitermüssen." Thea sah sie skeptisch an. „Das wird nicht so einfach gehen." „Wieso das? Die Idee von Glorie ist doch genial." Josua fand ihren Vorschlag großartig. Thea setzte sich auf einen Sessel. „Nun denn, ihr Göttin weihet uns ein in eure Pläne." Sie sprach so geschwollen wie nur möglich, was Glorie zum Grinsen brachte. „Also wir werden die Nacht hier verbringen. Morgen dann werden wir dem Dorf verkünden, wie gut sie doch nicht bei unserer Prüfung abgeschnitten haben. Nach dem Essen werden wir uns wieder zum Raumschiff aufmachen, mit der Begründung zurück in das göttliche Reich zu müssen." Thea fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Haben wir auch eine Plan B?" „Derzeit nicht. Könnt euch aber beide einen einfallen lassen." Es klopfte an der Tür. „Herein." Ein paar Mädchen trugen die Opfergaben in den Raum, die Körbe stapelten sich in einer Ecke. Beim Verlassen verbeugte sich jedes der Mädchen, ehe es den Raum verlies. Lächelnd nahm sich Glorie einen der saftigen Äpfel und biss hinein. Er schmeckte köstlich. Zögerlich griffen auch Thea und Josua zu den verschiedenen Früchten. Eigentlich würde sie gerne länger bleiben, dieses Dorf hatte gutes Obst zu bieten.